Internorm: 150 Einfamilienhäuser pro Tag

Fensterproduktion bei Internorm
Der heimische Fensterriese verkauft täglich 4500 bis 5000 Fenster in 21 europäischen Ländern.

"Bei Internorm leben wir von der Hand in den Mund." Auf den ersten Blick wirkt diese Aussage von Christian Klinger, dem Chef und Miteigentümer eines der größten Fensterhersteller in Europa, eher seltsam. Bei näherer Betrachtung ist sie schon schlüssiger. Klinger: "Wir entwickeln Fenster für die Bedürfnisse unserer Endkunden." Und diese sind zum größten Teil Häuslbauer. Klinger: "Das klingt bei unserer Größe ein wenig seltsam, aber die durchschnittliche Auftragsgröße sind drei Fenster."

Konkret muss Internorm im Durchschnitt täglich 4500 bis 5000 Fenstereinheiten - 2 Einheiten sind ein Fenster - an rund 150 Häuslbauer verkaufen, um zumindest das Volumen zu halten. Das heißt allerdings auch, dass nichts auf Lager produziert werden kann, weil die Fenster für Einfamilienhäuser im Gegensatz zum großvolumigen Wohnbau mit Einheitsgrößen unterschiedlich groß sind.

Möglich ist das nur durch den Vertrieb über Partner – europaweit gibt es 1300 Vertriebspartner in 21 Ländern – und durch selbst entwickelte Programme für die Abläufe von der Auftragsannahme über die Produktion bis zur Auslieferung. Klinger: "Das haben wir alles selbst entwickelt, denn so etwas gibt es nicht von der Stange." Die größte Herausforderung ist, die Produktion in den drei österreichischen Fabriken trotz des kleinteiligen Geschäfts konstant auszulasten: "Unser Geschäft ist sehr kapitalintensiv und erfordert hohe Investitionen. Das heißt aber, dass die Maschinen zumindest fünf Tage in der Woche 24 Stunden laufen, damit es sich rechnet."

Sanierung und Neubau

Aus dem Projektgeschäft, also der Belieferung von großvolumigen Bauten, hat sich Internorm bereits in den 1990er-Jahren zurückgezogen. Dieses Geschäft ist, so Klinger, zu anfällig für Verluste, weil auch die Konkurrenz größer ist. Klinger: "Wenn die Produktion eine gewisse Größe hat und nicht ausgelastet ist, nimmt man schon den einen oder anderen Großauftrag herein, um die Auslastung zu steigern." Die Folge sei ein beinharter Preiswettbewerb, der in der Vergangenheit auch schon große Mitbewerber in die Pleite schlittern ließ.

Internorm: 150 Einfamilienhäuser pro Tag
Internorm-Chef und Miteigentümer Christian Klinger
Eine andere Entscheidung hat Internorm "Gott sei Dank" nicht getroffen. Vor einigen Jahren wurde überlegt, ganz aus dem Neubau auszusteigen und sich ausschließlich auf Haus- und Wohnungssanierung zu konzentrieren. Ab 2012 schrumpfte wegen der Investitions-Unlust der privaten Hausbesitzer das Sanierungsgeschäft. Klinger: "Da haben wir uns rückbesonnen, dass der Neubau auch ganz interessant sein kann." Das Sanierungsgeschäft trägt aber mit 60 Prozent nach wie vor den größeren Anteil am Umsatz von 307 Millionen Euro.

Für die kommenden Jahre peilt Klinger bei Internorm weiteres organisches Wachstum an. Weiter wachsen durch Zukäufe soll auch die Beteiligungs-Holding IFN, über die neben Fenstern auch etwa Sonnen- und Insektenschutzprodukte hergestellt und vertrieben werden (siehe Bericht links unten). Die Richtung der Expansion? Klinger: "Unsere Überschrift ist Fenster, Türen, Fassaden, Sonnenschutz."

Internorm

Der führende europäische Fensterhersteller (Stammsitz: Traun, OÖ) produziert in drei Werken mit 1800 Mitarbeitern in Österreich und vertreibt seine Fenster über 1300 Partner in 21 europäischen Ländern. 2015 stieg der Umsatz um vier Prozent auf 307 Millionen Euro. Hauptmarkt ist Österreich, 55 Prozent werden exportiert.

IFN-Holding

In ihr sind neben Internorm die Familien-Anteile an weiteren Firmen „geparkt“. Zur Gruppe, die neben Internorm weitere 150 Millionen Euro umsetzt und 1000 Mitarbeiter zählt, gehören der Sonnenschutzspezialist Schlotterer, der Fassadenbauer GIG und der Türenhersteller Topic.

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