Frauenpower in der Immobilienbranche: Wie das Netzwerk Salon Real unterstützt
Ein KURIER Business-Gespräch mit vier engagierten Frauen aus der Immobilienwirtschaft: Wie sie einander unterstützen und stärken.
19.12.24, 05:00
Ein KURIER Business-Gespräch mit ganz speziellen Gästen: Sie kommen aus der Immobilienbranche und sind Teil des Frauennetzwerks Salon Real, ein Immobiliennetzwerk, das für Frauen gemacht wurde. Dort gibt es ein Mentoring-Programm, wo sich jeweils zwei Frauen aus der Immobilienwelt zusammentun und sich gegenseitig unterstützen und stärken. Zwei Paare haben wir zum Talk gebeten: Veronika Achammer, Geschäftsführerin BOE Baumanagement und ihre Mentorin Elfriede Kraft von Kraft Consulting. Sowie Jungunternehmerin Kerstin Kneissl und Mentorin Anke Duchow, Projektentwicklerin bei UBM Development.
KURIER: Frauen in der Immobilienbranche tun sich zusammen. Warum ist das wichtig?
Elfriede Kraft: Ich bin fast seit Anfang an beim Salon Real dabei. Als ich in der Immobilienbranche begonnen habe, war sie sehr männerlastig. Jetzt gibt es viel mehr Frauen, auch in leitenden Positionen.
Anke Duchow: Frauen sind im Topmanagement immer noch unterrepräsentiert. Das ist ein wichtiges Thema, das im Salon gefördert wird. Deswegen bin ich dabei.
Warum sind Sie Teil des Mentoring-Programms geworden?
Kerstin Kneissl: Ich habe mich für das Programm gemeldet, als das Thema der Selbstständigkeit bei mir aufgetaucht ist. Es ist sicher eine gute Idee, jemanden an seiner Seite zu haben, den man ehrlich fragen kann, der die Immobilienbranche von anderen Blickwinkeln kennt als ich.
Veronika Achammer: Hauptsächlich, weil der Salon Real ein Zusammenschluss von erfolgreichen Frauen in der Immobilienwirtschaft ist, eine starke Stimme hat in der Branche und das Programm jemanden wie mir die Möglichkeit gibt, den nahen Austausch zu bekommen mit einer Mentorin, die viel Erfahrung einbringen kann.
Sie sind Geschäftsführerin, also schon ganz oben in Ihrem Unternehmen. Trotzdem ist es Ihnen wichtig, sich zu vernetzen. Warum?
Achammer: Gerade dann ist es besonders wichtig. Führungsposition will gelernt sein. Der direkte Austausch mit einer Person, die genau in derselben Situation irgendwann war, diese Erfahrungen schon gesammelt hat, schon eigene Fehler gemacht hat, aus denen ich jetzt lernen kann, ist sehr wertvoll.
Wie läuft eine Mentoren-Beziehung in der Regel ab?
Duchow: Das Programm startet damit, dass man sich kennenlernt und anschließend Spielregeln ausmacht. Wie oft hat man Zeit? Was ist von Interesse? Wir haben jetzt auch die räumliche Trennung. Es ist nicht jedes Mal ein Treffen möglich, wir verabreden uns auch online und besprechen Themen.
Kraft: Das kommt auf den Bedarf des Mentees an. Mit einigen habe ich mich monatlich getroffen. Wenn ein Thema zum Beispiel in der Mitarbeiterführung auftaucht, telefoniert man.
Business Gespräch: Immobilien Salon Real
Sie begegnen einander auf Augenhöhe. Was geben Sie in diese Mentorenbeziehung? Was holen Sie sich heraus?
Achammer: Ich erhoffe mir maximalen Input für meine jetzige Position. Die Immobilienbranche lebt auch von Kontakten. Oft braucht man einfach nur jemanden zum Sprechen, der die Situation kennt.
Kraft: Ich kann neue Unternehmen kennenlernen. Ich mag die Abwechslung und den Austausch mit Jüngeren.
Kneissl: Für mich ist es das Vertrauen und die Ehrlichkeit zueinander. Weil ein Business-Netzwerk baut man sich auf mit gegenseitigem Vertrauen und gegenseitiger Ehrlichkeit. Und ich glaube, das ist ganz wichtig, wenn man miteinander spricht und Fragen stellt.
Duchow: Durch das Fragen wird man mit seiner eigenen Historie konfrontiert. Man reflektiert für sich selber Entwicklungsschritte und das ist sehr spannend. Ich finde es jedes Mal großartig, zu sehen, dass es junge Menschen gibt, die Mut haben, in wirtschaftlich schwierigen Zeiten einen Entwicklungsschritt zu machen. Da bin ich gerne für Gespräche und Unterstützung zu haben.
Duchow: Es tut sich was. Aber es ist noch ein weiter Weg, bis wirklich Gleichberechtigung da ist.
Kneissl: Ich glaube, dass in der jüngeren Generation jetzt der Wandel seinen Weg nimmt. Es ist aber tatsächlich in vielen Unternehmen nach wie vor für jüngere Frauen schwierig, sich das Standing zu erarbeiten.
Achammer: Ich muss ganz ehrlich sagen, auch wenn ich mir jetzt Feinde mache, ich habe es bisher in der Branche oft sehr genossen, dass sie sehr männerlastig ist, weil es auch seine Vorteile haben kann.
Achammer: Die KIM-Verordnung wird nicht verlängert. Wir werden sehen, was sich dadurch verändert. Aber ich hatte schon zwei Bankentermine. Die Gespräche waren gleich viel besser.
Kraft: Die Angst vom Arbeitsplatzverlust bringt viele zum Nachdenken und sie wollen vielleicht doch nicht in Eigentum investieren.
Kneissl: Ich sehe für die Hausverwaltung großes Potenzial. Die leicht eingeschränkte Bautätigkeit schreit nach einer qualitativ hochwertigen, nachhaltigen Hausverwaltung. Dort soll der Blick hingehen: bestehende Gebäude ordentlich sanieren und eine Liegenschaft als Wertanlage sehen.
Duchow: Als Projektentwickler für Holzbau-Projekte plagen wir uns mit den Behörden, die oft langsam arbeiten und Auflagen erlegen, die leistbares Wohnen fast verunmöglichen. Wir verlieren viel Zeit bei den Genehmigungen.
Was erwarten Sie 2025 für den Immobilienbereich?
Kraft: Nächstes Jahr wird noch ein schwieriges werden. Der wirkliche Aufschwung wird vermutlich erst 2026 kommen.
Kneissl: Für mein Unternehmen wird das nächste Jahr die große Herausforderung. Es gilt, wieder Sicherheit in dieser Branche zu geben und zu sagen, qualitativ hochwertige Hausverwaltung ist in allen Belangen möglich.
Duchow: Ich wünsche mir, dass die neue Regierung es schafft, den Bürgern eine Zukunft aufzuzeigen. Wir haben momentan eine Situation, die stark von Angst geprägt ist.
Achammer: Ich bin sehr optimistisch, dass es bereits im nächsten Jahr bergauf gehen wird, im hochqualitativen Wohnbau ein bisschen schneller als im mittleren Segment.
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