10,5 Prozent: Inflation im September so hoch wie seit 70 Jahren nicht
Die Inflation hat im September des heurigen Jahres laut der ersten Schnellschätzung der Statistik Austria die Werte während der Ölkrisen der Siebzigerjahre übertroffen. Bei 10,5 Prozent lag die Inflationsrate im September, der höchste Stand seit Juli 1952. Da lag die Inflation im Juli bei 14,1 Prozent und auf Jahressicht bei 17 Prozent. Eine ähnlich hohe Verbraucherpreis-Inflation wurde danach nur in den 1970er- und 1980er-Jahren verzeichnet.
Angefacht wurde die Inflation damals durch die beiden Ölkrisen. Mitte der 1970er-Jahre ging die hohe Teuerung auf ein Embargo einiger arabischer OPEC-Staaten im Zuge des Jom-Kippur-Kriegs zurück. Die Preise für Öl explodierten und trieben die Teuerungsrate 1974 in Österreich auf einen Jahresschnitt von 9,5 Prozent. Im darauffolgenden Jahr schwächte sich die Inflation mit 8,4 Prozent nur geringfügig ab, wie aus Daten der Statistik Austria hervorgeht.
Gegenüber dem Vorjahresmonat August 2022 ist die Inflationsrate um 1,6 Prozent gestiegen. Haupttreiber für die Inflation sind die starke Teuerung bei Haushaltsenergie, zweitwichtigster Preisstreiber sind die Treibstoffpreise. Moderate Preisansteige gibt es auch bei Nahrungsmitteln und in der Gastronomie.
Nach oben geschnellt ist auch der harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI), der laut vorläufiger Schätzung gegenüber dem Vorjahresmonat um 11 Prozent gestiegen sein dürfte. Im Vergleich zum Vormonat stieg das Preisniveau laut HVPI um 2,5 Prozent. Die endgültigen Zahlen werden am 19. Oktober bekannt gegeben.
Stärkster Anstieg seit Euro-Einführung
Auch in der Eurozone stieg die Inflation im September auf 10 Prozent. Das teilte das Statistikamt Eurostat am Freitag mit. Es ist der stärkste Anstieg seit Einführung des Euro als Buchgeld im Jahr 1999. Analysten hatten mit einer Inflationsrate von 9,7 Prozent gerechnet. Im Vormonat waren die Verbraucherpreise um 9,1 Prozent gestiegen, schon das war ein Rekord gewesen.
Getrieben wurde die Teuerung abermals durch den sehr starken Anstieg der Energiepreise, die sich zum Vorjahresmonat um 40,8 Prozent erhöhten. Auch Lebens- und Genussmittel verteuerten sich mit 11,8 Prozent deutlich. Industriegüter waren 5,6 Prozent teurer als ein Jahr zuvor, für Dienstleistungen mussten 4,3 Prozent mehr gezahlt werden. Die Kerninflation ohne Energie, Lebens- und Genussmittel stieg von 4,3 auf 4,8 Prozent.
Baltische Staaten mit höchsten Raten
Die höchsten Inflationsraten im Währungsraum wiesen mit mehr als 20 Prozent erneut die drei baltischen Staaten auf. So stiegen die Verbraucherpreise in Estland um 24,2 Prozent, in Litauen um 22,5 und in Lettland um 22,4 Prozent. In Deutschland betrug die nach europäischen Standards berechnete Inflationsrate 10,9 Prozent.
Die Europäische Zentralbank (EZB) strebt auf mittlere Sicht eine wesentlich niedrigere Inflationsrate von zwei Prozent an. Die EZB stemmt sich bereits mit höheren Zinsen gegen die hohe Teuerung, nachdem sie längere Zeit gezögert hatte. Für die kommenden Monate wird mit weiteren deutlichen Zinsanhebungen gerechnet.
Details zu den August-Zahlen
Im August lag die Inflationsrate in Österreich bei 9,3 Prozent, im Juli waren es 9,4 Prozent. Im August haben sich die Treibstoffpreise gegenüber Juli um 10,4 Prozent verbilligt, was der Grund für den leichten Rückgang zwischen Juli und August erklärt. Bei Haushaltsenergie, Nahrungsmitteln und in der Gastronomie blieb der Preisauftrieb aber aufrecht. Ohne die aktuelle Entwicklung bei den Treibstoffpreisen läge die Verbraucherpreis-Inflation (VPI) bei 9,9 Prozent, wie die Statistiker im August erklärten.
Angeheizt wurde die Inflation im August insbesondere von den Preisen für Wohnung, Wasser und Energie, die im Jahresabstand durchschnittlich um 13,8 Prozent stiegen. Innerhalb dieses Ausgabenbündels trug vor allem die Haushaltsenergie (+36,7 Prozent, Juli: +34,5 Prozent) zum Anstieg bei. Hoch blieben die Gaspreise mit einem Plus von 71 Prozent gegenüber dem Vorjahr, wobei sich diese in etwa auf dem Niveau vom Juli bewegten. Die Strompreise erhöhten sich zum Vorjahr um 11,9 Prozent. Im Juli hatte der Anstieg 10,2 Prozent betragen.
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