Immer mehr Raucher greifen zu Schmuggel-Zigaretten

In der EU werden immer mehr illegale Zigaretten geraucht. Das zeigt ein aktueller Report der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG. Obwohl der Zigarettenkonsum in der Europäischen Union insgesamt mit einem Minus von 0,6 Prozent leicht rückläufig ist, werden zunehmend gefälschte oder geschmuggelte Zigaretten geraucht.
Der Markt illegaler Zigaretten ist demnach von 2020 auf 2021 um 3,9 Prozent gewachsen, im Vergleichszeitraum davor waren es nur 0,5 Prozent. Damit sind von 436 Milliarden gerauchten Zigaretten 35,5 Milliarden oder ein Anteil von 8,1 Prozent illegal hergestellt. „Das ist so viel, wie in Ungarn, Tschechien und der Slowakei zusammen geraucht wird“, sagt Alexander Schönegger, Geschäftsführer von Philip Morris Austria. Das bedeutet für die EU einen Schaden von 10,4 Milliarden Euro.
Hoher Preis
Die Situation ist in den einzelnen EU-Ländern jedoch durchaus unterschiedlich. Während es zum Beispiel in Polen einen leichten Rückgang gegeben hat, ist der Konsum illegaler Zigaretten in Frankreich sprunghaft um ein Drittel in die Höhe gegangen. „Der durchschnittliche Preis für eine Packung Zigaretten ist dort seit 2017 um 50 Prozent gestiegen und kostet jetzt fast zehn Euro“, sagt Schönegger. Es stelle sich daher die Frage, ob Preiserhöhungen aufgrund von Steueranhebungen sinnvoll seien.
Das pikante an der Sache: Hersteller von illegalen Zigaretten werden von Märkten mit hohen Preisen geradezu angezogen. Nicht etwa, weil sie dort leichter unter Preis verkaufen können, sondern weil sie an den dort erzielbaren hohen Margen mehr mitschneiden können.
Den früheren Ost-West-Strom von Polen und Griechenland ausgehend gibt es inzwischen nicht mehr so stark, dafür hätten höhere Grenzkontrollen gesorgt, sagt Schönegger. Dafür hat die Produktion in den einzelnen Ländern zugenommen. Sogar in Österreich sind 2020 erstmals seit Langem zwei Produktionsstätten ausgehoben worden, in Floridsdorf und Bruck/Leitha.
Transitland Österreich
Hierzulande sei die Situation mit den illegalen Glimmstängeln aber entspannter als in anderen EU-Ländern, berichtet Schönegger. 2021 wurden rund 13 Milliarden Zigaretten geraucht, ein Minus von einem Prozent gegenüber dem Vorjahr. Zwar ist der Konsum von illegal importierten Zigaretten leicht um 0,5 Prozent gestiegen, die Zahl der gefälschten Zigaretten hat sich jedoch seit den vergangenen zwei Jahren halbiert.
Das ist laut Schönegger vor allem auf die Corona-Pandemie und die damit zeitweise geschlossenen Grenzen zurückzuführen, aber auch auf die verstärkte Arbeit der Behörden im Kampf gegen die kriminellen Hersteller. Die Jagd auf diese findet mittlerweile mittels High-Tech-Methoden statt, wie zum Beispiel mit riesigen Röntgenanlagen, mit großen „Armen“ werden ganze Lieferwägen gescannt, auch Züge und Schiffe werden so kontrolliert. Das dadurch entstehende Bild gleicht jenem eines Koffers beim Security-Check auf Flughäfen.
Größeres Risiko
Dennoch entgingen dem heimischen Fiskus durch die klandestinen Machenschaften im vergangenen Jahr 101 Millionen Euro. Österreich ist aber auch ein Transitland für gefälschte und geschmuggelte Zigaretten. Die meisten gehen nach Deutschland und in die Schweiz.
Der Schaden, der durch illegale Zigaretten entsteht, geht aber über den wirtschaftlichen weit hinaus. Gefälschte Tabakprodukte würden größere gesundheitliche Risiken bergen, da anders als bei der legalen Herstellung von Tabakerzeugnissen nicht strenge Regeln bei der Zusammensetzung der Produkte herrschen, heißt es seitens des österreichischen Nikotininstituts.
Terror und Waffen
Der Tabak wird teilweise auf schlechten Böden angebaut, oft ist der Schadstoffgehalt viel höher als bei normalen Zigaretten. Dadurch sind extrem hohe Nikotinwerte möglich, es können sogar radioaktive Substanzen enthalten sein. Außerdem wird durch den Schmuggel Schwarzgeld produziert, das unter anderem für Terroranschläge oder den Waffenhandel verwendet wird.
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