Fertighäuser sind aufgrund der hohen Stückzahlen immer noch günstiger als das Massivhaus vom Baumeister. Doch wie viel kriegt man heute für 300.000 Euro?
Es gibt Hausmodelle mit rund 125 Quadratmetern Wohnfläche, die Fertighausanbieter für etwa 250.000 Euro im Katalog haben. Aber Achtung: Wenn das Haus zu diesem Preis nicht schlüsselfertig angeboten wird, dann ist der Innenausbau noch nicht gemacht. Deshalb unbedingt auf die Ausbaustufe achten und in diesem Zusammenhang die konkrete Leistungsbeschreibungen genau vergleichen. Denn die Ausbaustufen „schlüsselfertig“ oder „belagsfertig“ bedeutet nicht bei jedem Hersteller dasselbe.
Da es für jedes Haus auch ein Grundstück braucht, kommen zu den Kosten für das Haus Nebenkosten wie Grunderwerbssteuer, Erschließungskosten, Grundbucheintragung und die Bauabnahme hinzu. Diese betragen rund 15 bis 20 Prozent der Baukosten. Jedes Fertighaus wird ab Oberkante Kellerdecke oder Bodenplatte berechnet. Daher müssen Käufer noch für einen Fertigkeller (Kosten: ab ca. 35.000 Euro) oder eine Bodenplatte aufkommen (deutlich billiger als ein Keller) sowie für die damit verbundenen Erdarbeiten.
Die gute Nachricht: Wer sich beim Hausmodell auf die notwendigen Quadratmeter beschränkt,. auf Keller und andere Extras verzichtet, kann mit rund 300.000 Euro Hausbesitzer werden ( das Grundstück nicht mit eingerechnet). Wer selbst mit anpacken kann, kann außerdem die Kosten noch leicht drücken.
So geht es der Branche
Noch sind die Auftragsbücher der Hersteller voll, doch das könnte sich rasch ändern. Erste Rückgänge wurden bereits im Vorjahr verzeichnet. Insgesamt wurden 2022 laut dem Marktanalysten „Branchenradar rund 2.440 Häuser verkauft. Dass auf die Branche düstere Zeiten zukommen könnten, wurde erst vor wenigen Wochen in einer Branchenstudie der Wiener Unternehmensberatung Advicum Consulting betont.
„Wenn sich nicht rasch etwas ändert, dann müssen die Unternehmen ihre Kapazitäten stark anpassen – und das würde nicht nur auf die Beschäftigungszahlen in der Branche starke Auswirkungen haben, sondern die gesamte Wertschöpfungskette bis hin zu Handwerkern und Baustoffhändlern massiv betreffen“, warnt Christian Murhammer, Geschäftsführer des Österreichischen Fertighausverbands. „Die Zahl der Aufträge geht stark zurück – das wird sich spätestens im Sommer 2023 massiv in den Betrieben auswirken.“
Beinahe jedes dritte Einfamilienhaus, das in Österreich errichtet wird, ist ein Fertighaus. Vor allem die kürzere Bauzeit spricht aus Kundensicht für die in der Fabrik vorgefertigten Bauteile, die dann auf der Baustelle zusammengefügt werden. Denn vom Vertragsschluss bis zum Baubeginn vergehen in der Regel rund neun Monate, freilich abhängig von der Größe des Hauses und der gewählten Ausbaustufe.
Ein Bonus ist die Fixpreisgarantie, den die 16 Mitgliedsbetriebe des Österreichischen Fertighausverbands nun wieder gewährleisten. Diese gilt für zwölf Monate und garantiert den Käufern, dass die vereinbarten Preise für Bauleistungen sich nicht verteuern. Während der Hochphase der Lieferengpässe von Baumaterialien samt Preissteigerungen , im Jahr 2021, hatte der Verband diese Preisgarantie nämlich ausgesetzt.
Fertighäuser werden in Österreich zu Quadratmeterpreisen zwischen 1.800 und 2.600 Euro angeboten. Bei einem 140 Quadratmeter großen Haus sind das im Durchschnitt rund 300.000 Euro. Fertighäuser sind in der Regel günstiger als Massivhäuser, weil sie von der großen Stückzahl profitieren, die gefertigt wird. Allerdings haben die hohen Kosten für Baumaterialien die Kaufpreise zuletzt in die Höhe getrieben, um 16 Prozent laut „Branchenradar“.
Das durchschnittliche Fertighaus ist 130 bis 140 Quadratmeter groß, verfügt über drei bis vier Zimmer und ist ein Niedrigenergiehaus. Die neuen Modelle verfügen zu 70 Prozent über eine Wärmepumpe, einige auch über eine PV-Anlage am Dach. „Unserer Empfehlung, die energiesparenden Häuser mit einer Wärmepumpe auszustatten, kommen bereits rund 95 Prozent unserer Kunden nach. Mit einer Photovoltaik-Anlage wird das eigene Zuhause zum Sonnenstrom-Kraftwerk“, sagt Peter Litschauer, Verkaufsleiter bei Hartl Haus.
Da die Grundstücke im städtischen Raum kleiner werden, beeinflusst das auch die Hausform. Es werden hier weniger oft Bungalows errichtet, sondern eher zweistöckige Bauten auf kleinerer Grundfläche. Im ländlichen Raum sieht das wieder anders aus: „Hier ist oft der eingeschoßige Bungalow mit Walmdach eine beliebte Bauform – unabhängig vom Alter der Kunden“, sagt Litschauer. „Ein Kundenliebling ist zum Beispiel unser Elegance 136 W, ein Bungalow mit Innenhof und Walmdach.“
Die meisten Hausmodelle sind im Erdgeschoß offen gestaltet, Kochen, Essen und Wohnen gehen ineinander über, während sich im Obergeschoß die Rückzugsbereiche befinden. Besonders großen Wert legen Kaufinteressenten auf eine Speisekammer. Statt einem teuren Keller wählen Fertighauskäufer immer öfter die günstigere Variante. „Die Bodenplatte ist im Vormarsch“, weiß Christian Murhammer. Der Technikraum müsse dann entweder im Erdgeschoß untergebracht werden, oder ausgekoppelt in einem Nebengebäude im Garten zum Beispiel mit der Garage. Bei den Dachformen sind Flachdächer im Kommen, „da sich darauf geständerte Photovoltaikanlagen montieren lassen“, so Murhammer.
Neben dem Neubau werden auch andere Einsatzgebiete forciert. „Oft wird das neue Zuhause mit Aufstockungen oder Zubauten realisiert“, so Litschauer. „Es gibt immer mehr Bestandsgebäude, die mit einer Wohnraumerweiterung zu einem modernen und energiesparenden Traumhaus werden können – mit dem hohen Vorfertigungsgrad und der Leichtbauweise des Fertighauses.“
Tipps
Das sollten Fertighaus-Käufer wissen:
Wer die Kaufpreise von unterschiedlichen Anbietern vergleichen will, sollte sich die Leistungsbeschreibungen genau ansehen. Denn die Ausbaustufen „schlüsselfertig“ oder „belagsfertig“ bedeutet nicht bei jedem Hersteller dasselbe.
Zu den Kosten für den Hausbau kommen jene für den Erdaushub, den Keller oder die Bodenplatte. Denn der Preis für das Fertighaus gilt ab Oberkante Bodenplatte bzw. Kellerdecke. Die Bodenplatte oder der Keller sowie die Erdarbeiten kosten extra, wobei die Platte günstiger ist.
Säulen, Erker, Gauben oder vorgezogene Giebel sowie Umplanungen kosten extra und verteuern den Kaufpreis, dasselbe gilt für besondere Dachformen: am günstigsten ist ein Satteldach.
Für Probleme mit dem Bau eines Fertighauses gibt es eine Ombudsstelle beim Fertighausverband: fertighausverband.at
Kommentare