In Wien gibt es wieder eine "Zielpunkt"-Filiale

Die Unternehmerin Manuela Atenelov.
Ein Jahr nach der Pleite der Handelskette: Zwei Unternehmer haben Rechte aus der Konkursmasse gekauft und starten mit Testfiliale.

Fast auf den Tag genau ein Jahr nach der Insolvenz und Zerschlagung der Handelskette hat am Donnerstag ein "Zielpunkt"-Supermarkt in Wien-Brigittenau nächst der Friedensbrücke aufgemacht. Von außen sieht der Markt gleich aus wie die einstigen Märkte, auch Logo und Farben sind die alten.

Neu sind die Betreiber: Die Großhandelsunternehmer Manuela und Ramas Atanelov hatten die Wortbildrechte aus der Konkursmasse gekauft. Die Filiale im 20. Bezirk ist eine erste Testfiliale. Gehen die Pläne der Unternehmer auf, sind weitere Filialen, auch in anderen Städten, geplant.

Gut besucht am ersten Tag

Die Atanelovs beliefern seit vielen Jahren Supermärkte, vor allem türkische Märkte, mit Obst und Gemüse. Zur Eröffnung heute Donnerstagfrüh war die Testfiliale gut frequentiert.

Der Konkurs der Lebensmittelkette ist nach Konsum und Libro gemessen an den Insolvenzschulden wohl die drittgrößte Handelspleite in Österreich seit dem Jahr 1992 und traf rund 2.700 Mitarbeiter. Mehrere Zielpunkt-Eigentümer waren in den vergangenen Jahren ohne großen Erfolg am Werk, nun scheiterte die Handelsgruppe Pfeiffer nach zwei Jahren mit ihrem Sanierungskonzept.

Konzentration am Lebensmittelmarkt zugenommen

Der Konkurs der Lebensmittelkette Zielpunkt war laut Creditreform unter anderem auf "die mangelnde Bereitschaft der Muttergesellschaft zur weiteren Betriebsmittelfinanzierung" zurückzuführen. Die für den Insolvenzantrag zuständige Zielpunkt-Anwältin dementierte umgehend die Creditreform-Aussage. "Fakt ist, dass es der Pfeiffer Handelsgruppe rein rechtlich gar nicht mehr möglich war, weiteres Geld zu investieren. Das war keine Frage der Bereitschaft", so Reisch in einer Aussendung. Als weitere Insolvenzursachen ortet Creditreform "massive Umsatzeinbrüche" und "die gescheiterte Investorensuche". Für den Leiter der Insolvenzabteilung im KSV 1870, Hans-Georg Kantner, kam der Zielpunkt-Konkurs nicht aus "heiterem Himmel". Die Handelskette sei "seit vielen Jahren" ein Sanierungsfall" gewesen, sagte Kantner zur APA. Der kürzlich erfolgte umstrittene Zielpunkt-Immobilienkauf durch Pfeiffer werde durch den Masseverwalter "objektiviert".

Mit dem Konkurs von Zielpunkt hat die Konzentration am österreichischen Lebensmitteleinzelhandel weiter zugenommen. Der Marktanteil der Kette betrug österreichweit zwar nur 2,5 Prozent, doch war Zielpunkt in Wien nach der Filialanzahl die Nummer zwei hinter Billa. Rewe mit Billa, Merkur, Penny und Adeg hat in Österreich laut RegioData einen Marktanteil von 33,7 Prozent, gefolgt von Spar mit 30,4 Prozent, Hofer (19,2 Prozent), Lidl (5,8 Prozent) und M-Preis (5,8 Prozent).

In Wien verfügte Zielpunkt über 126 Filialen, in Niederösterreich 53, Steiermark 27 und Burgenland 23. Zielpunkte machte im Geschäftsjahr 2014/15 mit einen Umsatz von 438,5 Mio. Euro rund 12 Mio. Euro Verlust. Das negative Eigenkapital belief sich auf 36,69 Mio. Euro.

Ursprung: "Löwa"

Der Ursprung der Kette liegt in den späten 1960er-Jahren bei der österreichischen Lebensmittelkette "Löwa". In den frühen 70ern ging "Löwa" an die deutsche Kette Tengelmann. In den späteren Jahren wurden aus "Löwa"-Märkten Zielpunkt- und Plus-Märkte. Im Mai 2010 übernahm schließlich der deutsch-luxemburgische Finanzinvestor BluO die verlustreiche Zielpunkt-Kette von Tengelmann. Als Sanierer wurde der Deutsche Jan Satek gerufen, der Zielpunkt im Februar 2012 im Rahmen eines Management-Buy-outs übernahm und die Lebensmittelkette aus der Verlustzone führen wollte. Kurz nach Satek stieg der oberösterreichische Großhändler Pfeiffer mit knapp einem Viertel (24,9 Prozent) bei Zielpunkt ein. Nach der Komplettübernahme von Zielpunkt im Jahr 2014 wollte die Pfeiffer-Gruppe mit ihren Lebensmittelketten Zielpunkt und Unimarkt bis 2020 auf 400 Standorte in Österreich kommen. Zielpunkt sollte das Image eines Diskonters bzw. Soft-Diskonters abstreifen.

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