„Ich unterstütze mit Herzblut die Firmen“
Als vor fast genau einem Jahr mit dem ersten Lockdown die Corona-Krise in Österreich so richtig ausbrach, mussten Susanne Wendler und ihre rund 600 Mitarbeiter für die Kunden praktisch rund um die Uhr da sein. „Wir waren so engagiert, dass das Thema Arbeitszeit in den Hintergrund rückte. Man beginnt ganz zeitig in der Früh und hört ganz spät auf, um die Wirtschaft zu unterstützen“, sagt Wendler. Seit vielen Jahren ist sie für die Anliegen der großen Firmenkunden der UniCredit Bank Austria zuständig, seit Anfang 2019 ist sie im Vorstand der Bank.
Eigenkapitalstärkung
Zu Beginn sei die Liquiditätssicherung am wichtigsten gewesen. „Innerhalb von drei Monaten war das doppelte Jahresaufkommen an Förderanträgen zu bearbeiten; die gesamte Unternehmerbank hat mitgeholfen, das zu bewältigen“, erzählt Wendler im KURIER-Gespräch. Liquidität sei zwar noch immer ein wichtiges Thema, aber nicht mehr das wichtigste; gerade Industriebetriebe seien inzwischen gut aufgestellt.
Wendler: „Viele Betriebe haben die Zeit genutzt, um ihr Kostenkorsett zu adaptieren.“ Nun gehe es vermehrt um das Thema Eigenkapitalstärkung, um am Aufschwung teilzunehmen. Vor allem für jene sei dies eine Herausforderung, die schon vor der Krise eine schmälere Eigenkapitaldecke hatten. „Wir gehen mit den Unternehmen Szenarien durch, wie man das Eigenkapital stärken oder geplante Investitionen realisieren kann. Etwa über Beteiligungsgesellschaften der Bundesländer oder das Austria Wirtschaftsservice aws. Wir sehen uns als strategischer Finanzpartner“, so Wendler.
Chancen auf Firmenübernahmen
Eine eigene Abteilung beschäftigt sich mit Beteiligungen und Zukäufen (M&A). „In der Krise werden durchaus vereinzelt Chancen wahrgenommen, sich an Unternehmen zu beteiligen oder sie zu kaufen. Mit dem Aufschwung wird das vermehrt vorkommen“, ist sie überzeugt.
„Wir haben immer wieder Kunden, die sich an Firmen beteiligen wollen und versuchen, Kontakt zu den Verkäufern herzustellen“, tritt Wendler hie und da auch als Vermittlerin auf. „In der Regel kennen Unternehmer aber ihre Branche selbst sehr gut.“
Kein Massenphänomen
Die Bank Austria wiederum habe die Expertise in der Bewertung. Die aktuelle Zinslandschaft mache es leichter, Finanzierungen darzustellen. „Wir haben bereits Käufe gesehen, aber es ist kein Massenphänomen“, so Wendler. Zukäufe gebe es vor allem in den Branchen, die tendenziell positiv aus der Krise gehen, also Lebensmittel, IT und virtuelle Unterhaltung.
Die Bankerin bewertet die Staatshilfen als nicht überschießend. „Es ist enorm wichtig, dass es so viele Hilfen gibt, die dazu beitragen, die Unternehmen mit allen Partnern aufzufangen.“ Zudem habe geholfen, dass weder Finanzamt noch Sozialversicherung Konkursanträge gestellt haben. Es werde aber Nachzieheffekte geben. Durch Kundengespräche werde versucht, dem vorzubeugen, indem Chancen herausgearbeitet werden, etwa beim Thema Nachhaltigkeit. „Österreichs Wirtschaft ist unglaublich wendig und innovativ, nur sind Innovationen ganz selten so spektakulär wie die Erfindung der Dampfmaschine.“
Neuausrichtung
Auch habe die Wirtschaft einen Riesensprung in Sachen Digitalisierung gemacht und es eröffne sich für Betriebe die Möglichkeit der strategischen Neuausrichtung. „Wir werden eine Wirtschaft sehen, die so agil ist und mutiert, dass sich die Branchen untereinander auffangen. Ich bin Feuer und Flamme für die österreichische Wirtschaft, ich unterstütze mit Herzblut mit meiner Mannschaft die Firmen.“
Für Wendler jedenfalls hat die Bank Austria genügend Kraft, in der Krise unterstützend zu wirken. Die Eigenkapitalquote liegt bei mehr als 20 Prozent.
Frauen ermutigen
Bezüglich des heutigen Frauentags hält die 54-jährige Managerin fest, dass es ganz wichtig sei, Frauen zu ermutigen, sich Führungsfunktionen zuzutrauen und anzustreben. Dazu gebe es in der Bank Austria eigene Programme. Im Executive Committee, dem erweiterten Führungsgremium, seien schon ein Drittel weibliche Mitglieder. In der Führungsriege darunter soll es bis 2023 auch ein Drittel werden. Ihr ist aber auch bewusst, dass noch viel zu machen sei. „Ein Mann sagt in der Regel, „Ich will einen Führungsjob und die Qualifikation hol ich mir dann schon.“ Eine Frau hingegen sagt “Ohne Quali mache ich es nicht.“ Obwohl es beide gleich gut können – nur der eine schreit lauter.“
Die 54-jährige leitet seit 2016 die sogenannte „Unternehmerbank“ in der Bank Austria. Davor war sie ab 2013 für das Corporate Network zuständig und davor ab 2010 in diversen Führungspositionen für das Geschäft mit internationalen und großen Firmenkunden verantwortlich. Seit Anfang 2019 ist sie im Vorstand der Bank.
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