Insolventer Tankstellenbetreiber Stiglechner hat 188 Millionen Euro Schulden
Die Firmen Julius Stiglechner GmbH und Stiglechner Tankstellen GmbH haben heute, Freitag, beim Landesgericht Linz ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung beantragt. Das bestätigt der Österreichische Verband Creditreform dem KURIER. 573 Mitarbeiter sind von den beiden Pleiten betroffen.
Die Stiglechner-Gruppe ist ein seit 102 Jahren bestehendes Familienunternehmen und umfasst den Betrieb von Tankstellen der Marken bp, Shell, Eni und IG sowie die Abwicklung des Tankkartenprodukts „IQ Card“.
"Julius Stiglechner GmbH fungiert als Konzernobergesellschaft der Stiglechner-Gruppe und verfügt auch über zahlreiche Beteiligungen. Die Stiglechner Tankstellen GmbH ist in der operativen Führung von Tankstellen, Shops, Gastronomiebetrieben und Waschstraßen sowie im Verkauf von Treibstoffen tätig, hält jedoch keine Beteiligungnen", heißt es weiters.
Insolvenzursachen Teil 1
"Die wesentlichsten Ursachen für die nun vorliegende Liquiditätskrise der Stiglechner-Gruppe waren einerseits negative Veränderungen der zu erzielenden Margen aus dem Treibstoffverkauf aufgrund der Entwicklung des Ölpreises seit dem (infolge des Ukraine-Kriegs) Rekordjahr 2022 und andererseits die aufgrund des Zinsanstiegs der letzten Jahre gestiegenen Finanzierungskosten", heißt es in den Insolvenzanträgen.
Insolvenzursachen Teil 2
"Aufgrund der sich erstmals im Geschäftsjahr 2023 abzeichnenden Verlustsituation wurde im März 2024 mit den finanzierenden Banken ein Restrukturierungsprozess eingeleitet. Hierzu ist auszuführen, dass aufgrund der bilateral gewährten Finanzierungslinien von siebzehn unterschiedlichen Finanzinstituten im Ausmaß von rund EUR 110 Mio., welche jeweils bilateral mit den im Eigentum stehenden Liegenschaften besichert wurden, eine komplexe Finanzierungssituation bestand", heißt es im Antrag weiters. "Auf Grundlage einer zwischen den finanzierenden Banken einerseits und den Stiglechner-Gruppengesellschaften andererseits abgeschlossenen Restrukturierungsvereinbarung wurde eine umfassende wirtschaftliche Reorgonisation der Stiglechner-Gruppe vorangetrieben. lnsbesondere wurden gezielt Tankstellen (und sonstige Liegenschaften) verkauft, geschlossen oder durch Umstellung des Betriebs Auf Tankautomaten operativ profitabler gestaltet, sowie eine Vereinfachung der Konzernstruktur durch die lntegration der Serviceleistungen aus den (innerhalb der Stiglechner-Gruppe bestehenden bzw. zwischenzeitig liquidierten/verschmolzenen) Servicegesellschaften weitgehend umgesetzt."
Insolvenzursachen Teil 3
"Zentrales Element der im September 2024 abgeschlossenen Restrukturierungsvereinbarung, welche auf einer von Actum GmbH plausibilisierten Fortbestehensprognose basierte, war neben der Stundung von Kredittilgungen und der Aufrechterhaltung der Finanzierungslinien die Verpflichtung zur Abhaltung eines lnvestorenprozesses, mit dem Ziel, eine weitgehende Abschichtung der finanzierenden Banken herbeizuführen", heißt es im Antrag weiters. "Nachdem eine mögliche Transaktion mit einem strategischen lnvestor Anfang 2025 scheiterte, wurde von der Stiglechner-Gruppe auf Anforderung der Banken ein namhafter MBA-Berater mandatiert, welcher eine breit gestreute internationale lnvestorenansprache vornahm. Dieser Prozess mündete darin, dass ein namhafter strategischer lnvestor am 21.11.2025 ein Angebot auf Erwerb sämtlicher Anteile an der Stiglechner-Gruppe samt Gewährung einer aufgrund eines außerplanmäßigen Rückgangs des Treibstoffpreises notwendigen Überbrückungsfinanzierung ab Jänner 2026 in Höhe von EUR 10 Mio. unterbreitete, jedoch mit der Maßgabe, dass die Banken einen signifikanten Forderungsverzicht abgeben. Nachdem im Bankenkreis keine Einigung in Bezug auf die Lastenverteilung erzielt werden konnte, scheiterte der lnvestorenprozess abrupt, was dazu führte, dass am 04.12.2025 die Restrukturierungsvereinbarung aufgekündigt und sämtliche Finanzierungen von den Banken fällig gestellt wurden."
Die Schulden
Die Passiva betragen bei der Julius Stiglechner GmbH zirka 166 Millionen Euro, davon entfallen rund 46 Millionen Euro auf Ab-und Aussonderungsrechte von Gläubigern und die Stiglechner Tankstellen GmbH hat rund 22 Millionen Euro Schulden.
Die Sanierung
Den Gläubigern wird in beiden Verfahren ein Sanierungsplan mit einer Quote von 20 Prozent angeboten.
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