Internationales Gedränge um Öl- und Geldhahn der Saudis

Boris Johnson beim saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman.
Der Golfstaat will mit einem Budget von 580 Milliarden Dollar bis 2030 einen Strukturwandel seiner Wirtschaft erreichen.

Klinken putzen in Saudi-Arabien. Für westliche Wirtschaftsdelegationen und Politiker gehört das zum aktuellen Programm. Diese Woche war auch der britische Premier Boris Johnson beim saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman vorstellig, was Johnson heftige Kritik einbrachte. Er würde auf der Suche nach billiger Energie sämtliche Moralvorstellungen über Bord werfen und einem „Diktator“ schmeicheln, der gerade mehr als 80 Menschen an einem Tag hinrichten ließ. Und dann komme er auch noch mit leeren Händen nach Hause. Also ohne Zusage der Saudis, den Ölhahn weiter aufzudrehen, so die Kurzversion der Vorwürfe. Damit ist das Spannungsfeld zu Saudi-Arabien umrissen – Moralvorstellungen versus wirtschaftliche Interessen. Letztere gehen weit über die Ölfelder hinaus.

Etwa zu dem staatlichen Investitionsfonds, den das Königshaus mit 580 Mrd. US-Dollar befüllt hat. Dieser soll die Abhängigkeit von Öl- und Gas verringern. Ausgerechnet in Saudi-Arabien. Und bis zum Jahr 2030. Bis dahin sollen 50 Prozent der Energie aus Erneuerbaren kommen, also aus Solar- und Windkraft und in weiterer Folge aus grünem Wasserstoff. Sonne, Wind und Geld gibt es vor Ort zur Genüge, was fehlt, ist das Know-how westlicher Partner. Diese stehen bereits Schlange. Vorige Woche waren etwa Delegationen aus Griechenland, Österreich und Belgien in Riad, chinesische Geschäftsleute sind omnipräsent.

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