„Experimentierfeld eigenes Zimmer“

Barbara Perfahl im Gespräch
Wohnpsychologin Barbara Perfahl über die Gestaltungsfreiheit der Jugendlichen und warum Chaos auch dazugehört

KURIER: Was benötigen Jugendliche, damit sie sich in ihrem Zimmer wohlfühlen?

Barbara Perfahl: Im Jugendalter sind das zwei Extreme. Rückzug im Sinne von Privatsphäre auf der einen Seite und Selbstdarstellung, die sich im Ausdruck und in der Gestaltung des eigenen Zimmers widerspiegeln auf der anderen Seite. Das eigene Zimmer wird so zum Experimentierfeld, dem man seinen Stempel aufdrückt.

Welche Extrembeispiele sind Ihnen da schon untergekommen?

Ein Jugendlicher wollte sein Zimmer komplett schwarz ausmalen. Ein anderer kein Bett mehr hineinstellen und stattdessen am Boden schlafen. Ein Dritter hat sein Zimmer in ein Star Wars-Museum verwandelt.

Wie viel Freiraum sollte man den Jugendlichen in der Gestaltung des eigenen Zimmers lassen?

Sofern man es als Elternteil aushält, sollte man Jugendlichen so viel Freiraum wie möglich gewähren. Grenzen sehe ich nur bei der Baulichkeit oder wenn es unhygienisch wird.

Da würden wohl jetzt einige Eltern widersprechen.

Ja. Aber man muss verstehen, dass das eigene Zimmer für Jugendliche das Zentrum der Welt ist, das sie kontrollieren können. Das schafft Sicherheit in einer Zeit von Gruppendruck, Schulanforderungen, der ersten Liebe und anderen Unsicherheiten. Bei den Gemeinschaftsräumen bestimmen dann wieder die Eltern die Regeln.

Für viele Eltern die wohl wichtigste Frage: Wie bringt man sein Kind dazu, sein Zimmer aufzuräumen?

Struktur und Ordnung einzuhalten muss man schon als Kind lernen. Das eigene Zimmer darf aber ruhig ein Chaos sein. Unordnung ist oft ein rebellischer Akt und gehört auch zur Gestaltung der Lebenswelt dazu. Und man muss sich als Elternteil bewusst sein: Das ist ja nur eine Phase und die vergeht wieder.

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