Stadtentwicklung: So werden wir in Zukunft wohnen

Stadtentwicklung: So werden wir in Zukunft wohnen
Wohnen, Arbeiten, Einkaufen, in die Schule gehen, Sporteln und Kultur genießen – am besten alles in einem Grätzel: Die IBA_Wien zeigt anhand von innovativen Projekten, wie das Wohnen der Zukunft in Städten aussehen kann.

Die Seestadt aspern in Wien-Donaustadt wächst weiter. Aktuell in Entwicklung ist das Quartier „Am Seebogen“. Es bildet nach dem Pionierquartier und dem Seeparkquartier den dritten Bauabschnitt der Seestadt aspern und ist das erste auf der Nordseite des Sees. Einige Wohnhäuser sind schon bezogen, auch der Bildungscampus Liselotte Hansen-Schmidt ist seit einem Jahr in Betrieb. Im Fertigwerden sind der Gemeindebau NEU und das Projekt „Wohnen & Gewerbehof“. Das grüne Zentrum ist der Elinor-Ostrom-Park. Hier kommen die Bewohner zusammen, um die Freizeit zu genießen. Am Spielplatz tummeln sich die Kinder. Jugendliche spielen Basketball.

Gemischte Nutzung

Der Schwerpunkt bei den Bauträgerwettbewerben lag hier auf dem Thema „Wohnen und Arbeiten“. 80 Prozent des neuen Viertels sind dem Wohnen und 20 Prozent anderen Nutzungen vorbehalten. Konkret bedeutet das: innovative Konzepte für die Nutzungsmischung finden hier Platz, die Schwerpunktsetzung verlagert sich von der Bauplatz- hin zur Quartiersentwicklung. Dieser besondere Schwerpunkt ist auch der Grund, warum das Quartier „Am Seebogen“ Teil der aktuell laufenden IBA_Wien ist.

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Das Quartier „Am Seebogen“ ist eines von neun Quartieren der IBA_Wien

Erste IBA in Österreich

Erstmals in Österreich hat Wien eine Internationale Bauausstellung (IBA) entwickelt. Die Initiative ging vom damaligen Wohnbaustadtrat und heutigen Bürgermeister Michael Ludwig aus. Schwerpunktthema: Neues soziales Wohnen. In diesem Bereich kann die Stadt auf eine jahrzehntelange Expertise zurückblicken. Immerhin leben mehr als 60 Prozent der Wiener in geförderten Wohnungen oder Gemeindewohnungen. Seit 2016 wurde intensiv an der IBA_Wien gearbeitet. Ein vielfältiges Spektrum an innovativen und zukunftsfähigen Projekten wurde von einem wissenschaftlichen Beirat ausgewählt, begleitet und betreut.

Kurze Wege im Quartier

Die Quartiersentwicklung hat sich als ein wesentliches Kernthema der IBA_Wien herausgestellt. „Vor allem die optimale Abstimmung zwischen den einzelnen Baulichkeiten schon von Beginn der Planungsphase an. Das führt zu kurzen Wegen, zu guter Versorgung mit vielfältigen Geschäften, zu alternativen Mobilitätsangeboten und nicht zuletzt zu einer hohen Aufenthaltsqualität. Wir können die gebauten Ergebnisse bereits sehen, zum Beispiel im Quartier „Am Seebogen“, im Sonnwendviertel Ost oder auch in Neu Leopoldau“, betont Kurt Hofstetter, Leiter der IBA_Wien.

Noch bis 18. November werden die Ergebnisse in der Ausstellung „Wie wohnen wir morgen?“ im IBA-Zentrum, Nordwestbahnstraße 16, im 20. Bezirk präsentiert. Zusätzlich können sich Interessierte bei kostenlosen Führungen und Stadtspaziergängen über die Projekte und Quartiere informieren.

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Im Gemeindebau NEU direkt am Elinor-Ostrom-Park entstehen 74 Wohnungen

Tour durch das Quartier

IMMO hat selbst einen dieser geführten Spaziergänge begleitet und das Quartier „Am Seebogen“ dabei besser kennengelernt. Am Auffälligsten ist wohl, dass hier Fußgänger, Radfahrer und der öffentliche Verkehr Vorrang haben. Das Quartier ist direkt an die U-Bahn angebunden. Für den Individualverkehr wurden oberirdische Sammelgaragen errichtet.

Flexible Raumaufteilung

Wie in den ersten Quartieren der Seestadt wird hier ein Mix aus gefördertem Miet- und Eigentum und freifinanzierten Wohnungen realisiert. Auf den Besucher wirkt das neue Quartier allerdings offener und grüner. Der erste Gemeindebau NEU der Seestadt ergänzt das Spektrum. Wir dürfen eine Musterwohnung besichtigen und uns selbst von der Flexibilität überzeugen. Schiebetüren und Zimmer mit zwei Zugängen ermöglichen eine rasche Anpassung an individuelle Bedürfnisse.

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Fünf Bauträger arbeiten am Projekt „Wohnen & Gewerbehof“

Vielfältige Angebote

Das Quartier „Am Seebogen“ ist tatsächlich mehr als ein Wohnquartier: ein Gewerbehof, wo künftig handwerklich produziert werden soll, und mehrere Geschäftslokale bringen wirtschaftliche Impulse ins Grätzel. Der zweite Bildungscampus der Seestadt, eine Bücherei, ein Jugendzentrum, Kindergärten sowie Vereinsräume sind Teile der vielfältigen sozialen Infrastruktur.

Die mehr als 5.000 m2 Büronutzflächen sind ebenso divers wie das Wohnangebot. Es werden Mikrobüros, Arbeitsateliers und Co-Working-Spaces angeboten. Die Grenzen zwischen Wohnen und Arbeiten sind fließend, mit gemischten Wohn- und Arbeitsmaisonetten und Arbeitsräumen, die je nach Bedarf an eine Wohnung angekoppelt oder von dieser losgelöst eigenständig angemietet werden können.

Spiel & Sport

Als neue Bausteine der Urbanität in der Seestadt kommen Gesundheit, Bewegung und Sport dazu. Unterschiedliche Bewegungsräume und sogar ein eigener Seestadt-Sportverein bieten ein breites Angebot. Das grüne Herz des Quartiers bildet der Elinor-Ostrom-Park mit vielen Sport-, Spiel- und Erholungsflächen.

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Biotope City in Favoriten: hoch verdichtet und gleichzeitig grün Wohnen ist möglich und leistbar

Anpassen an das Klima

Wer ein Quartier entwickelt, kommt am Thema Klimaanpassung nicht vorbei. Auch da dient das Quartier als Experimentierfeld für die Stadt von morgen . Mit dem Prinzip „Schwammstadt“ wird sichergestellt, dass Bäume auch bei großer Hitze und langer Trockenheit ausreichend mit Wasser versorgt sind. Ermöglicht wird das durch ein System, bei dem unterhalb der befestigten Oberflächen ausreichend Schotterkörper zur Speicherung von Regenwasser geschaffen werden. Regenwasser steht den Bäumen länger zur Verfügung. Gleichzeitig werden Überflutungen bei Starkregenereignissen verhindert.

Prinzip Schwammstadt

Auch andere Projekte widmen sich der Klimaanpassung. Die verdichtete Stadt ist zwar Vorbild durch ihre kurzen Wege, gleichzeitig auch Problem durch die Versiegelung, die Hitze erzeugt. Die Biotope City in Favoriten zeigt, wie man dichte Bebauung und wirkungsvolle Fassaden- und Dachbegrünung sowie 250 neue Bäume verbinden kann. „Die Klimafrage ist vor allem eine Frage der sozialen Gerechtigkeit. Das IBA-Quartier Biotope City zeigt, dass klimaanpassende Maßnahmen auch im geförderten Wohnbau machbar und leistbar sind, wenn sich viele Experten zusammen tun und gemeinsam neue Wege gehen“, so Projektleiterin Amila Širbegović.

Ziel der IBA ist es, aus den gewonnenen Erfahrungen, die Wohnangebote weiterzuentwickeln und zu verbessern. Kurt Hofstetter: „Die IBA_Wien agiert als Plattform für Neuentwicklungen, die den Weg für die Zukunft des sozialen Wohnens bereiten.“

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Ausstellung zur IBA_Wien

Auf dem Areal des ehemaligen Nordwestbahnhofs im 20. Wiener Gemeindebezirk soll ab 2024 etappenweise ein neuer Stadtteil entstehen, der die Qualitäten des innerstädtischen Wohnens und Arbeitens mit hohem Freizeitwert vereint. Die Nordwestbahnhalle im Norden des Areals dient noch bis 18. November der Schlusspräsentation der Internationalen Bauausstellung Wien 2022 als Ausstellungszentrum. Eintritt frei!   
IBA Zentrum, Nordwestbahnstraße 16, 1200 Wien, Öffnungszeiten bis 4. 9.: Do 14–20 Uhr; Fr, Sa 10–18 Uhr.
5. 9.– 18. 11.: Mo, Di 14–18 Uhr; Do 14–20 Uhr; Fr, Sa 10–18 Uhr; www.iba-wien.at

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