Neue Adresse, wo Keramikkunst eine Bühne gegeben wird

Neue Adresse, wo Keramikkunst eine Bühne gegeben wird
Das „Ceramic Art Space“ am Kohlmarkt 10 in Wien ist eine Galerie, betrieben Barbara Neubauer, der ehemaligen Präsidentin des Bundesdenkmalamts.

Die Gestaltung des kleinen Kerzengeschäfts „Retti“ in der Wiener Innenstadt war der erste Auftrag des österreichischen Architekten Hans Hollein Mitte der 1960er-Jahre – und der Beginn seiner Karriere. Die Räumlichkeiten wurden nun restauriert und mit neuem Leben erfüllt: Seit Kurzem ist dort heimische Keramikkunst zu sehen. Betrieben wird die Galerie „Ceramic Art Space“ von Barbara Neubauer, der ehemaligen Präsidentin des Bundesdenkmalamts. Neubauer, die in Graz Geschichte und Kunstgeschichte studiert hatte, geht es darum, der Keramikkunst der Gegenwart mehr Aufmerksamkeit zu verleihen. „Ich habe mich schon immer für Keramik interessiert, war dann in London auf der Keramikmesse und dachte: Ok, das ist alles super, was die da haben, aber was haben wir in Österreich? An jeder Ecke gibt es Tableware, aber Keramikkunst liegt in diesem Land leider unter der Wahrnehmungsgrenze“, so Barbara Neubauer.

Durch einen Zufall kam der Kontakt zum Eigentümer des ehemaligen Geschäfts des Tiroler Kerzenhändlers Marius Retti zustande. Das „Retti“ am Kohlmarkt 10 neben dem Demel stand lange Zeit leer. Nach der Restaurierung sind dort Exponate von österreichischen Keramikkünstlern zu sehen. Beinahe 70 Prozent der vertretenen Künstler sind weiblich. Eine davon ist Alice Kammerlander, das Exponat „Breeze“, das Lungenbläschen darstellt, ist in der Auslage zu sehen. Weitere sind Krista Zeitlhofer und Yara Lettenbichler, die mit Ton arbeitet. Ein anderer Künstler ist etwa Gerold Tusch, Kurt Spurey arbeitet mit dem Werkstoff Porzellan.

Ein Besuch im „Ceramic Art Space“ lohnt doppelt. Die Galerie gleicht einer Art Mini-Museum, die Kunstwerke können sich sehen lassen. Gleichzeitig begeistern die Räumlichkeiten, die erst kürzlich restauriert wurden, als Schlüsselwerk Hans Holleins, eines der bedeutendsten Architekten Österreichs. „Da bin ich immer noch Denkmalpflegerin“, so die ehemalige Präsidentin des Bundesdenkmalamts. „Es kommen Architekten von China, Japan und Südamerika, stehen mit glänzenden Augen hier drinnen und fotografieren den Ventilator“, erzählt Neubauer schmunzelnd. Denn bis auf ein paar wenige Schubladen ist in dem Architekturjuwel alles original und wurde behutsam restauriert. „Wenn ich ein historisches Objekt habe, ist es notwendig, dieses auch zu nutzen, sonst verfällt es“, wurde Neubauer vor Jahren als Präsidentin des Bundesdenkmalamts zitiert.

Freilich ist der Raum des Geschäfts am Kohlmarkt 10 relativ klein, ausgestellt werden können lediglich kleinere Objekte. „Ich kenne das Objekt seit meiner Zeit beim Bundesdenkmalamt und weiß, wie schwierig es zu nutzen ist. Ich habe immer gedacht, man kann hier nur Kunst verkaufen“, so Neubauer.

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