Was sollen die Immobilienprojekte können, die zum Fiabci Prix d'Excellence eingereicht werden? Welche Kriterien müssen sie erfüllen?
Holzapfel: Für den Erfolg sind neun Kriterien im Rahmen eines gelungenen Gesamtkonzeptes maßgeblich: Projektkonzept, Projektentwicklung, Architektur, Nachhaltigkeit, Innovation und Nutzungsperspektiven, Integration in das Umfeld, Zukunftsperspektiven und gesellschaftliche Relevanz, Projektabwicklung, Logistik und Prozesse, Finanzen, wirtschaftliche Nachhaltigkeit sowie Marketing und Kommunikation.
Wer ist aufgerufen, einzureichen?
Holzapfel: Der Preis steht einer Vielzahl an Akteuren offen: Architekten, Projektentwickler, Bauträger und private Investoren haben die Möglichkeit, ihre Projekte noch bis 16. Dezember 2024 einzureichen. Wichtig ist, dass die Projekte bereits umgesetzt und in Nutzung sind, um eine objektive Beurteilung zu ermöglichen. Die Vielfalt der Einreicher zeigt, dass der Prix d'Excellence Austria nicht nur für große, etablierte Unternehmen da ist, sondern auch innovativen, kleineren Projekten eine Bühne bietet.
Worauf achtet die Jury besonders?
Hannes Horvath: Die interdisziplinäre Jury beurteilt die Projekte gesamtheitlich. Beim Prix d'Excellence bewerten wir nicht quantitativ, also nach einem Punktesystem, sondern qualitativ. Das bedeutet, wir diskutieren auch über Zielkonflikte, Werte, Auswirkungen auf Mensch, Umgebung und Umwelt usw. in Betrieb und Errichtung. Ein wirklich gutes Projekt orientiert sich auch am menschlichen Maßstab, es wird ehrlich nachhaltig sein, eine sehr lange Nutzungsdauer haben und damit auch wirtschaftlich nachhaltig sein.
Wie sieht die Arbeit der elfköpfigen Jury aus? Wie kommt man zum Ergebnis?
Horvath: Wir diskutieren jedes Projekt aus, die Entscheidung fällt einstimmig. Da gibt es in der Beurteilung keine Vorbewertungen, wir schauen uns die Projekte gesamtheitlich an. Die Kriterien sind Projektkonzept, Projektentwicklung, Architektur, Nachhaltigkeit, Innovation und Nutzungsperspektiven. Letztere sind uns sehr wichtig. Man muss auch immer die umfassenden Folgewirkungen eines Gebäudes in Produktion und Betrieb betrachten. Diese multidisziplinäre Jurierung erfordert daher hohe Konzentration und Disziplin der Jurymitglieder. Die Jury besteht deshalb aus herausragenden Experten unterschiedlichster Disziplinen, die auch alle die Fähigkeit besitzen, weit über den Tellerrand hinauszusehen.
Welche Bedeutung hat es für uns Menschen, in intelligenten/nachhaltigen Gebäuden zu wohnen oder zu arbeiten?
Horvath: Wenn wir gemeinsam in eine positive Zukunft gehen wollen, sollten wir diese auch gemeinsam gestalten. Wenn wir den menschlichen Maßstab, die Gesellschaft und den Planeten in diese Überlegungen integrieren wollen, werden wir in Zukunft andere Prozesse haben. Durch die hohe Spezialisierung der vergangenen Dekaden ist teilweise der Blick auf das Wesentliche verloren gegangen. In Zukunft werden wir uns wieder mehr der gesamtheitlichen Betrachtung der Bauaufgabe selbst und ihrer Auswirkungen widmen. Erfreulicherweise gibt es hier schon viele positive Beispiele – und genau diese sollen bitte beim Prix d'Excellence einreichen.
Neubauten sind kosten- und ressourcenintensiv. Wie wichtig ist es, wieder Gebäude zu entwickeln, die viele Generationen nutzen können?
Holzapfel: Gerade im Bereich der Gewerbeimmobilien werden die Nutzungsdauerzyklen immer kürzer. Gleichzeitig bedingen Klimawandel und Schonung der Bodenressourcen einen verantwortungsvollen Umgang mit den Ressourcen. Auch das Thema Kreislaufwirtschaft und Recycling gewinnt zunehmend an Bedeutung, wenngleich die rechtlichen Themen hier noch lange nicht aufgearbeitet sind. Das nachhaltige Denken über Generationen hinweg ist eine Grundvoraussetzung des künftigen Erfolgs.
Warum ist dieser Award wichtig für die heimische Immobilienwirtschaft?
Horvath: Wir befinden uns alle – Immobilienwirtschaft und Architekten – in einer Transformation. Mit dem Prix d'Excellence versuchen wir, inmitten dieser verstörenden Veränderungsprozesse Orientierung mitzugeben. Parallel zu vielen Diskussionen hilft es, mit konkreten Vorreiterprojekten zu zeigen, wie Zukunft aussehen kann.
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