Zweites Leben für Firmen-Notebooks: ACPs Schritt zur nachhaltigen IT
Es muss nicht immer alles neu gekauft werden, wenn Vorhandenes technisch genauso gut funktioniert. Während dieser Umwelt- und Nachhaltigkeitsgedanke sich bei Smartphones schon länger etabliert hat und der Handel mit gebrauchten Endgeräten boomt, gibt es für IT-Geräte in Unternehmen noch kaum ein „zweites Leben“. Notebooks oder Desktop-PC werden ausgemustert oder irgendwo in ein Kasterl verräumt, obwohl sie noch voll funktionstüchtig sind. Der Wiener IT-Dienstleister ACP will dies nun ändern und die Kreislaufwirtschaft in der Branche forcieren.
Das geht so: Unternehmen, die Neugeräte ordern, kaufen diese nicht, sondern leasen sie. Nach einer bestimmten Zeit, in der Regel nach drei Jahren, werden die Geräte von ACP wieder abgeholt, neu aufbereitet und einer Nachnutzung zugeführt. Für jedes einzelne Altgerät erhalten die Unternehmen ein zertifiziertes Datenlöschprotokoll. Danach bringt ACP die Laptops zu Partnerfirmen, die sie über Online-Shops an Privatkunden weiterverkaufen. „Private können dadurch Highend-Business-Geräte zu günstigen Preisen erwerben“, erläutert Elzana Suljevic, ACP Projekt-Ownerin Kreislaufwirtschaft & Remarketing, dem KURIER. Als Beispiel nennt sie ein HP Elite Notebook, das aktuell um 329 Euro angeboten wird. Auch Firmenkunden könnten die Refurbed-Geräte erwerben. Größter Partner von ACP ist die gemeinnützige IT-Firma AfB („Arbeit für Menschen mit Behinderung“, Anm.).
Austauschpotenzial bei 155.000 Geräten
Mehr als 25.000 Notebooks bei 50 Kunden wurden auf diese Weise bereits weiterverwertet, doch das ist erst der Anfang. „Wir sehen ein Austauschpotenzial bei unseren Kunden von 155.000 Geräten“, sagt Suljevic. Darüber hinaus würden in den nächsten Monaten österreichweit mehrere Hunderttausend sogenannte Corona-Geräte (unter anderem IT-Hardware, die für den Homeoffice-Einsatz am Beginn der Pandemie angeschafft wurde) ausgemustert. „Das wird routinemäßig erneuert, obwohl die Geräte noch nicht veraltet sind“, weiß Suljevic.
Eigenes Geschäftsmodell
ACP hat aus dem Hardware-Leasing mit anschließender Zweitverwertung ein eigenes Geschäftsmodell entwickelt. Vorteil für die Firmenkunden sei, die IT-Geräte nicht als Anlage verbuchen zu müssen und durch das „nachhaltige Finanzierungsmodell“ bei Banken ein besseres Rating zu erhalten. „Während Software als Service am Markt schon lange etabliert ist, hat Hardware als Service noch viel Potenzial“, ergänzt ACP-Chef Rainer Kalkbrener.
Als herstellerunabhängiger IT-Dienstleister bietet ACP seit mehr als 30 Jahren seinen Geschäftskunden die gesamte Palette von Hard- und Software bis zu Rechenzentrums-Services und IT-Finanzierungen wie eben das Hardware-Leasing.
Tablets für Schulen
Die Kundenpalette ist breit gestreut und reicht von mittelständischen Unternehmen bis zu staatlichen Einrichtungen wie Schulen. So stattete ACP beispielsweise 665 Schulen mit mehr als 100.000 Tablets aus. Eine Kreislaufwirtschaft mit Schul-Laptops sei schwierig, meint Kalkbrener, da die Schüler die Geräte erwerben.
Zur ACP-Gruppe gehören 35 Firmen an 50 Standorten in Österreich und Deutschland. Insgesamt werden 2.480 Mitarbeiter beschäftigt, darunter rund 100 Lehrlinge. Es gibt eine eigene Lehrlingsakademie – eine Seltenheit in der IT-Branche. Ebenfalls unüblich ist die Mitarbeiterbeteiligung. Das Unternehmen ist im Eigentum von 115 Mitarbeitenden, wobei rund zehn Kernaktionäre größere Anteile halten. Die Beteiligungen sind vor allem ein Asset zur Mitarbeiterbindung. Durch die schwache Konjunktur hätte sich der Fachkräftemangel in der IT-Branche etwas entspannt, meint Kalkbrener. Der Umsatz im Ende März 2024 abgelaufenen Geschäftsjahres konnte von 900 auf 930 Mio. Euro gesteigert werden. Für 2025 soll die Milliardengrenze geknackt werden.
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