Immobilien: Die Folgen des Preisanstiegs
Die Krise wird zu großen Änderungen am Immobilienmarkt führen, eventuell sogar zu einem neuen Marktzyklus. Büros und Geschäftsimmobilien sind besonders betroffen, ebenso die Hotellerie. Wie sich das auf den Markt auswirken wird, wird man allerdings erst im Laufe des Jahres 2021 sehen.
Sehnsucht nach Haus im Grünen
Dieses Jahr hat der Lockdown die Sehnsucht nach dem Leben im Grünen, am liebsten in einem Haus, spürbar gesteigert. Das hat die Nachfrage und auch die Preisentwicklung in diesem Segment angekurbelt. Überdurchschnittlich hoch sind im dritten Quartal die Kaufpreise für Einfamilienhäuser in Wien und dem Umland gestiegen, konkret um +13,8 Prozent, das ist das Ergebnis einer aktuellen Erhebung der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB). In Wien legten die Wohnungspreise um 9,4 Prozent nach 4,1 Prozent im Vorquartal zu – im Bundesgebiet ohne Wien stiegen die Preise etwas kräftiger um 9,7 Prozent im dritten und um 6,8 Prozent im zweiten Quartal.
Markt überhitzt
Dies deutet laut Experten auf eine deutliche Überhitzung des Wohnimmobilienmarktes hin. Preistreiber seien Einfamilienhäuser im ländlichen Bereich. Die OeNB vermutet hinter dem Preisschub den durch die Coronakrise – samt Lockdown und Homeoffice – verstärkten Wunsch nach Wohnen im Grünen. Denn in Wien war der Anstieg diesmal etwas geringer als im weiteren Umland um die Bundeshauptstadt. Was das für den Markt und alle Marktteilnehmer bedeutet?
Immobilien überbewertet
Die OeNB machte deutlich, dass hier eine spürbare Überbewertung vorliegt. Denn der Fundamentalpreisindikator der OeNB für Wohnimmobilien deute im dritten Quartal auf eine Abweichung der Preise von den Fundamentalfaktoren in Wien um 24 Prozent hin, hieß es in einer Analyse. Bundesweit seien es 17 Prozent. Damit hat sich laut OeNB in den vergangenen Monaten eine Entwicklung beschleunigt, die eine zunehmende Überhitzung des Wohnimmobilienmarkts andeuten würden.
Wohnungsneubau kühlt ab
Gleichzeitig stellen die Experten eine Abkühlung im Wohnungsneubau fest. Die Wohnbauinvestitionen sind im ersten Halbjahr 2020 im Vergleich zum Vorjahr um 5,5 Prozent gesunken. Die Zahl der Immobilientransaktionen ist im gleichen Zeitraum hingegen gestiegen. Das Wachstum der Wohnbaukredite für private Haushalte hat sich im dritten Quartal 2020 wenig verändert. Die durchschnittlichen Zinsen für Wohnbaukredite von Privatkunden betragen derzeit 1 bis 1,75 Prozent, das ist etwas niedriger als vor einem Jahr – die Zinsen werden auf dem Niveau bleiben.
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