Kraus-Winkler, selbst Chefin von Hotels in Langenlois und in der Südsteiermark, kann schon von Berufs wegen wenig mit Anschobers Aufforderung anfangen: „Ein Radurlaub bringt weniger Ansteckungsgefahr mit sich, als daheim zu bleiben und dann vielleicht mit der Familie in den Tennis-Club zu gehen.“ Im Übrigen sei es amtlich, dass die Ansteckungen primär im privaten Umfeld und nicht auf Reisen passieren.
Eine Umfrage der Bundessparte Tourismus habe in der Vorwoche ein deutliches Ost-West-Gefälle in der Buchungslandschaft gezeigt. „Im Westen haben wir durchschnittliche Auslastungen von nur 20 bis 35 Prozent, was vor allem daran liegt, dass die deutschen Gäste ausbleiben.“ Die Verschärfung der deutschen Reisewarnung ist hier freilich noch nicht berücksichtigt. Erst vergangenen Donnerstag hatte Berlin alle österreichischen Bundesländer zum Risikogebiet erklärt, mit Ausnahme von Kärnten (wo derzeit allerdings viele Betriebe die Saison beenden und ohnehin schließen). Die Auswirkungen sind noch nicht absehbar.
Doch in der steirischen Hundertwassertherme Bad Blumau sieht sich Eigentümer Rogner bereits mit ersten Konsequenzen konfrontiert: „Wir hatten Ende dieser Woche einige deutsche Gäste, die vorzeitig abgereist sind.“ Nicht aus Angst vor einer Ansteckung, sondern wegen der Befürchtung, dass sie nach der Heimreise in Quarantäne müssen. Die Urlauber seien nun einmal verunsichert, das könne man auch an den immer kurzfristigeren Buchungen ablesen, sagt der Thermen-Besitzer.
Wer glaubt, dass er ohnehin überall problemlos ein Zimmer für die Herbstferien bekommt, wird dennoch von manchen Betrieben enttäuscht werden. Selbst in Tirol sind manche Häuser so gut wie ausgebucht, auch wenn viele das gar nicht laut sagen wollen. „Das verunsichert die Gäste, mitunter kommt es zu Stornos, wenn Urlauber von der guten Buchungslage erfahren. Sie wollen nicht mehr in ausgebuchte Häuser einchecken“, sagt ein Hotelier aus eigener Erfahrung. Er will lieber nicht namentlich genannt werden.
Gut gebucht ist auch der Stanglwirt in Going: „Wir haben in den Herbstferien eine Auslastung von 90 Prozent“, sagt Hotelchefin Maria Hauser. „Der Zuspruch der österreichischen Gäste ist enorm.“ Mehr als ein Fünftel der Gäste seien derzeit Inländer, für Tiroler Verhältnisse ein sehr hoher Wert. „Früher waren es um die 15 Prozent.“ Auch die Reservierungen für die deutschen Herbstferien bleiben aufrecht. Dazu tragen laut Hauser die Testmöglichkeiten im Betrieb bei, die eine Kooperation mit einem Labor möglich macht. Das Ergebnis werde den Gästen binnen 24 Stunden per Mail zugesandt.
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