China wird 2030 die Hälfte des weltweiten Grünstroms erzeugen
Die Internationale Energieagentur (IEA) prognostiziert in ihrem neuesten Bericht „Renewables 2024“ ein beispielloses Wachstum im Bereich der erneuerbaren Energien bis 2030. China spiele dabei eine entscheidende Rolle, den Wandel hin zu erneuerbaren Energien voranzutreiben. Das Land wird bis 2030 etwa 60 % des weltweiten Ausbaus an erneuerbaren Energien verantworten.
Globales Wachstum erneuerbarer Energien übertrifft Erwartungen
Laut dem Bericht wird die weltweite Kapazität an erneuerbaren Energien bis 2030 um das 2,7-fache wachsen – ein Wert, der die aktuellen politischen Ziele vieler Länder um 25 % übersteigt. Obwohl dieses Wachstum beeindruckend ist, bleibt es hinter dem auf der Klimakonferenz COP28 in Dubai festgelegten Ziel einer Verdreifachung der Kapazitäten bis 2030 zurück. Maßnahmen zur Förderung der Erschwinglichkeit von Solar- und Windenergie sowie die steigende Nachfrage aus dem privaten Sektor spielen da laut IEA eine Schlüsselrolle.
China: Der globale Vorreiter
China bleibt der Motor des globalen Ökostrom-Wachstums. Seit 2020 hat sich Chinas Solarkapazität fast vervierfacht, während sich die Windenergie verdoppelt hat. Unterstützende politische Maßnahmen und kostengünstige Technologien haben dem Land ermöglicht, sein Ziel von 1.200 Gigawatt (GW) für Solar- und Windenergie sechs Jahre vor dem geplanten Termin zu erreichen. Der IEA-Bericht hebt hervor, dass China bis 2030 fast die Hälfte der weltweiten Kapazität (!) an erneuerbaren Energien beherbergen wird.
Solarenergie und Windkraft treiben das Wachstum voran
Solarenergie wird bis 2030 etwa 80 % des globalen Wachstums im Bereich erneuerbare Energien ausmachen. Die sinkenden Kosten, kürzeren Genehmigungszeiten und die gesellschaftliche Akzeptanz treiben diesen Trend an.
Die Windkraft erholt sich ebenfalls, obwohl der Sektor in den letzten Jahren mit Lieferkettenproblemen und wirtschaftlichen Hürden konfrontiert war. Politische Anpassungen in Europa, den USA und Indien haben die Aussichten für den Windsektor jedoch verbessert.
Herausforderungen: Netze und Integration
Mit dem rasanten Ausbau der erneuerbaren Energien kommen auch neue Herausforderungen auf. Eine der größten Hürden ist die Integration von Solar- und Windenergie in die Stromnetze. Der Bericht zeigt, dass Länder wie Chile, Irland und das Vereinigte Königreich mit Netzengpässen und Abregelungen (dem sogenannten Curtailment) konfrontiert sind, was bedeutet, dass überschüssige Energie nicht ins Netz eingespeist werden kann. Um dies zu vermeiden, sind Investitionen in Netze und Speichersysteme sowie flexible Lösungen wie Nachfragesteuerung dringend erforderlich.
Herausforderungen für die Solar- und Windindustrie
Die Solarindustrie steht vor einem Überangebot an Produktionskapazitäten, was zu einem Preisverfall bei Solarmodulen in den vergangenen 20 Jahren geführt hat. Während sich kleinere Hersteller diesem Preisdruck nur schwer entziehen können, benötigt die Windturbinenproduktion dringend mehr Investitionen, um zukünftige Engpässe in der Lieferkette zu vermeiden. In China wird die Produktion von Solarmodulen bis 2030 weiter eine dominante Rolle spielen, aber auch Länder wie die USA und Indien bauen ihre Kapazitäten aus, wenn auch zu höheren Kosten.
Erneuerbare Energien in Industrie und Verkehr
Neben dem Stromsektor werden erneuerbare Energien auch in der Industrie und im Verkehrssektor weiter an Bedeutung gewinnen. Elektrofahrzeuge werden, so die Prognose der IEA, den Transportsektor dominieren, während Bioenergie und grüner Wasserstoff eine Schlüsselrolle in der Dekarbonisierung der Schwerindustrie sowie des Schiffs- und Luftverkehrs spielen werden.
Chinas Problem: Führend auch bei Kohle
Obwohl China sich als globaler Vorreiter bei erneuerbaren Energien positioniert, bleibt das Land auch der größte Kohleverbraucher weltweit. Die IEA geht davon aus, dass Chinas Kohleverbrauch bald seinen Höhepunkt erreichen könnte, doch derzeit dominieren Kohlekraftwerke noch die Stromerzeugung.
Weitere politische Maßnahmen erforderlich
Um das globale Ziel einer Verdreifachung der Kapazität erneuerbarer Energien bis 2030 zu erreichen, sind also weitere politische Verbesserungen notwendig, schreiben die IEA-Experten. Der Bericht zeigt auf, dass in Ländern mit fossilen Überkapazitäten politische Maßnahmen zur Beschleunigung des fossilen Ausstiegs entscheidend sind. Insbesondere China, Europa, die USA und Indien müssen ihre Investitionen in die Netzinfrastruktur und in die Systemintegration massiv steigern, um mit dem rapiden Ausbau Schritt zu halten.
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