Inflation für Wifo-Chef Felbermayr das geringere Übel

Dass die Europäische Zentralbank (EZB) rasch mit einer Zinserhöhung gegensteuert, erwartet der Wirtschaftsforscher nicht.

Gabriel Felbermayr, Chef des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo), rechnet damit, dass die Teuerungsrate in den kommenden Monaten ihren Höhepunkt erreicht. Dann werde sie voraussichtlich fallen, im Jahresdurchschnitt aber voraussichtlich über drei Prozent liegen, so der Wirtschaftsforscher in der ORF-"ZiB2".

Dass die Europäische Zentralbank (EZB) rasch mit einer Zinserhöhung gegensteuert, erwartet Felbermayr nicht. Zunächst müsse das Anleihen-Ankaufprogramm auslaufen, erst in einem zweiten Schritt werde es dann „wohl oder übel auch zu Zinsschritten kommen müssen“. Dies könne allerdings nicht so schnell gehen wie in den USA, weil einige Staaten der Eurozone, wie Italien, Griechenland und Portugal, sonst in Finanzschwierigkeiten geraten könnten.

Wirtschaftsforscher zur Teuerung

Ausschlaggegend für die hohe Inflation ist die laxe Geldpolitik der EZB, schon in den Jahren seit der Eurokrise ab 2010, so Felbermayr. In der Pandemie habe die Notenbank dann verstärkt Geld ins System gebracht, um Menschen und Unternehmen zu helfen. Das treibe nun zwar die Preise, aber „was wäre die Alternative gewesen“? Ohne Hilfsprogramm hätte es, so Felbermayr, eine ungleich massivere Wirtschaftskrise gegeben. „Die Inflation ist ein Teil der Rechnung und die werden wir jetzt bezahlen“, so der Ökonom.

Zuschüsse für Einkommensschwache

Gestiegen sind im Jahresvergleich vor allem die Kosten von Energie (der KURIER berichtete). Beobachter sehen deswegen die Gefahr, dass es sich immer mehr Menschen nicht mehr leisten könnten, ihre Wohnorte ausreichend zu heizen.

Eine befristete Halbierung der Mehrwertsteuer auf Energie, wie das die SPÖ fordert, hält Felbermayr für keine gute Idee. Diese würde nämlich auch jenen zugutekommen, die sich die höheren Preise leisten können. Noch weniger kann er der Idee, die Preise einzufrieren, abgewinnen, wie es die FPÖ fordert. Diese Maßnahme würde nämlich, so Felbermayr, die Knappheit voraussichtlich noch verschärfen. „Tatenlos zusehen“ müsse die Politik aber nicht. Sinnvoll wäre es laut dem Wirtschaftsforscher, einkommensschwachen Haushalten gezielt mit höheren Zuschüssen zu helfen.

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