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"Ich halte Asarow für einen redlichen Mann"
Der ukrainische Ex-Premier Nikolai Asarow hält Kontakt zum Wiener Anwalt Specht.
Die Österreich-Connections der ukrainischen Polit-Elite und Wirtschaftsmagnaten sorgen weiter für Aufregung. Eine der ersten Adressen für wohlsituierte Ukrainer ist offenbar die Wiener Anwaltskanzlei von Leopold Specht, die auch in Kiew eine Filiale unterhält. Specht ist kein unbeschriebenes Blatt. Er gilt als SPÖ-nahe und ist mit Ex-Kanzler Alfred Gusenbauer freundschaftlich verbunden, der in der Wiener Anwaltskanzlei ein Büro unterhält. Und: Specht sitzt im Aufsichtsrat der ÖBB-Holding und der Austro Control.
Der Anwalt macht kein Hehl daraus, dass er mit dem früheren ukrainischen Ministerpräsidenten Nikolai Asarow und dessen Sohn Alexej Kontakt hat. Dabei ist die Familie Asarow, die zum Teil in Wien-Pötzleinsdorf residiert, wegen angeblicher verdächtiger Vermögenstransaktionen ins Fadenkreuz der ukrainischen Opposition geraten.

Man kennt sich offenbar ganz gut. Specht stellt nämlich klar, dass der Ex-Premier Ende Jänner keinen "Fluchtversuch" nach Wien unternommen habe, sondern bloß seine Familie für zwei Tage besucht habe. Mit Asarow junior verbindet Specht eine GmbH. Alexej Asarow war der Gründungs-Geschäftsführer der "Sustainable Ukraine gemeinnützige Forschung GmbH", deren Alleingesellschafterin eine Subfirma der Kanzlei Specht ist.
Familien-Geschäfte
Ziel dieser Gesellschaft sei es gewesen, "die mögliche Integration der Ukraine in das strukturierte Umfeld der EU mit einigen Forschungsprojekten zu begleiten". Da aus der Annäherung zur EU nichts wurde, platzte auch das Projekt. Ende 2011 schied Asarow aus der Gesellschaft aus und Anwalt Friedrich Bubla übernahm die Geschäftsführung. Detail am Rande: Bubla ist Treuhänder der Familie Asarow – u. a. im Zusammenhang mit ihrem Wiener Domizil.
Und Specht bestätigt auch, dass er die österreichischen Gesellschafter des Magazin-Verlages Publishing Deluxe Holding beraten hat, bei dem Alexejs Frau Lilija Azarova 2012 als Miteigentümerin eingestiegen ist.
Was macht Wien seit Jahren so attraktiv für reiche Ukrainer? Bis zur Verschärfung der EU-Geldwäsche-Bestimmungen im Jahr 2007 nutzten viele Ukrainer ihre Kontakte zu österreichischen Banken, um anonyme Geldtransfers abzuwickeln, so Specht. Heute dreht sich alles um die Steuer-Vorteile: Stichwort Holding-Privileg.
"Wenn sie über eine österreichische Holding eine Beteiligung in der Ukraine strukturieren oder eine Investition über Österreich in einem Drittland machen, werden die Dividenden unter gewissen Bedingungen mit null besteuert", weiß Specht. "Und diese sind leicht zu erfüllen."
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