Stoffe machen es daheim wohnlich

Stoffe machen es daheim wohnlich
Woll-Seide-Gemisch, und geknüpftes Mohair: Stoffe erhöhen im Winter den Kuschelfaktor. Die aktuellen Trends..

Stoffe im Wohnraum sind die Kirschen auf dem Kuchen. „Sie sind der letzte Schliff im Interieur Design“, sagt Yvonne Meindl-Cavar, Innenarchitektin und Gründerin des Büros Schönstil. Und genau wie Kirschen sehen Textilien im Wohnraum nicht nur gut aus, sie erfüllen auch eine Funktion. „Polster, Decken, Teppiche und Vorhänge strahlen Wärme aus und verleihen dem Raum Gemütlichkeit“, erklärt die Expertin. Ihr Tipp: Einige Kissen am Sofa in mehrere Gruppen arrangieren und diese aus verschiedenen Farben, Materialien und Größen zusammensetzen. „Ungerade Zahlen wirken spannender. Die bewusst gesetzte Asymmetrie wirkt einer zu gewollten Optik entgegen.“ Durch einen bewusst gesetzten Material- und Mustermix entsteht zudem ein interessanter Blickfang. Ein Beispiel: (künstliches) Schaffell auf der Couch und daneben ein Korb gefüllt mit Decken und Kissen erhöht den Kuschelfaktor.

Die Wahl der passenden Stoffe braucht Zeit

Stoffe machen es daheim wohnlich

Für das Dekorieren mit Stoffen sei außerdem Geduld vonnöten. „Räume dürfen entstehen. Nicht alles muss sofort fertig und perfekt eingerichtet sein.“ Stattdessen lieber zwei bis drei verschiedene Farben ausprobieren – darunter auch Naturtöne – und diese mit natürlichen Materialien wie Holz, Rattan oder Pflanzen kombinieren.

Tannengrün bis Rost

Stoffe machen es daheim wohnlich

Was die Farbauswahl betrifft, so sind Tannengrün, dunkles Blau, dezentes Orange und Rosttöne im Trend. „Erdige Farben und auch warme Senftöne in Kombination mit Altrosa sind auch sehr gefragt“, weiß Inneneinrichterin Jasmin Kapp von der Designfunktion. Diese Farben seien gerade der Spiegel der Gesellschaft. „Die Menschen wollen es sich zu Hause gemütlich machen und das gelingt am besten mit kräftigen, satten, warmen Tönen und Stoffen mit Struktur.“

 

Naturfasern beliebt

Stoffe machen es daheim wohnlich

Besonders beliebt sind nun schon seit Längerem Naturfasern wie Woll-Seidenmischungen oder auch Viskose (Holzfasern). Ein großes Comeback hingegen feiert der sogenannte Boucléstoff, der aus verschiedenfarbigen, unregelmäßigen Garnen gewebt wird. Dafür werden oft Knoten, Noppen und Schlingen verwendet. Jasmin Kapp: „Dieser Stoff war in den 1970ern meist über die Sofas unserer Großmütter gespannt.“ Dieselben Kunden, die diesen Stoff noch vor einigen Jahren als schrecklich abgetan haben, wählen nun genau diese Webart für den eigenen Wohnraum. Der Grund: „Das Textil lässt das Gefühl einer guten alten Zeit aufleben. Wir erinnern uns gerade in der jetzigen Situation gerne an die Kindheit, als die Welt noch in Ordnung war.“

Expertin Yvonne Meindl-Cavar, Innenarchitektin und Gründerin von Schönstil

Stoffe machen es daheim wohnlich

Einen aktuell wiederkehrenden Materialtrend sieht Yvonne Meindl-Cavar in Lederbezügen. „Die Mischung macht’s. Wer sich mit einem Ledersofa nicht wohlfühlt, kann Akzente mit Kissen setzen.“ Diese müssen im Übrigen nicht echt sein. Kunstvarianten können in Haptik und Optik schon lange mit echtem Leder mithalten.

Samt ist passé

Stoffe machen es daheim wohnlich

Nicht mehr mithalten kann allerdings Samt. Das Textil hat sich in den vergangenen Jahren vom Sofa ausgehend auch über Sessel gespannt und sogar Vorhangstangen eingenommen. Dieser Trend neigt sich dem Ende zu und wird von Kord abgelöst. „Das Material ist seit einem halben Jahr im Kommen“, weiß Meindl-Cavar.

Jasmin Kapp, Inneneinrichterin und Geschäftsführerin der Designfunktion

Stoffe machen es daheim wohnlich

Ist der gewünschte Kuschelfaktor am Sofa erreicht, kann die Teppich- und Vorhangsuche beginnen. Dabei sind folgende Fragen hilfreich: Welche Kissen liegen auf dem Sofa? Sollen sich bereits bestehende Muster in Vorhängen oder Teppichen widerspiegeln oder geht der individuelle Geschmack eher in Richtung monochrome Gestaltung? Wie sehen die Fensterflächen aus? Und: Will ich überhaupt Vorhänge? Yvonne Meindl-Cavar: „Nicht jeder ist ein Fan von Vorhängen. Viele entscheiden sich bewusst dagegen.“ In diesem Fall bieten Teppiche eine gute Alternative. Sie bringen Gemütlichkeit und teilen den Raum in Zonen ein. Das ist vor allem dann wichtig, wenn Wohn- und Essbereich in einem Zimmer Platz finden müssen. Im Idealfall bekommt jede Zone einen eigenen Teppich. Sollte dies nicht möglich sein, empfiehlt Meindl-Cavar den Fokus auf das Sofa zu legen. Wichtig dabei: „Damit ein großzügiger Bereich entsteht, wird der Teppich auch unter dem Sofa platziert und nicht nur davor ausgebreitet. Ansonsten lässt er den Bereich kleiner wirken, als er ist.“

Hochflorige Teppiche

Stoffe machen es daheim wohnlich

Was die Verarbeitung betrifft, bleibt der Trend hochflorig. „Allerdings nicht mit aufstehenden Fransen, wie wir es von traditionellen Perserteppichen kennen“, sagt Jasmin Kapp. Besonders gefragt seien Teppiche aus dem Hochland von Afghanistan. Dort werden die Fäden aus Mohair nach jahrhundertealter Tradition von Hand geknüpft. „Das Material ist sehr strapazierfähig und meist in erdigen Farben und Blau kombiniert.“ Oft schafft schon der Anblick des Kuschelstoffs wohlige Atmosphäre. Allerdings ist es ein Zusammenspiel des gesamten Raums. Kapp: „Warme Wandfarbe, bewusst eingesetzte Zierpolster und kuschelige Decken, dazu Kerzenlicht und eine Tasse Tee – so stelle ich mir einen Sonntag vor.“

Stoffe machen es daheim wohnlich

Stoffadressen in Österreich

Ehem. K & K Hoftapeziererei Schenzel, www.hoftapezierer.at (Wien)
Wittmann, www.wittmann.at (Etdorf am Kamp in NÖ oder Wien)
Gruene Erde, www.grueneerde.com (u.a. in Innsbruck, Graz, Wien)
Kohlmaier, www.kohlmaier.wien (Wien)
Redl & Redl Raumgestaltung, www.redl-redl.at (Wien)
Pieler textiles Wohnen, www.pieler-textileswohnen.at (Wien)
Wohnkram, ww.wohnkram.at (Salzburg)
Liges Raumausstattung, www.raum-ideen.at (Wien)
Happy Home, www.happyhome-stoffe.at (Graz)
Knüppel, www.knueppel.at (Graz)
Katzmair, www.katzmair.co.at (Linz)
Kapferer, www.kapfererstoffe.at (Innsbruck)
Stoffgalerie, www.stoffgalerie.at (Salzburg)
 

Stoffe machen es daheim wohnlich

Aus Dornbirn in die Welt Christian Weber (links im Bild)  hat Weltstars wie Lady Gaga und Rihanna eingekleidet. Nun präsentiert er seine erste Home-Kollektion für Steiner 1888. Ein Interview über bockige Loden, sture Lebensentscheidungen und die Ansprüche im Hause Versace.

KURIER: Herr Weber, die Home-Kollektion für Steiner 1888 ist bunt – warum diese Farbauswahl?

Christian Weber: Uns war wichtig, dass die Stoffe kuschelig sind und auch authentisch. Bei der Lodenverarbeitung werden die Farben besonders leuchtend und intensiv. Das ist gerade im Winter  schön. Wenn die Tage draußen trüb sind, bringt das Material Freude herein.

Ihr Vater war Textilingenieur, ihre Großmutter Schneiderin – wie hat das Ihre Liebe zum Stoff geprägt?


Als ich klein war, haben zwei Drittel der Bevölkerung in Vorarlberg in der Textilindustrie gearbeitet. Wenn ich mit dem Rad durch Dornbirn gefahren bin, hat immer eine Nähmaschine gerattert, Färbemittelgeruch und Dampf lag in der Luft. Der Entstehungsprozess vom einfachen Garn zum schönen Stoff hat mich fasziniert.

Haben Sie als Jugendlicher genäht?


Es war wie im Bilderbuch. Die Oma sitzt an der Nähmaschine und ich habe auch versucht, irgendwas herzustellen. Das war leider nicht immer das perfekte Stück, aber es hat Spaß gemacht.

Nach der Matura sind sie nach Los Angeles gegangen, um Modedesign zu studieren – wie war das damals?


Meine Eltern wollten, dass ich etwas ,Gscheites’ lerne und nicht in die Kreativwirtschaft gehe, aber das Design war meine Leidenschaft. Ich habe einen Sturkopf, das hat viele Nachteile, aber auch Vorteile. Mit Sturheit steht man schnell wieder auf, nachdem man gefallen ist. Die Studienzeit in LA war hart, aber auch schön. Ich musste neben dem Studium arbeiten und konzentriert lernen, denn wiederholen war keine Option. Ich habe oft nächtelang durchgenäht.
 
Sie haben für Versace in Mailand gearbeitet. Konnten Sie sich kreativ ausleben oder gab es Vorgaben?


Kreativität und Originalität waren ein absolutes Muss. Es gab allein im Design 100 Mitarbeiter. Computerskizzen waren verboten, Donatella wollte – wie auch ihr Bruder Gianni – alles von Hand gezeichnet. Das war eine sehr kreative Zeit, die Spuren hinterlassen hat. Ende der 90er-Jahre war die Mode am Zenit und die Möglichkeiten immens. Der Name Versace glitzert nach außen sehr schön, dahinter steckt aber auch viel harte Arbeit. Wenn Donatella um drei Uhr morgens Änderungen wollte, sind wir parat gestanden.


Durch Ihre Biografie ziehen sich berühmte Namen wie Donatella Versace, Madonna und Lady Gaga. Wie verläuft die Zusammenarbeit mit solchen Berühmtheiten?

Diese Menschen haben eine bestimmte Persönlichkeit zu ihrem   Beruf und sind froh, wenn die Tür einmal zufällt und sie einfach sie selbst sein können. Ein natürlicher Umgang miteinander war gerade bei Versace sehr wichtig. Während dieser Zeit saß fast jeden Tag eine große Persönlichkeit wie Lady Gaga oder Madonna bei uns im Büro.

Kommentare