Inflationsangst heizt Wohnpreise an

In der Finanzkrise setzen Anleger vermehrt auf Sachwerte. Als Folge sind die Preise für Eigentumswohnungen um gut fünf Prozent gestiegen.

Immobilienverkäufer reiben sich derzeit die Hände. Die Österreicher lösen Sparbücher und Lebensversicherungen auf und kaufen Wohnungen, als gäbe es kein Morgen.

„Die Unsicherheit über die weitere Währungsentwicklung des Euro und die Angst vor einer steigenden Inflation veranlassen immer mehr Menschen, ihre Ersparnisse in Immobilien zu investieren“, beobachtet Andreas Wollein, Makler und Vorstand des Österreichischen Verbandes der Immobilientreuhänder (ÖVI).

Eigentumswohnungen in guten Lagen sind in den vergangenen zwei bis drei Jahren um jährlich fünf bis sechs, insgesamt bis zu 20 Prozent, in die Höhe geschnellt. Unter 2000 Euro pro m² sind auch Wohnungen in weniger guten Lagen kaum mehr zu bekommen.

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In guten Wiener Lagen zahlen Käufer 3500 bis 5000 Euro pro m². Im 1. Wiener Bezirk gelten andere Regeln. Kaufpreise zwischen 8000 und 16.000 Euro pro m² sind keine Seltenheit.

Der 2. Wiener Bezirk hat stark aufgeholt und nähert sich auch preislich immer mehr dem 1. Bezirk an. Die beliebtesten Bezirke sind 6 bis 9, hier müssen Wohnungen nicht lange auf ihre Besitzer warten. Am billigsten kauft man in den Bezirken 10, 11 und 15. In schönen Lagen (nicht Gürtelnähe) des 16. und 17. Bezirks haben die Kaufpreise zugelegt. Große Nachfrage herrscht traditionell in den Bezirken 13, 18 und 19.

Hohe Renditeerwartungen sind es nicht, die zum Kauf verleiten. Vielmehr scheint der Besitz selbst und das Gefühl, sein Geld sicher geparkt zu haben, die eigentliche Kaufmotivation. Auch die Nutzung ist zweitrangig. Ob die Wohnung vermietet oder von den Kindern genutzt wird, ist zum Zeitpunkt des Kaufs oft noch unklar. Die Absicherung gegen die drohende Inflationsgefahr ist der Hauptgrund für den Immobilienkauf.

Die Bundesländer machen den Preisauftrieb generell mit. Allerdings ist in Salzburg bereits zu beobachten, dass gebrauchte Eigentumswohnungen in weniger gefragten Lagen im Preis eher sinken. Derzeit liegen die Preise bei 1500 Euro pro m².

Einfamilienhäuser sind generell preislich deutlich stabiler als Eigentumswohnungen. Sie werden ausschließlich für den Eigenbedarf gekauft und nicht als Anlageobjekte gesehen. Auch die Wohnungsmieten sind zuletzt kaum gestiegen.

Ausblick

Die Preise werden nicht weiter in diesen Ausmaß steigen, sind die Immobilientreuhänder überzeugt. Die Nachfrage nach Wohnungseigentum werde zwar auch in den nächsten 12 Monaten stark sein, prophezeit ÖVI-Geschäftsführer Anton Holzapfel: „Aber es gibt nicht genug Angebot am Markt.“

Die von Bundeskanzler Werner Faymann angedachte Streichung der zehnjährigen Spekulationsfrist beim Verkauf von Wohnungen und Einfamilienhäusern werde nicht annähernd die erhofften Mehreinnahmen von 700 Millionen Euro pro Jahr bringen, weist Holzapfel das Ansinnen zurück. Der Staat solle lieber Reformen im Baubereich durchsetzen statt Steuern zu erhöhen.

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