Huawei: 5G und die Angst vor chinesischer Spionage
Großbritannien machte am Dienstag eine Kehrtwende mit massiven Folgen für seine technologische Zukunft. Der Nationale Sicherheitsrat entschied, den chinesischen Netzwerkausrüster Huawei beim Ausbau des Mobilfunkstandards 5G ab 2021 auszuschließen. Bereits eingesetzte 5G-Netzwerkteile müssen bis 2027 entfernt werden. Die Entscheidung kam nach Druck von den USA, die Huawei enge Kontakte zur chinesischen Regierung vorwerfen und als Cyber-Sicherheitsrisiko sehen. Der britische Minister für Digitales, Kultur und Medien Oliver Dowden begründete im Parlament den Bann mit Sanktionen der USA gegen Huawei, die unter anderem Zusammenarbeit mit US-Komponentenherstellern verbieten. „Sie haben potenziell schwerwiegende Auswirkungen auf Huaweis Fähigkeit, neue Ausrüstung in Großbritannien zu liefern,“ sagte Dowden.
Unternehmen wie Huawei, Ericsson, Nokia und Cisco liefern die Hardware, mit denen die Mobilfunker ihre Infrastruktur ausbauen. Hier setzt die Befürchtung an, dass Huawei bereits bei der Produktion eine sogenannte Hintertür (Backdoor) einbauen könnte. Diese nachträglich zu finden ist dann fast unmöglich und zum Schließen der Hintertür muss oft die ganze Hardware-Komponente getauscht werden. Bei einem laufenden 5G-Netz würde das bedeuten: Netzausfälle. Politiker und Behörden, vorrangig aus den USA, befürchten, dass Huawei mit der Hintertür jederzeit absichtlich das Netz ausfallen lassen könnte – speziell in Krisenzeiten. Zudem sorgt man sich, dass die Standorte, Nachrichten und Telefonate von Millionen Bürgern und Regierungsinstitutionen abgegriffen und an die chinesische Regierung weitergegeben werden.
Geheimdienste
Diese Backdoor-Technologie ist weder neu noch eine chinesische Erfindung. Dass Geheimdienste Schlupflöcher nutzen, um andere Staaten und die eigenen Bürger auszuspionieren, sollte spätestens seit Edward Snowdens Enthüllungen keine Überraschung mehr sein. Seither steht auch der amerikanische Netzwerk-Anbieter Cisco immer wieder in der Kritik, durch Sicherheitslücken und bewusst eingebaute Hintertüren die US-Spionage zu unterstützen. Belege für die Behauptung, Huawei würde solche Hintertüren für China einbauen, gibt es nicht. Auf eine parlamentarische Anfrage an Bundeskanzler Sebastian Kurz vom April hieß es, er habe „keine Kenntnisse“ darüber, ob es „bei 3G- und 4G-Equipment von Huawei und ähnlichen chinesischen Unternehmen Verdachtsfälle von Cyberspionage oder ähnlichen Sicherheitsrisiken gab“.
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