Das erste Domizil außerhalb des Elternhauses ist in Österreich zwar manchmal auch eine Genossenschafts- oder geförderte Gemeindewohnung, in den meisten Fällen jedoch eine private Mietwohnung. Fallweise, vor allem in der Großstadt, zunächst in Form eines WG-Zimmers, also einer Wohngemeinschaft mit anderen Menschen. Doch solche Wohnungen gehören einem eben nicht allein.
Einnahmen und Ausgaben berechnen
Die erste eigene Wohnung ist für jeden etwas Besonderes. Man muss sie erst mal finden und sich auch leisten können. Womit zu rechnen ist und was es Wesentliches zu bedenken gibt, skizziert Finanzexperte Christoph Kirchmair von Infina: „Die monatliche Leistbarkeit ist gerade bei der ersten eigenen Wohnung ein zentrales Thema. Als Richtwert kann man ansetzen, dass die Kaltmiete – also ohne Nebenkosten wie Heizung, Strom, Wasser – nicht mehr als ein Drittel der monatlichen Nettoeinkünfte betragen sollte“.
Um herauszufinden, wie viel Geld einem für laufende Kosten zur Verfügung steht, ist eine Einnahmen-Ausgaben-Rechnung ratsam, die auch regelmäßige Aufwendungen für Versicherungen, Mobilität, Telefon, Internet, Fernsehen, Lebensmittel, Kleidung, Einrichtung, Freizeit oder für Haustiere berücksichtigt. „Dabei sollte noch ein Puffer für sonstige Ausgaben einkalkuliert werden“, so Kirchmair. Am Ende bleibt da bei vielen kaum etwas über, um beispielsweise noch Geld anzusparen.
Diese Kosten kommen
Nicht zu vergessen sind die Kosten, die im Zuge des Bezugs der ersten Wohnung anfallen. „Es ist eine Kaution in der Höhe von meist drei Kaltmieten zu hinterlegen, gegebenenfalls eine Maklerprovision. Je nachdem, wie viel Einrichtung mitgenommen wird oder in der Wohnung vorhanden ist, können schnell weitere 2.000 Euro oder mehr anfallen“, weiß der Experte. Und dann sind da noch die Umzugskosten: „Die Miete für einen Transporter (ab 200 Euro) und die Muskelkraft von Helfern aus Familien- und Freundeskreis kommt um einiges günstiger als der Service einer Umzugsfirma, was je nach Entfernung und Menge 500 bis 1.000 Euro ausmacht.“
Über Mundpropaganda gefunden
Manchmal spielt Glück eine Rolle auf dem Weg zur ersten eigenen Wohnung. So haben etwa Valentina und Mike aus Neusiedl am See ihre erste gemeinsame Bleibe über Mundpropaganda gefunden. „Wir haben zwar auch auf diversen Plattformen geschaut, in Zeitungen und Foren, aber vor allem im Bekanntenkreis unseren Wunsch nach einer eigenen Wohnung deponiert“, erzählt die 27-Jährige. Nach sechs Monaten Wartezeit war es dann so weit: „Ein Freund meinte, der Mieter unter ihm ziehe aus und gab uns die Kontaktdaten zum Vermieter“. Kurze Zeit später zog das Paar ein. „Wir haben uns die Maklerkosten erspart und uns sofort in die große Küche verliebt, weil wir gerne kochen.“
Zu zweit sind freilich auch die monatlichen Fixkosten fürs Wohnen leichter zu berappen. Valentina arbeitet als Management- und Marketingassistentin, Mike ist Unternehmer im Gastrobereich. „Insgesamt kostet die Wohnung 1.000 Euro Miete plus ca. 300 Euro Nebenkosten inklusive Müllabfuhr“, rechnet Valentina vor. Das neue Domizil befindet sich im Untergeschoß eines Zweiparteienhauses, hat 100 Quadratmeter Wohnfläche, drei Zimmer und einen Innenhof. Valentina: „Es gibt eine Photovoltaikanlage am Dach und eine Luftwärmepumpe, was die Energiekosten erschwinglich macht.“ Wichtig war dem Paar nicht nur, „das die Wohnung hell ist, sondern einen Raum fürs Homeoffice hat“. „Ach ja, wir haben sogar zwei Eingänge“, merkt Valentina noch an, „es ist gefühlt wie ein eigenes Haus“.
Auf Balkon verzichtet
Für Philip, 26 Jahre, gestaltete sich der Weg zur ersten eigenen Wohnung etwas mühsamer. „Ich habe zuerst in einer WG gewohnt, danach kurze Zeit in der Wohnung meines Vaters.“ Ende letzten Jahres war Umzug in die erste eigene Bleibe angesagt. Gesucht hat der Wiener etwa drei Monate. „Ich habe alle möglichen Angebote in Zeitungen und online studiert und insgesamt 25 Wohnungen besichtigt“, erzählt Philip. Doch jedes Mal hat etwas nicht gepasst. „Anfangs wollte ich 50 Quadratmeter in einem Neubau und einen zumindest kleinen Balkon. Doch davon bin ich schon bald abgekommen. Es war für mich schlicht nicht leistbar.“ Viele der Objekte waren entweder zu dunkel, zu laut, in keinem guten Zustand oder weit außerhalb vom Zentrum oder guter Infrastruktur. „Schließlich habe ich mich mit Altbau zufriedengegeben und auf einen Balkon verzichtet.“
Der junge IT-Analyst zog als Nachmieter eines Pärchens nahe des Wiener Augartens in eine 73-Quadratmeter-Wohnung ein, deren Miete allerdings auf drei Jahre befristet ist. „Die drei Zimmer sind aber gut angelegt. In zwei gab es sogar eingebaute Hochbetten mit Garderobe darunter, außerdem Regale. Für diese Einrichtung hat er den Vormietern 2.500 Euro Ablöse gezahlt. „Insgesamt komme ich auf eine Kaltmiete von 934 Euro und Nebenkosten von 106 Euro monatlich.“ Das sind rund 40 Prozent von Philips aktuellem Nettoeinkommen. „Für mich – ich lebe zurzeit Zeit alleine – ist das an der Grenze zum Leistbaren, viel Sparen oder größere Urlaube gehen sich nicht aus.“ Dann sieht er sich um und meint: „Trotzdem investiere ich es gerne in die Wohnung, weil mir Wohnqualität einfach wichtig ist“.
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