Ort mit Geschichte
Dabei war hier vor der Jahrtausendwende eine Menge los. Das Gebiet stand für Innovation: Hier wurden in den 1920er-Jahren in eigens errichteten Kulissenstädten aufwendige Filme gedreht, die Therme installiert, die WIG erbaut. Die Kurhalle Oberlaa war ab 1974 eine beliebte Sport- und Veranstaltungshalle, mit der Erweiterung der Therme wurde sie 2007 abgetragen und dann fiel dieses Viertel in einen Dornröschenschlaf.
Die ersten Schritte zur Wiederbelebung wurden bereits gesetzt. Im Jahr 2019 entstanden auf dem ehemaligen Gelände der Austrian Airlines Zentrale in der Fontanastraße der Barbara Prammer Hof sowie weitere, vorwiegend gemeinnützige Wohntürme. Im ehemaligen Tourotel, das anlässlich der WIG 74 eröffnet wurde, befinden sich heute Apartments. Der neue Name: Taba Tower.
Das neue Stadtquartier
Im Stadtquartier Kurbadstraße sollen rund 690 Wohnungen, soziale Infrastruktur und Nahversorgung errichtet werden. Laut Rückfrage bei der WSE Wiener Standortentwicklung werde noch im Herbst dieses Jahres mit den Bauarbeiten gestartet. Das Projektgebiet gliedert sich in sieben Areale, davon fünf Bauplätze für geförderten und zwei Bauplätze für freifinanzierten Wohnbau.
Neben klassisch geförderten Mietwohnungen, SMART-Wohnungen und Gemeindewohnungen sollen auch spezielle Wohnformen für Alleinerziehende realisiert werden. Darüber hinaus soll besonderes Augenmerk auf der Errichtung von innovativen Wohnlösungen für die Generation 60 Plus liegen − von der selbstbestimmten Seniorenwohnung bis zur Pflegeeinheit.
Anrainer wünschen Veränderung
Bei unserem Rundgang treffen wir Pensionistin Hannelore. Sie wohnt in der nahe gelegenen Seniorenresidenz. „Es ist schön, dass die U-Bahn bis Oberlaa fährt, aber bis zu meiner Wohnung sind es mindestens 15 Minuten zu Fuß. Ich wünsche mir endlich die Autobuslinie, die die Stadt versprochen hat.“ Ihre Begleitung macht sich hingegen Sorgen hinsichtlich der jahrelangen Baustellen, die es hier geben wird – mit viel Lärm und Staub: „Das ist nichts, was man sich als alter Mensch wünscht.“
Dringend benötigt werden auch Nahversorger, wie der zweifache Familienvater Jonas erzählt. „Wir sind hierher gezogen, weil es rundherum sehr grün ist. Aber für den Einkauf brauchen wir das Auto.“ Die Initiative „Lebensraum Oberlaa“ kritisiert ebenfalls, dass es kein Verkehrskonzept gibt. Für das neue Stadtviertel gebe es nur eine adäquate Zufahrt über die Kurbadstraße. Vom Süden her führt zwar auch die Segnerstraße in das Grätzl, allerdings müssen Bahngleise überquert werden und der Bahnschranken sei oft geschlossen. Also keine Option für Einsatzfahrzeuge.
Unser Weg in den historischen Ortskern von Oberlaa führt uns durch den neugestalteten, bunten Kästenbaumtunnel. Er dokumentiert die Geschichte von Oberlaa und Umgebung mit Schautafeln und 100 Bildern. Im südlichen Ortsteil dominieren Einfamilienhäuser, alte Winzer- bzw. Bauernhäuser und Wiesen.
U1 ließ die Preise steigen
Seit der Verlängerung der U1 nach Oberlaa im Jahr 2017 wurden die Gründe für Immobilienentwickler besonders interessant, die Immobilienpreise sind rasant nach oben geklettert. Erst vor wenigen Tagen haben die Projektpartner 3SI Immogroup und S+B Gruppe angekündigt, dass sie ein rund 10.400 m² großes Grundstück in Oberlaa entwickeln wollen. Es soll Raum für Wohnungen, Büros, Shops, Dienstleistung, Beherbergung und eine Park+Ride-Anlage geschaffen werden. Wolfdieter Jarisch, Vorstand der S+B Gruppe, zeigt sich auch von den Möglichkeiten des Grundstücks begeistert: „Die unmittelbare Nähe zur Therme und die direkt neben dem Grundstück liegende U1-Station machen das Grundstück perfekt für eine Entwicklung.“
Die Haring Group errichtet in der Klederinger Straße 16 Reihenhäuser und 20 Eigentumswohnungen. Der Baustart ist für Ende 2024/Anfang 2025 geplant.
Durchforstet man die Plattformen nach verfügbaren Immobilien, wird rasch klar. Die Lebensqualität in Oberlaa kostet, vor allem im Neubau. So wird etwa eine Zwei-Zimmer-Wohnung mit 56,82 m2 um 412.490 Euro zum Kauf angeboten (€ 7.259,59/m2). Eine Maisonettewohnung, Baujahr 1998, mit 81 m2 ist hingegen schon um 349.999 Euro zu haben, das entspricht einem Quadratmeterpreis von 4.320 Euro. Wer mieten möchte, braucht auch eine dicke Geldbörse: So wird aktuell für eine Dachterrassenwohnung im Erstbezug, mit 48,5 m2 1.299 Euro Miete pro Monat verlangt.
Kommentare