So gemütlich und warm sind die Interior-Trends im Herbst
Wohnst du noch oder lebst du schon? Der eingängige Slogan eines schwedischen Einrichtungshauses ist schon einige Jahre alt. Möglicherweise hat er jedoch erst in den vergangenen Monaten so richtig an Bedeutung gewonnen. Sind die Räume, in denen wir neuerdings mehr als nur die Abende verbringen, zum (guten) Leben geeignet? Fühlen wir uns zu Hause wohl? Mit den kahlen Wänden, der alten Einrichtung, dem abgegriffenen Ledersofa? Für viele Menschen lautete die Antwort wohl „Nein“. Denn nie zuvor wurde so viel eingerichtet, umdekoriert und ausgemalt wie seit Beginn der Pandemie. Die neue Lust am behaglichen Wohnen hat auch zu neuen Einrichtungstrends geführt. Welche davon jetzt in unsere Wohnräume einziehen, verraten Interior-Designerin Sara Röhl und PR-Lady Tanja Demmrath.
Die größte Inspiration für den Wohnraum liefert die Natur selbst: „Die warmen Farben des Herbstes bringen die nötige Gemütlichkeit ins Haus. Gelb- und Orangetöne, moosiges Grün oder rauchiges Blau wirken entspannend und gemütlich“, erklärt Sara Röhl. Wer nicht gleich die ganze Wand streichen will, setzt auf farbliche Akzente durch Kissen, Polster oder Accessoires. Opulenz ist derzeit jedenfalls nicht gefragt: „Gemütliche Reduziertheit ist der Trend der Stunde“, ist sich die Einrichtungsexpertin sicher.
Für die Wohnung bedeutet das: Weniger ist mehr. „Der wahre Luxus liegt in der Qualität. Also auf hochwertige Materialien und Natürlichkeit setzen.“ Pandemiebedingt haben wir schließlich erkannt, dass Ballast in der Wohnung einengend wirkt. „Das Entrümpeln und Ausmisten stand am Anfang. Das hat etwas bewegt, denn plötzlich ist das Zuhause kein Gefängnis mehr, sondern ein Spielplatz für neue Möglichkeiten. Das ist etwas, das die gesamte Branche erkannt hat“, weiß Tanja Demmrath.
Die Gründerin der PR-Agentur Impulse vertritt vorrangig Kunden aus dem Einrichtungsbereich. So wird der Minimalismus jetzt zu einem wichtigen Begleiter beim Einrichten. Auch die Vielseitigkeit von Möbelstücken hat durch die vergangenen Monate an Bedeutung gewonnen: „Nicht in jeder Wohnung ist Platz für ein Büro. Somit müssen Möbel flexibel werden, sich den Gegebenheiten anpassen und unterschiedliche Zwecke erfüllen können“, erklärt Tanja Demmrath.
Alles Grün betrifft nicht nur einen Farbtrend, sondern ist auch im Sinne der Nachhaltigkeit zu verstehen. Ressourcenschonende Produktion ist nicht nur Konsumenten wichtig, die Industrie legt Wert darauf, dem nachzukommen. Die Rückbesinnung auf altes Handwerk und Tradition schafft Beständigkeit, modernen Twist gibt es in der Kombination mit neuen Technologien: „Daraus ergibt sich eine Verspieltheit im Design. Auch beim Trend des Redesigns kommt dieser spannende Mix zu Tragen“, berichtet Sara Röhl. Ein solches erfahren derzeit diverse Klassiker der Einrichtungsbranche.
Mit neuen Materialien oder Texturen werden Archiv-Stücke wiederbelebt. „Man muss aber nicht unbedingt ein neues Möbelstück kaufen. Oft findet sich im Keller oder bei Oma daheim ein alter Sessel, der sich wieder aufpeppen lässt, mit einem neuen Anstrich oder einem neuen Stoffbezug. Das ist dann auch wirklich nachhaltig“, gibt die Einrichtungsexpertin zu bedenken.
Apropos Textilien: „Die Haptik spielt nach wie vor eine große Rolle in der Einrichtung. Wir wollen uns wohlfühlen. Rundliche Formen, weiche Stoffe wie Bouclé, Teddy oder Samt, warme Farbtöne schaffen Geborgenheit,“ so Demmrath. Um das Zuhause den Herbsttrends gemäß zu verschönern, braucht es gar nicht viel, verspricht Sara Röhl: „Mit Naturmaterialien vom Spaziergang lässt sich eine tolle Dekoration schaffen. Alte Vasen können durch etwas Farbe neuen Glanz versprühen. Und mit Decken und Polstern lässt sich im Handumdrehen kuschelige Gemütlichkeit erzeugen.“
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