Huawei unter US-Druck: "Ganz sicher werden wir überleben"

Tony Jin Yong, Huawei-Repräsentant bei den EU-Institutionen in Brüssel
Chinas erster Weltkonzern muss wegen der US-Sanktionen einen tiefen Fall verkraften. Mit neuen Geschäftsfeldern hofft Huawei durchzuhalten - und darauf, dass Europa dem Druck aus den USA standhält

Ein Stockwerk im lichtdurchfluteten Bürogebäude in Brüssels Europaviertel gehört Huawei. Die vier anderen Google.

Wer so nah beinander logiert, müsste eigentlich bestens vernetzt sein. Das war auch so – bis die US-Regierung dem amerikanischen IT-Riesen 2019 verbot, mit dem chinesischen Konzern zusammenzuarbeiten. Weitere US-Sanktionen gegen den  groß gewordenen Konkurrenten aus China folgten.

Die Folge: „Wir befinden uns in einer sehr schwierigen Lage“, schildert Tony Jin Yong. Huaweis Vertreter bei den EU-Institutionen im KURIER-Interview über Umsatzeinbrüche, politischen Druck aus Washington und Spionagevorwürfe.

KURIER: Wird es Huawei in fünf Jahren in Europa denn noch geben?
Tony Jin Yong:  Es ist wahr, wir befinden uns in einer sehr schwierigen Lage. Früher hat das Konsumentengeschäft etwa mit Handys mehr als 50 Prozent der Einnahmen ausgemacht. Jetzt versuchen wir unsere Geschäftsfelder zu diversifizieren: Wir weiten unsere Ausgaben in Forschung und Entwicklung extrem aus – im Vorjahr waren es 18 Milliarden Euro, heuer werden es sogar 20 Milliarden Euro sein. Das bedeutet: Wir haben Vertrauen in die Zukunft – und in Europa.  Weil die USA uns verbietet, in Amerika zu investieren, verlagern wir derzeit jährlich 600 Millionen Euro von den USA nach Europa. 30 Prozent davon gehen in die Grundlagenforschung.

Huawei wird also überleben?
Ganz sicher werden wir überleben. Aber die Lage ist schwierig.

Der Verkauf von Huawei-Smartphones ist in Europa völlig eingebrochen ...
Ja, wir können keine Smartphones mehr verkaufen, weil wir in Folge der US-Sanktionen von der Lieferung von Halbleitern abgeschnitten sind. Wir versuchen diesen Einbruch auszugleichen. Etwa im Cloud-Business, bei digitaler Energie und noch mehr. Aber in vollem Umfang können wir das nicht kompensieren.

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