Japanische Autobauer rufen 3 Mio. Autos zurück

epa01649396 (FILE) photograph dated 27 October 2006 showing hundreds of vehicles for export lined up at the Oppama Wharf, southwest of Tokyo, Japan. apan's industrial production fell by 10 per cent in January - the biggest monthly drop since records began more than half a century ago, the Japanese government announced on 27 February 2009. The country's car production plunged a record 41 per cent year-on-year in January, according to the Japan Automobile Manufacturers' Association. It said 576,539 vehicles were produced in January 2009 compared with 976,975 for the same month of 2008. EPA/FRANCK ROBICHON
Es könnte sein, dass sich der Airbag am Beifahrersitz im Notfall nicht aufblase. Eine Zunahme an Rückrufen ortet der ÖAMTC aber nicht.

Kaum ein Monat vergeht, in dem nicht zumindest ein großer Autoproduzent ein oder mehrere Modelle in die Werkstätten zurückholt. Diese Woche sind wieder die Japaner an der Reihe.

Airbag könnte streiken

Toyota und drei weitere japanische Hersteller rufen weltweit zusammen rund 3,4 Millionen Fahrzeuge wegen Airbag-Problemen zurück. Neben Toyota sind Honda, Mazda und Nissan betroffen - Toyota mit 1,73 Millionen Fahrzeugen am stärksten. Auch Kunden in Europa sind aufgerufen, ihre Fahrzeuge mit Airbags der japanischen Firma Takata in die Werkstätten zu bringen. Es könne sein, dass sich der Airbag am Beifahrersitz im Notfall nicht aufblase, sagte ein Toyota-Sprecher. Tote oder Verletzte gab es den Angaben nach bisher nicht im Zusammenhang mit dem Airbag-Problem.

Toyota bietet den Kunden an, den defekten Mechanismus am Airbag auszutauschen. Die Reparatur nehme bei den meisten Modellen ein bis maximal zweieinhalb Stunden in Anspruch. Zu den Kosten des Rückrufs wurden keine Angaben gemacht.

Der Airbag-Hersteller Takata teilte mit, er sei von den Autobauern über einen Rückruf in der Größenordnung von zwei Millionen Fahrzeugen informiert worden, nicht 3,4 Millionen. Takata-Aktien verloren an der Tokioter Börse neun Prozent.

ÖAMTC: Rückrufe haben nicht zugenommen

Doch haben Rückrufe in den vergangenen Monaten zugenommen? Diesen subjektiven Eindruck kann Thomas Stix entkräften: „In Österreich ist die Anzahl der Rückrufe ziemlich ausgeglichen und liegt seit Jahren bei rund 100“, so der Techniker in der ÖAMTC-Konsumentenschutzabteilung im KURIER-Gespräch.

Hier müsse zwischen der Anzahl der Mängel und der Zahl der dann jeweils betroffen Pkw unterschieden werden. Wird ein Teil eines Zulieferers in mehreren Modellen unterschiedlicher Hersteller verbaut – so wie es nun mit dem Airbag der Fall ist – kann es schon vorkommen, dass weltweit Millionen Autos zurückgerufen werden.

In Österreich sieht das Gesetz vor, dass Hersteller bei einem Sicherheitsmangel sofort das Konsumentenschutzministerium verständigen und die betroffenen Autos zurückrufen. „Man kann sich einen großen Imageverlust einhandeln, deshalb sind die Hersteller dahinter, dass alles gesetzeskonform abläuft“, sagt Stix. Bei Komfortmängeln bestehe allerdings keine Informationspflicht.

Der ÖAMTC führt als Serviceleistung eine Rückruf-Datenbank, die auf der Website abrufbar ist.

Kia Österreich

Von der internationalen Rückrufaktion von Fahrzeugen des südkoreanischen Autoherstellers Kia in der vergangenen Woche ist auch Österreich betroffen. Der Grund sind defekte Bremslicht-Schalter. Etwa dreieinhalbtausend Autos sind laut Kia Austria betroffen.

Warnleuchte macht Chrysler zu schaffen

Japanische Autobauer rufen 3 Mio. Autos zurück
epa03561728 (FILE) A file photo dated 26 April 2012 showing a Jeep Grand Cherokee outside of Chrysler's Jefferson North Assembly in Detroit, Michigan, USA, 26 April 2012. Chrysler reported 30 January 2013 1.7 billion dollars in profit in 2012, some nine times the amount earned in 2011 or twice as much after removal of special items. Revenues for 2012 rose 20 per cent to 65.8 billion dollars. Chrysler reported selling 2.2 million vehicles, with its primary market the United States where its share of the market rose from 10.5 to 11.2 per cent. EPA/JEFF KOWALSKY *** Local Caption *** 50315681
Erst am Mittwoch rief die Fiat-Tochter Chrysler weltweit mehr als 263.000 Fahrzeuge zurück.

Insgesamt 140.000 Autos müssten wegen fehlerhafter Warnleuchten in die Werkstätten zurückkehren. Bei knapp 79.000 Geländewagen gebe es Schwierigkeiten mit einem Hitzeschild, der abfallen und den Antrieb stören könnte. Bei 30.000 Geländewagen aus dem vergangenen Jahr müsse ein Kabel für die Benzinzufuhr ausgetauscht werden.

In allen Fällen sind in erster Linie Autos in den USA betroffen.

Diesmal geht es um möglicherweise defekte Beifahrerairbags. Ein andermal um möglicherweise sich entflammende Kraftstoffleitungen. Rückrufe von Millionen von Autos in die Werkstätten scheinen sich zu häufen. Ein Irrtum, so ÖATMC-Technik-Chef Max Lang. „Laut unserer Datenbank sind in den vergangenen Jahren die Rückrufe nicht signifikant mehr geworden.“ Die Mängel seien auch nicht gefährlicher geworden.

Über einen längeren Zeitraum sei aber sehr wohl eine Änderung zu beobachten. Der Siegeszug der Elektronik in den Fahrzeugen brachte Fehlerquellen mit sich, die es früher nicht gab, so Lang. So kann heute ein spinnender Chip das Fahrzeug gegen den Willen des Lenkers in Bewegung setzen, was ohne Elektronik nicht möglich war. Auch kann ein Lenker, unbeabsichtigt oder gewollt, durch falsche Bedienung Aktionen auslösen, an die der Autohersteller bei der Entwicklung gar nie dachte. „Die Autohersteller sind deshalb sehr vorsichtig geworden und gehen lieber auf Nummer sicher“, sagt Lang. Verschärft wird dieser Trend durch immer strengere Gesetze und besseren Konsumentenschutz. Vor allem in den USA kann ein durch einen Mängel verursachter Unfall zu horrenden Schadenssummen und verheerenden Imageverlusten führen, wie sie vor allem Toyota in den vergangenen Jahren erlebte. Daran ändert sich auch nichts, wenn sich später als Ursache ein Fehler des Autofahrers herausstellt. Die japanischen Autohersteller sind in den USA besonders stark vertreten, verkaufen dort deutlich mehr Autos als europäische Marken, und rufen besonders schnell besonders viele Autos zurück.

Verstärkt wird dieser Trend aber auch durch die zunehmende Globalisierung und die Konzentration der Automobil-Zulieferer. Ein und der selbe Zulieferer beliefert wie auch jetzt bei den möglicherweise defekten Beifahrerairbags nicht nur einen japanischen Autohersteller, sondern viele weitere, auch der VW-Konzern wurde genannt. VW-Importeurssprecher Richard Mieling betont jedoch: „VW ist davon nicht betroffen.“ Immer höhere Massenproduktionen gerade von unscheinbaren Teilen sollen die Kosten senken helfen.

Rückrufaktionen werden somit auch künftig zum Alltag gehören. Kein Wunder, dass Autohersteller diese inzwischen als besonderen Dienst am Kunden verkaufen.

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