UniCredit mit Milliardenverlust im Corona-Jahr

UniCredit einigte sich mit US-Behörden
Auch die zur UniCredit-Group gehörende Bank Austria schrieb rote Zahlen.

Die Bank Austria-Mutter UniCredit wartete mit Überraschungen auf. Konzernchef Jean Pierre Mustier geht nicht im April, sondern sofort und verabschiedet sich mit einem unerwartet hohen Verlust. Zum Abschied des Franzosen, der den Konzern in den letzten Jahren saniert hat, wurden Bilanz-Altlasten beseitigt. Hohe Abschreibungen samt Kosten für einen neu verschärften Sparkurs und hohe Kreditvorsorgen brachten 2,8 Mrd. Euro Verlust. Das Österreich-Geschäft bilanzierte leicht rot.

Vor allem das vierte Quartal war bei UniCredit stark defizitär. Der Mailänder Konzern schrieb fast 900 Mio. Euro auf den Wert der Investmentbanking- und Großkunden-Sparte ab. Die Wertberichtigung steht nach Bankangaben vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie und der trüben wirtschaftlichen Aussichten. Unter dem Strich stand von Oktober bis Dezember ein Minus von 1,18 Mrd. Euro. Analysten sahen davor im Schnitt 686 Mio. Euro Quartalsverlust.

Im Gesamtjahr 2020 stand bei der UniCredit ein Minus von knapp 2,8 (2019: Gewinn von 3,4) Milliarden Euro zu Buche. Insgesamt hat die Mailänder Großbank angesichts der Coronakrise fast 5 Milliarden Euro auf faule Kredite abgeschrieben. Die Hälfte mehr als im Jahr davor. Weil das bereinigte Ergebnis positiv ausfällt, will UniCredit trotzdem insgesamt 1,1 Mrd. Euro an die Aktionäre zurückgeben: 800 Millionen in Form von Aktienrückkäufen und 300 Millionen als Dividende - sofern die Bankenaufseher einverstanden sind.

Auch Bank Austria mit roten Zahlen

Für die Österreich-Division (Bank Austria, ohne Corporate/Investmentbanking) weist die UniCredit für 2020 einen kleinen Verlust von 12 Mio. Euro aus, nach einem Nettogewinn von 563 Mio. Euro im Jahr 2019. Im vierten Quartal gab es im Österreich-Geschäft einen Verlust von 33 Mio. Euro, vor allem wegen in Summe im Vergleich zum Jahr davor fast sechsmal höherer Kreditrisikokosten, die rund 245 Mio. Euro erreichten.

Im Jahr davor gab es im Schlussquartal für die Österreich-Division in der UniCredit-Bilanz 222 Mio. Euro Gewinn. 2020 haben Abwertungen auf die Anteile an der 3-Banken-Grppe die Bilanz belastet. Das Betriebsergebnis fiel 2020 um mehr als ein Drittel, die Kostenquote ist wegen rückläufiger Erträge schlechter geworden, also auf mehr als 70 Prozent gestiegen.

An der Börse in Mailand wurden die UniCredit-Nachrichten über die Zahlen 2020 mit Enttäuschung aufgenommen. So sank das Papier am Vormittag um mehr als 3 Prozent auf 8,4 Euro. Seit die Coronakrise die Wirtschaft und die Finanzmärkte vor knapp einem Jahr voll erfasst hat, hat das Papier rund 40 Prozent an Wert eingebüßt.

Im laufenden Jahr soll das bereinigte Nettoergebnis der UniCredit auch dank eines verschärften Sparkurses auf mindestens 3 Mrd. Euro steigen. Mustier hatte für 2021 zuletzt ein bereinigtes Ergebnis von 3 bis 3,5 Mrd. Euro in Aussicht gestellt. Erreicht werden soll der Gewinnanstieg unter anderem mit leicht anziehenden Erträgen und sinkenden Kosten. Im vergangenen Jahr waren die Erträge um neun Prozent auf gut 17 Milliarden Euro eingebrochen. Die Kosten gingen hingegen nur um rund ein Prozent auf 9,8 Mrd. Euro zurück und konnten den Ertragsrückgang nicht kompensieren.

Neues gab es schon am Mittwochabend auch zum anstehenden Chefwechsel. Mustier geht sofort und nicht erst im April. Bis der neue Chef kommt, rückt mit Ranieri de Marchis ein Interimsmanager an die Spitze der Bank. Mustier hatte seinen Rückzug zuvor bis spätestens zum April angekündigt und den Schritt mit Differenzen zwischen ihm und dem Verwaltungsrat begründet.

Berichten zufolge sollen sein harter Sanierungskurs mit weiteren Filialschließungen und Stellenstreichungen auf zunehmenden Widerstand gestoßen sein. Zudem stand er Übernahmen skeptisch gegenüber. Einige Verwaltungsratsmitglieder befürworten offenbar eine vom italienischen Staat erwünschte Übernahme der verstaatlichten Krisenbank Monte dei Paschi di Siena.

Mustiers Nachfolger heißt Andrea Orcel

Seit Ende Jänner steht auch Mustiers Nachfolger fest. Künftig soll der Ex-UBS-Investmentbanker Andrea Orcel das Institut leiten. Er gilt als erfahrener und gefragter Bankmanager. 2018 hatte der gebürtige Italiener seinen Job bei der schweizerischen UBS quittiert und sich Hoffnungen auf den Chefposten bei der Banco Santander gemacht. Die Spanier zogen ihr Angebot dann aber überraschend zurück.

Mustiers Bilanz am Kapitalmarkt sieht gemischt aus. Der Aktienkurs hat seit seinem Amtsantritt im Juli 2016 rund 7 Prozent eingebüßt. Immerhin konnte er damit den Verfall der Vorjahre stoppen. Die Unicredit-Papiere zählen zu den größten Verlierern seit der Finanzkrise Ende des vergangenen Jahrzehnts. Für Anleger waren die Aktien mit einem Minus von 96 Prozent praktisch ein Totalverlust.

Trotz mehrerer milliardenschwerer Kapitalerhöhungen in den vergangenen Jahren, mit denen die Bank vor dem Untergang bewahrt wurde, kommt die UniCredit nur auf eine Marktkapitalisierung von rund 19 Mrd. Euro und gehört damit nicht mehr zu den wertvollsten Banken der Eurozone. Vor der Finanzkrise hatte die UniCredit unter anderem wegen der Übernahme von HVB/Bank Austria noch zur Creme de la Creme der Branche gezählt.

Die Italiener hatten die HVB samt der österreichischen Bank Austria im Jahr 2005 für rund 15 Mrd. Euro in eigenen Aktien übernommen. Dies war die bis dahin größte grenzüberschreitende Bankenfusion innerhalb Europas. Seitdem wird auch die HVB von der UniCredit immer wieder zurechtgestutzt. Im vergangenen Jahr gingen die Erträge im Privat- und Firmenkundengeschäft in Deutschland weiter leicht zurück. Der Gewinn brach wegen der Corona-Folgen ein.

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