Im Jänner hatte das Unternehmen mit seinen drei Filialen Konkurs angemeldet. 87 Gläubigern schuldete Grandits insgesamt 1,9 Mio. Euro. Als Gründe für die Pleite wurden Umsatzrückgänge durch die Corona-Pandemie, aber auch rückläufige Frequenzen aufgrund der hohen Inflation genannt. Doch für eine der drei Filialen geht es jetzt doch weiter.
Der ehemalige Filialleiter Anton Volemann hat den Herrenausstatter in der Alser Straße übernommen. Die Filialen in der Nussdorfer Straße und Rotenthurmstraße bleiben aber weiterhin geschlossen.
"Ich lebe für dieses Geschäft"
37 Jahre lang war "Herr Toni" (wie ihn seine Stammkunden nennen) bei Grandits angestellt, 25 Jahre davon als Leiter der Filiale in der Alser Straße. "Ich bin nach meiner Lehre zum Einzelhandelskaufmann in Linz nach Wien gekommen und dann einfach hier bei Grandits hängen geblieben", erzählt Volemann. Er habe den Laden übernommen, weil für ihn gar nichts anderes in Frage kam, wie er sagt. "Ich lebe für dieses Geschäft", so Volemann.
Nach seiner Übernahme wurden der Außenauftritt und das Logo modernisiert. Auch die Website ist aktuell noch in Bearbeitung. Die vier Mitarbeiter des Geschäftes kann der gelernte Einzelhandelskaufmann in seiner neuen Firma weiter beschäftigen. Die zehn Angestellten der anderen beiden Filialen, die Volemann nicht übernommen hat, mussten im Zuge der Schließungen gehen. Auch sonst plant der neue Eigentümer keine großen Veränderungen. "Das Geschäft hier hat ja vor der Pleite funktioniert", so Volemann. Anders als etwa die Filiale in der Inneren Stadt sei der Laden in der Alser Straße immer lukrativ gewesen.
Kunden sparen bei Kleidung
Trotzdem seien die Zeiten aktuell nicht gerade leicht, sagt Volemann. Durch die Krisen seien viele Leute vorsichtiger und sparen - auch bei der Kleidung. Volemann hofft trotzdem, von den vielen Stammkunden und dem guten Namen von Grandits profitieren zu können. "Ich hoffe, dass die Stammkunden der geschlossenen Filialen auch weiterhin zu Grandits gehen werden", sagt Volemann dem KURIER.
Seine Zielgruppe seien Männer zwischen 18 und 60 Jahren. 80 Prozent seiner Kunden seien treue Stammkunden. Preislich stuft Volemann sein Geschäft als "mittel bis premium" ein. Ab 400 Euro erhält man einen Anzug in Wollqualität bei Grandits. Diesen könne man aber mehrere Jahre lang tragen, sagt Volemann. "Mir ist es wichtig, dass Kleidung nicht zu einem Wegwerfartikel wird, sondern dass man damit lange Freude hat", so Volemann.
"Straßenverschönerer"
Angst vor einer weiteren Insolvenz des Herrenaustatters hat Volemann nicht: "Wenn ich die hätte, dann dürfte ich das hier überhaupt nicht machen." Trotzdem sieht er eine Bedrohung für Geschäfte wie seines durch den immer weiter wachsenden Onlinehandel - und das nicht nur aus wirtschaftlicher Sicht: "Ich nenne mich einen Straßenverschönerer. Ich lege Wert darauf, dass die Auslage gut aussieht und dass der Gehsteig sauber ist. Und es ist nicht schön für eine Stadt, wenn die Geschäfte aussterben und die Straßen voll sind mit leerstehenden Geschäftslokalen", sagt Volemann.
Kommentare