Blackout: Wenn plötzlich alle Lichter ausgehen

Frost und Eis können Stromleitungen beschädigen
In den USA sind es die Menschen gewohnt, sich auf Krisen wie Hurrikans vorzubereiten. Warum das auch in Europa wichtig wäre, erklärt Blackout-Experte Herbert Saurugg.

Gerade noch lief der „Tatort“ im Fernseher, plötzlich ist alles dunkel und still. Mit dem Handy in der Hand, das etwas Licht spendet, tastet man sich zum Sicherungskasten und drückt auf den FI-Schalter. Nichts tut sich. Der Blick aus dem Fenster zeigt: Auch bei den Nachbarn ist es finster. Stolpernd tastet man sich durch die Wohnung, bis Zünder und eine Kerze gefunden sind. Da es dunkel bleibt und der Strom vorerst nicht zurückkommt, geht man schlafen und hofft, dass morgen wieder alles funktioniert.

Am nächsten Morgen ist es zwar draußen hell, aber drinnen ungemütlich kalt, weder Licht noch Heizung gehen. Zunächst mal frühstücken, dafür braucht man keinen Herd. Doch beim Suchen der Butter und der Marmelade stellt man fest, dass sie nicht mehr richtig gekühlt sind und einem wird klar: In Kürze wird die Tiefkühlware auftauen. Der nächste Weg führt zum Auto. Man setzt sich hinein und dreht das Radio an, immerhin etwas geht. Man zappt durch die Kanäle. Dar Verkehrsfunk: Was sagt der Sprecher? Die Tunnel der Autobahnen werden geschlossen, also doch ein größeres Problem, denkt man sich und kehrt mit einem mulmigen Gefühl im Bauch in die Wohnung zurück.

Gefahr wird unterschätzt

Szenarien wie dieses hat es in Europa noch nicht gegeben. Im südlichen Österreich ist man es zwar gewohnt, dass schwerer Neuschnee die eine oder andere Leitung kappt. Meist ist aber nach einigen Stunden alles repariert. Einer ,der überzeugt ist, dass es zu einem sogenannten Blackout kommt, ist Herbert Saurugg, Blackout-Experte und ehemaliger Berufsoffizier. Er hält die Gefahr eines Blackouts – so wird ein großflächiger, langfristiger und überregionaler Stromausfall, bei dem keine Hilfe von außen möglich ist, genannt, – für sträflich unterschätzt und warnt vor Auswirkungen. Ein Indiz seien Extremwetterereignisse, aber auch der Ausbau erneuerbarer Energie, der im Fokus steht, während das Gesamtsystem vernachlässigt werde.

Blackout: Wenn plötzlich alle Lichter ausgehen

Blackout-Experte Herbert Saurugg

Erste Anlaufstelle Feuerwehr

Tritt ein Blackout ein, ist folgendes zu tun: Gekühlte Waren vorrangig verbrauchen, alle Geräte abschalten bzw. abstecken. „Wohnt man in einem Haus mit Lift, sollte man schauen, ob jemand im Lift eingeschlossen ist.“ Dann führt der Weg zur nächsten Feuerwehr, diese dient als Anlaufstelle, wo man einen Notruf absetzen kann und Informationen bekommt. Über ein Batterie- oder Autoradio erfährt man, was passiert ist. Ö3 bleibt in Österreich via Notstromaggregat als Notfallsender einige Zeit lang sendefähig.

Wasservorrat anlegen

Wer einen Kamin- oder Kachelofen hat, kann dafür sorgen, dass die Wohnräume warm bleiben. Allen anderen rät der Experte, auf warme Kleidung, Decken und Schlafsäcke zu setzen. Da auch das Wasser bei einem Blackout in manchen, höher gelegenen Regionen und Hochhäusern nicht mehr durch die Leitungen kommt, ist es wichtig, sich einen Wasservorrat anzulegen. Wenn auch das Abwasser nicht mehr funktioniert, empfiehlt der Experte für die Notdurft Müllsäcke in die WC-Muschel zu legen und anschließend zu entsorgen.

Hebeanlagen sorgen im Haus dafür, dass das Schmutzwasser zur Kläranlage gepumpt wird. Staut sich dieses zurück, werden bald Keller und Straßen mit Abwässern überflutet werden. Nur wer eine Rückstausicherung hat, verschließt dem Abwasser den Weg zurück ins Gebäude.

Blackout: Wenn plötzlich alle Lichter ausgehen

Rechtzeitig Vorrat anlegen.

So sorgt man für den Ernstfall vor

- Empfohlen wird, für eine Eigenversorgung für 14 Tage zu sorgen. Dazu zählen Lebensmittel (Reis, Nudeln, Konserven), Wasser (2 Liter pro Tag und Person) und andere Getränke: Laufend verbrauchen und nachkaufen. Medikamente, Erste-Hilfe-Ausrüstung, Hygieneartikel, Tier- und Babynahrung (falls erforderlich)
- Bargeld in kleinen Scheinen daheim haben; Batterieradio, eventuell ein Funkgerät, Kerzen, Feuerzeuge
- Taschenlampen mit Batterien, Campingkocher/Griller mit Geschirr und Brennpaste oder Brennspiritus
- Müllsäcke und Kabelbinder, luftdichte Behälter für Lebensmittel, um einem Mottenbefall vorzubeugen
- Warme Decken, Schlafsäcke
- Ein Notstromaggregat empfiehlt der Experte nicht. Eher lohnt sich eine inselfähige Fotovoltaikanlage, mit der man sich bei einem Stromausfall eigenen Strom erzeugen kann
- Wichtig: Treffpunkt mit Familienmitgliedern vereinbaren, wenn kein Handy mehr geht  

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