Neidvoller Blick auf Österreichs Pensionen

Österreichs Pensionen sind aus deutscher Sicht "attraktiv"
Ifo-Studie: Im Schnitt um 352 Euro höher als in Deutschland – Forscher zweifeln aber an der Nachhaltigkeit.

Wann immer die kargen Pensionen in Deutschland thematisiert werden, blicken die Medien neidvoll auf das Nachbarland: "Warum gibt es in Österreich 40 Prozent mehr Rente?" fragte das Nachrichtenmagazin Focus.

Das Münchener Ifo-Institut hat nun das heimische Pensionssystem unter die Lupe genommen. Fazit: "Das Rentensystem in Österreich ist für Pensionäre aufgrund seiner hohen Leistung attraktiv", analysieren die Studienautoren Anja und Oliver Hülsewig. Konkret liege die durchschnittliche Alterspension mit 1211 Euro um 352 Euro über der deutschen gesetzlichen Rentenversicherung.

Die Beiträge der Arbeitnehmer zur Pensionsversicherung seien zwar "vergleichsweise hoch". Damit gehe aber das Versprechen einher, den Lebensstandard auch im Alter weitestgehend zu sichern. Anders als in Deutschland spielt deshalb das Thema Altersarmut hierzulande kaum eine Rolle.

Immer mehr Ältere

Allerdings haben die deutschen Experten Zweifel, ob die großzügige Altersversorgung auf Dauer aufrechterhalten werden kann. Denn auch Österreich sei dem steigenden demografischen Druck ausgesetzt: es gibt weniger Geburten, die Lebenserwartung steigt rasch an. Zwar gebe auch in Österreich drei Säulen; neben der gesetzlichen Pensionsversicherung eine betriebliche und eine private Vorsorge. Diese beiden Säulen existierten aber nur "pro forma", weil sie in Österreich sehr schwach ausgeprägt seien.

Für "besorgniserregend" halten die Ifo-Forscher den Anstieg des sogenannten Altersquotienten: Im Jahr 2013 kamen auf einhundert Personen im erwerbsfähigen Alter (15 bis 65 Jahre) rund 27 pensionsreife Österreicher (über 65 Jahre). Im Jahr 2060 werde dieser Wert auf 51 steigen. Das heißt: Immer weniger Erwerbstätige müssen im Umlageverfahren für immer mehr Pensionisten aufkommen.

In Deutschland fällt diese Alterung freilich noch um eine Spur dramatischer aus: Dort steigt der Altersquotient im selben Zeitraum von 32 auf 60.

"Kaum tragfähig"

Zweifel haben die deutschen Experten an der Finanzierbarkeit. Weil die staatlichen Zuschüsse steigen, sehen sie das Pensionssystem in Österreich "heute schon nicht gedeckt". An der Nachhaltigkeit "darf gezweifelt werden", weil die Zuschüsse wegen der Schieflage der öffentlichen Finanzen kaum tragfähig seien, folgern die Autoren.

Link zur Ifo-Studie: Das österreichische Rentensystem im Blickpunkt: Rentenparadies oder eine Belastung für zukünftige Generationen? (PDF, 9 Seiten)

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