Keramikkünstlerin Andrea Kollar: Mit Kurven zum Erfolg
„Ein bisschen surreal fühlt sich das Ganze noch immer an“, erzählt Andrea Kollar fröhlich beim Interview. Denn vor wenigen Wochen kam ein Anruf, mit dem die niederösterreichische Künstlerin wirklich nicht gerechnet hatte: US-Sängerin Lizzo wollte ihre skulpturalen Vasen im Video zu ihrem Song „Rumors“ verwenden. „Ich hatte Schnappatmung“, gibt Kollar lachend zu. Dabei müsste die Designerin inzwischen großen Erfolg gewöhnt sein. Denn die echten Frauenkörpern nachempfundenen Vasen der 40-jährigen sind längst zum Interior-Trend geworden. Spätestens seit US-Superstar Kylie Jenner eine Kollar-Vase bei sich zu Hause stehen hat, ist ein Hype um den Deko-Artikel entstanden. Auch Sammlerinnen und Sammler in Los Angeles, New York und Hongkong haben Kollars Vasen in ihren Häusern stehen. Der Grund für das Interesse der Body-Positivity-Ikone an den Austro-Vasen: der Po von Vase „Hermine“ ähnelt dem von Lizzo.
Wo sind die Frauen in der Kunst?
Dabei beschäftigt sich die Absolventin der Angewandten bereits lange mit den verschiedenen Formen von Frauen. „Schon als Kind habe ich mich gefragt, warum Frauen in der Kunst so unterrepräsentiert sind. Das wollte ich immer ändern. Lange war mir gar nicht klar, was meine Rolle dabei sein könnte.“ Nach Jahren in der Modebranche, wo es für Rundungen und Kurven kaum Platz gibt, hat Kollar damit begonnen, Frauen zu zeichnen, die sie schön fand. „Ich wollte die 99 Prozent repräsentieren, die eben nicht über die Laufstege laufen. Echte Frauen, wie ich sie täglich sehe.“ Der Beginn einer Erfolgsstory, wie sich zeigen sollte: „Es ist erst ein paar Jahre her, da habe ich beschlossen, diese Zeichnungen auf Instagram zu stellen. Kurz darauf meldete sich eine Anwältin aus New York, die gleich sechs meiner Bilder gekauft hat. Da wusste ich, ich bin am richtigen Weg.“
Die Idee, aus den Bildern dreidimensionale Objekte zu machen, war dann in der Umsetzung gar nicht so leicht: „Ich habe nach einer Partnerin gesucht, die Keramiken anfertigt, doch das stellte sich als schwierig heraus.“ Kurzerhand lernte Kollar das Handwerk selbst und fand in ihrem Lehrer auch den zukünftigen Businesspartner Hermann Zeiser. „Mit seiner Hilfe entstand vor zwei Jahren meine erste Vase „Mathilde“. Die war sofort ausverkauft und ist bis heute mein Bestseller.“
Inzwischen ist aus der One-Woman-Show bereits ein kleines Team entstanden, das hilft, den Aufträgen nachzukommen. Bei all dem Hype um die Vasen freut sich Andrea aber vor allem über die Resonanz ihrer Fans:„Viele Frauen von überall auf der Welt schreiben mir, dass sie das erste Mal Frauen mit Kurven in der Kunst sehen und es schön finden. Meine Kunstwerke haben ganzbewusst Hintern und Oberschenkel. Sich mit der Schönheit dieser Kurven zu identifizieren, hilft Frauen, ihre eigene Schönheit zu sehen“, erklärt die Künstlerin stolz. Die Vasen tragen die Namen von Frauen, die der Künstlerin wichtig sind. „Freundinnen oder Familienmitglieder, die mich inspirieren, sind dann Namenspatinnen.“
Body Positivity und Neuigkeiten
Auf Instagram hat Andrea Kollar mehr als 70.000 Follower, allein im vergangenen Jahr hat sie rund 1.300 Vasen und Skulpturen in alle Welt verschickt. „Die Body-Positivity-Bewegung hat durch die sozialen Medien einen enormen Aufwind erhalten und das hat auch meiner Kunst geholfen, sich so zu verbreiten“, ist sich Kollar sicher. Bisher gibt es acht verschiedene Formen, bis Ende des Jahres kommen noch weitere sechs dazu.
Aktuell arbeitet Kollar aber an vielen neuen Produkten. „Kleine Deko-Stücke für Weihnachten und Kerzenständer sind in Produktion.“ Die meiste Innovation steckt aber in der Farbgebung der Keramikobjekte. „Unterschiedliche Glasuren zu kreieren ist eine Herausforderung, aber da sind uns jetzt viele tolle Nuancen und Muster gelungen.“
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