Nicht sofort, aber im Laufe der nächsten Jahre könne es wieder zu einer solchen „Stagflation“ kommen, wenn die Energiewende und notwendigerweise steigende CO2-Preise die Inflation anheizen, gleichzeitig aber das Wachstum in Europa mehr und mehr versiegt. Hüther: „Unsere Klimapolitik kann eine Stagflation auslösen.“ Dazu komme der Fachkräftemangel als zweiter langfristiger Preistreiber.
Und, so Hüther: „Das Risiko, dass die EU-Volkswirtschaften kaum noch wachsen, ist real. Dann nämlich, wenn wir die Transformation der Wirtschaft nicht hinbekommen und die Unternehmen in der Energiewende überfordern.“
Grundsätzlich sei ein solches Stagflations-Szenario ab der Mitte des Jahrzehnts nicht auszuschließen, sagt auch Wifo-Experte Josef Baumgartner im Gespräch mit dem KURIER. Bis es so weit komme, habe die „Wirtschaftspolitik aber noch ein Wörtchen mitzureden“.
Die Politik könne beispielsweise auf dem Arbeitsmarkt versuchen, den Fachkräftemangel in den Griff zu bekommen, in dem etwa das Beschäftigungspotenzial bei Frauen und Älteren besser ausgeschöpft wird. Die Politik könne gleichzeitig versuchen, die Energiewende so vernünftig umzusetzen, dass die Wirtschaft eben nicht überfordert werde und sie könne auch für hohe Investitionen in Forschung, Bildung oder Digitalisierung sorgen, um das Wachstum in Europa nachhaltig anzukurbeln.
Die aktuelle Wifo-Mittelfristprognose für die Jahre 2022 bis 2026 gibt jedenfalls vorerst keinen Grund zur Sorge. Die Inflation werde mit Raten zwischen zwei und drei Prozent zwar tendenziell höher sein als in der Jahren seit 2010 (unter zwei Prozent). Aber es werde weiterhin ein Wirtschaftswachstum geben, auch wenn es schwächer werde. Eine Stagnationsphase sei also nicht wirklich in Sicht.
In Zahlen: Heuer erwartet das Wifo dank eines absehbaren Konsumbooms eine Spitzenkonjunktur mit einem Wachstum von rund fünf Prozent. Bis 2026 wird freilich nur noch ein Durchschnittswachstum von 2,6 Prozent angenommen, weil die Wachstumsraten bis auf 1,8 Prozent absinken werden.
Um hier gegenzusteuern, empfiehlt Hüther den Corona-Wiederaufbaufonds zu einem dauerhaften Investitionstopf umzubauen. Ähnliche Vorstellungen haben auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und Italiens Premier Mario Draghi ventiliert. Hüther schwärmt: „Die EU als Investitionsunion. Das wäre großartig.“
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