Investoren auf der Bremse: Start-ups sammeln 60 Prozent weniger Geld ein

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Im ersten Halbjahr gab es zwar mehr Finanzierungsrunden, das Geld saß bei den Investoren aber nicht mehr so locker

Geld bei Investoren einsammeln war schon einmal leichter. Das merken auch Start-up-Unternehmer. Österreichweit gab es im ersten Halbjahr 2023 zwar mehr Finanzierungsrunden, es ging dabei unter dem Strich aber um deutlich geringere Summen. Das zeigt das Start-up-Barometer des Beraters EY. Die Investmentsumme fiel demnach in den ersten sechs Monaten 2023 nur halb so hoch aus wie im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Konkret schrumpfte sie von 884 auf 356 Millionen Euro. Also um rund 60 Prozent.

Wobei die Hälfte dieser Summe auf die Konten der beiden größten Finanzierungsrunden geht. Und damit zu den Start-ups Gropyus und Myflexbox.

Das durchschnittliche Finanzierungsvolumen fiel laut den EY-Auswertungen zuletzt um ein Drittel geringer aus. „Klammert man die beiden außergewöhnlichen Jahre 2021 und 2022 als Sondereffekte aus, zeigt sich aber dennoch eine positive Entwicklung des heimischen Start-up-Ökosystems. In den ersten sechs Monaten 2023 gab es fast mehr als doppelt so viel Geld für Österreichs Start-ups wie im besten Vergleichszeitraum vor der Pandemie“, analysiert Florian Haas, Head of Start-up bei EY Österreich.

Ebenfalls erfreulich sei vor allem, dass trotz der schwierigen Rahmenbedingungen und Zurückhaltung von Investorengruppen so viele österreichische Start-ups wie in keinem Vergleichszeitraum davor neues Investmentkapital eingesammelt haben. Haas: „Es wird nach wie vor in Österreichs Start-ups investiert und das Ökosystem bleibt attraktiv für Geldgeber:innen.“

Giftige Melange

Start-ups seien momentan mit einem äußerst herausfordernden Umfeld konfrontiert. „Die Kombination aus wirtschaftlicher Unsicherheit, massiv erhöhten Energiekosten und hoher Inflation hat viele Investorengruppen zu einem strategischen Umdenken gebracht, was eine starke Zurückhaltung bei Finanzierungen von Start-ups zur Folge hat.“

Szene in Wien

Im Bundesländervergleich kann Wien seinen Titel als Start-up-Hotspot gegenüber den anderen Bundesländern halten: Mit 52 Finanzierungsrunden (2022: 47) vereinigten die Hauptstadt-Jungfirmen jede zweite der hierzulande gezählten Finanzierungsrunden auf sich (2022: 60 %). Wie im Vorjahr folgen auf Rang zwei und drei Oberösterreich (11 Runden, 2022: 11) und die Steiermark (9 Runden, 2022: 8).

Gropyus: 100 Millionen Euro

Die 2019 gegründete Firma entwickelt und baut voll digitalisierte Wohngebäude aus vorgefertigten Modulen. In Österreich, Deutschland und Liechtenstein beschäftigt das Unternehmen derzeit rund 300 Personen

Myflexbox: 75 Millionen Euro

Das Logistik-Scale-up ist ein Smart City-Unternehmen der Salzburg AG mit dem Ziel, langfristig den Abholzettel im Briefkasten zu ersetzen. Endkund:innen sollen mit Myflexbox 24/7, bequem und kontaktlos Pakete sowie Waren empfangen, versenden und sogar retournieren können. Der Spezialist für die letzte Meile hat sich mit aktuell 300 Standorten laut eigenen Angaben zum größten anbieterunabhängigen Smart Locker-Netzwerk in Österreich und somit zu einem etablierten Player im Bereich Smart City entwickelt. Selbst gestecktes Ziel: Bis Ende 2025 soll das Netz rund 1.000 Standorte umfassen.

neoom: insgesamt 41 Millionen Euro

Das von Walter Kreisel und Philipp Lobnig gegründete Clean-Tech Unternehmen bietet u.a. Lade- und Speicherinfrastruktur für Solarspeicherkraftwerke für Privat- und Gewerbekunden an. Nach Eigenangaben hat die Firma in Österreich einen Marktanteil von ca. 20 Prozent bei Batteriespeichern. neoom beschäftigt aktuell rund 230 Mitarbeitende an vier Standorten (Freistadt, Wien, Nürnberg, Zürich). 2022 setzte man 54 Mio. Euro um, für heuer wird das Doppelte erwartet.

Prewave: 18 Millionen Euro

Die auf künstlicher Intelligenz basierende Software von Prewave soll Industrieunternehmen helfen, Ausfallrisiken in deren Lieferketten anhand von öffentlichen Informationen automatisch und frühzeitig zu erkennen.

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