Der Jugendforscher sieht eine zunehmende gesellschaftliche Spaltung. „Dem oberen Drittel geht es so gut wie nie zuvor. Sie haben den finanziellen Background ihrer Eltern, Top-Ausbildungen, gute Karriereaussichten und entsprechend hohe Ansprüche ans Wohnen.“ Spätestens wenn die Kinder kommen, ziehe es diese Zielgruppe an den Stadtrand oder aufs Land.
Im unteren Drittel, „der resignierten Unterschicht“, ist dieses Phänomen weniger verbreitet. „Diese Gruppe ist froh, wenn sie eine leistbare Mietwohnung, oft eine Sozialwohnung, bekommt.“ Von Eltern, die ein Eigenheim mitfinanzieren können, kann diese Gruppe nur träumen. Gewohnt wird, wo es Arbeit gibt – und das ist oft nicht am Land.
Zwischen diesen Gruppen sieht Heinzlmaier die „bürgerliche Mittelschicht“, die sich in Zeiten der hohen Inflation fürchtet, den Sozialstatus, den sie vom Elternhaus mitbekommen haben, nicht halten zu können. Sich wie die eigenen Eltern einen gewissen Wohlstand zu erarbeiten, ist für sie schwierig bis unrealistisch. Damit setzt auch ein gesellschaftlicher Wandel ein. Werte verschieben sich. Karriere zu machen und diese als Statussymbol vor sich herzutragen, wird uninteressant. „Junge Menschen wollen tendenziell gar nicht mehr Vollzeit arbeiten und sich mehr aufs Private und die Familie konzentrieren“, sagt Heinzlmaier. Anders formuliert: „Ein außenorientiertes Leben ist bei einer großen Zahl von Menschen immer unattraktiver.“ Und damit auch die repräsentative Penthouse-Wohnung in Innenstadtlage – die sich jene, die nicht ein kleines Vermögen erben, ohnehin nicht erarbeiten können.
Dass die Städte schrumpfen und das Umland wieder mehr Bewohner bekommt, sieht man übrigens auch in Deutschland. Unter anderem zählte Frankfurt im Vorjahr um 1,3 Prozent weniger Einwohner als noch im Jahr zuvor.
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