Gemütlichkeit zu Hause: Das ist der neue Wohntrend "Homing"

Gemütlichkeit zu Hause: Das ist der neue Wohntrend "Homing"
Homing 2.0: Einigeln war gestern. Heute wird das Zuhause zum gemütlichen, sozialen Lebensmittelpunkt. Was den Trend ausmacht.

Das Kerzenlicht allein ist es nicht. Auch nicht das geschichtsträchtige Möbelstück aus Omas Nachlass oder die selbst gebastelte Lampe Marke Upcycling. Sie zeigt zwar die persönliche Note, aber die Designercouch passt ebenfalls perfekt ins Wohnzimmer. Der große Esstisch ist für mehr Menschen vorgesehen als in den vier Wänden wohnen und die frischen Kräuter in der Küche stammen aus Eigenanbau.

Dekorelemente an den Wänden

Je nach Saison schmücken Dekorelemente die Wände, und den alten Wandverbau hat eine neue, schicke Arbeits-Lese-Ecke samt wandelbarem Schreibtisch abgelöst. Bei Homing gehört wohl all dies dazu. Erwünscht ist, gefällt und fürs Wohlbefinden sorgt. Und was man auch gerne teilt und herzeigt.

Hygge

In den vergangenen Jahren entwickelten sich einige Trends, die allesamt eine „neue Gemütlichkeit“ zu Hause im Fokus hatten. Hygge etwa (aus dem Dänischen) steht für eine gemütliche, herzliche Atmosphäre, in der man das Gute des Lebens genießt. Typisch: Kerzenlicht, kuschelige Stoffe, Naturmaterialien. Cocooning (aus dem Englischen) wiederum basiert auf dem „Sich-Einigeln“ und bezeichnet die Tendenz, sich aus der Zivilgesellschaft ins häusliche Privatleben zurückzuziehen.

"Homing 2.0"

Anders das Homing, das sich bereits vor Corona abzeichnete. Dabei geht es nicht ums Abgrenzen von der Umwelt, sondern um das optimale Ausnützen der Möglichkeiten in den eigenen vier Wänden und ums Rundum-Wohlbefinden – von Homeoffice über Familienleben, Hobbys und Fitness bis zum gemütlichen Beisammensein mit Freunden. Die Trendexperten der – heuer abgesagten – Messe IMM haben für 2021 eine Steigerung ausgerufen – „Homing 2.0“.

Das Zuhause wird zum Schutzraum

Dazu heißt es etwa im Bericht der Trend- und Zukunftsforscherin Oona Horx-Strathern: „Das Zuhause wird verstärkt zum Schutzraum und spendet Geborgenheit. Soziale Kontakte werden wieder und weiter gepflegt, aber hauptsächlich in den häuslichen Bereich verlagert.“ So steht Homing mehr denn je für ein großzügiges, kuscheliges und sicheres Wohngefühl und – wie alle Trends – für ein bestimmtes Image. Man investiert bewusst und mehr in die Wohnung bzw. in Haus und Garten und lädt wieder Freunde, Bekannte oder Kollegen ein, um es auch zu zeigen. Gemeinsames Kochen ersetzt Restaurantbesuche, Spieleabende finden statt oder man sieht sich gemeinsam Filme an.

Krafttanken

Statt Fast Living lautet die Devise: Das Beste aus dem eigenen Zuhause rausholen und ein Ambiente des Krafttankens schaffen. Hier spiegeln sich auch die Wohntrends 2021/22 wider. Angesagt sind naturbelassene Materialien wie Tische aus Eichenholz im Mix mit Keramik, Ton oder Kunstleder. Helle, warme Töne sorgen für freundliche, positive Stimmung, farbliche Kontraste (Schwarz ist ebenfalls wieder in) sowie Metalle (Gold und Kupfer) bilden einen Blickfang.

Organische Formen und Tapeten

Gefragt sind organische Formen, Tapeten mit botanischen, aber auch geometrischen Mustern, Bastkörbe, Holzschalen, viele Polster und Decken, Esstische mit Ladefunktionen und Schubladen (fürs Homeoffice), multifunktionale Küchenmöbel, filigrane Arbeitstische fürs Schlafzimmer oder Terrazzo-Optik im Bad. Georg Emprechtinger, Vorsitzender vom Verband der Österreichischen Möbelindustrie: „Auch wenn die aktuellen Lockerungen wieder Raum für die Außenwelt schaffen, ist eine ,neue Normalität’ in unser Leben eingezogen und wird auch noch lange bleiben. Das Zuhause entwickelte sich zum Hot-Spot für vielfältige Aktivitäten.“

Familie und Geselligkeit

Werte wie Solidarität, Familie und Geselligkeit haben Auftrieb erhalten. Ebenso schöne Dinge: „Handwerk, authentische Materialien, kuschelige Stoffe und gemütliches Licht schaffen Wohlfühlatmosphäre und lassen uns zur Ruhe kommen. Möbel, mit denen wir auf Tuchfühlung gehen, sollen wohngesund, nachhaltig und wertbeständig sein. Warm statt cool, soft nicht rau, lieber traditionell als experimentell und wenn smart, dann aber mit heimeligem Komfort.“

Moderne Einrichtungssysteme

Moderne Einrichtungssysteme lösen klassische Raumstrukturen auf und schaffen Privatsphären, in denen sich Menschen künftig noch individueller entfalten können. „Darauf antwortet die Möbelindustrie mit smarter Systemintelligenz: Klappen, drehen, rollen, strecken – Möbel verwandeln sich und Räume. Sie benötigen wenig Platz und passen zu jedem Wohnstil“, so Emprechtinger. Auch rücke unter dem Motto „weniger ist mehr“ die Wertigkeit der Dinge in den Vordergrund. „Bewusste Anschaffungen, überlegte Investitionen und das Bedürfnis, echte Wünsche zu erfüllen, verändern das Konsumverhalten.“ Corona verordnete uns lange Zeit soziale Distanz. Jetzt wird daheim umso mehr Herzlichkeit zelebriert.

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