Design soll für alle leistbar sein: Kamingespräch mit Lilli Hollein und Louvre-Chef
Die französische Möbel- und Dekorationsindustrie ist seit Jahrhunderten ein lebendiger Ausdruck des „Art de vivre à la française“. So nennt sich auch die exklusive Produktausstellung, die seit 2008 unter der Federführung von Business France, der Handelsabteilung der Französischen Botschaft, organisiert wird und vor Kurzem zum ersten Mal in Österreich stattfand. Im Fokus der Veranstaltung in der Französischen Botschaft in Wien stand die exquisite Welt des französischen Designs, stimmig inszeniert von acht französischen Unternehmen, die auf Inneneinrichtung, Möbel, Leuchten und Tischkultur spezialisiert sind.
Kamingespräch
Bei einem Kamingespräch tauschten sich Lilli Hollein, Generaldirektorin des Wiener MAK und Olivier Gabet, Direktor der Kunstabteilung des Pariser Louvre, über die besondere Beziehung zwischen Frankreich und Österreich in Bereich Design und Innenarchitektur aus. Besonders hervorgehoben wurden die Verbindungen zwischen beiden Ländern und der rege Austausch in der Szene.
Die Frage zu den Herausforderungen für die Zukunft der Branche sorgte für Einigkeit: Es gehe darum, eine gute Balance zwischen Design im Luxussegment, welches auf echtes Kunsthandwerk und Umweltverträglichkeit setzt, und erschwinglichem Design für die breite Masse, der sogenannten „Fast furniture“, zu finden. Ihr gemeinsamer Wunsch: Design soll für alle leistbar sein.
Frankreich präsentiert sich in Wien
In Wien präsentierten sich Ego Paris (spezialisiert auf die Entwicklung und Herstellung von high-end Outdoor-Möbeln), Ferrures et Patines (setzt auf stilvolle Beschläge für Möbel und Gebäude), Karine Golberg (entwirft einzigartige Keramiken in ihrem Atelier in der Normandie), Leblanc Illuminations (seit 1958 der führende Hersteller von festlichen Lichtdekorationen), Le Creuset (bekannt für die gusseisernen Bräter in ikonischem Ofenrot), der Möbeldesigner Philippe Hurel, Sammode (Spezialist für Beleuchtungslösungen für Architektur, Industrie und Design) sowie Treca (entwickelt hochwertige Schlafsysteme).
Von königlicher Pracht zu modernem Minimalismus
Die Geschichte der französischen Möbelherstellung reicht bis in die Zeit des Ancien Régime zurück und spiegelt die sozialen, politischen und wirtschaftlichen Umbrüche des Landes wider. Am Hofe Ludwigs XIV. erlangte die Innenausstattung eine künstlerische Dimension: Möbel wurden zu Symbolen von Eleganz und königlicher Macht, verziert mit vergoldetem Holz und Intarsien. Im Gegensatz dazu verkörperte die Ära Ludwigs XVI. eine Rückkehr zu klassischer Eleganz mit schlichteren Linien und einem Fokus auf Asymmetrie, passend zu den aufkommenden Idealen der Aufklärung.
Die Industrialisierung im 19. Jahrhundert läutete eine neue Epoche ein, in der der technologische Fortschritt die Möbelherstellung revolutionierte und sie erstmals für breitere Bevölkerungsschichten erschwinglich machte. Im 20. Jahrhundert vereinten der Jugendstil und das Art déco Tradition mit Innovation und beeinflussten nicht nur das europäische, sondern auch das weltweite Design.
Heute ist der Möbelmarkt Frankreichs von einer Vielfalt an Stilen geprägt, wobei moderne Trends wie Minimalismus und ökologische Aspekte zunehmend in den Vordergrund rücken.
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