Helmut Elsner: Der streitbare Banker auf seinem letzten Weg

Schon seit einigen Jahren war von Helmut Elsner in der Öffentlichkeit nichts zu sehen und hören gewesen. Er lebte zurückgezogen mit seiner Frau Ruth im bayerischen Bad Reichenhall nahe an der Grenze zu Salzburg. Am 18. Jänner ist er 86-jährig gestorben, wie der Standard berichtet. Gestern Mittag wurde er in Bad Reichenhall bestattet.
Elsner war in seiner aktiven Zeit einer der prominentesten Banker Österreichs. Zum einen wegen seiner Karriere und seiner zunächst erzielten Erfolge. Zum anderen galt er als durchsetzungsfähig und charakterstark. Nicht umsonst wurde er zunächst unter seinem Vorgänger im Chefsessel Walter Flöttl senior als "Flöttls Mann für das Grobe" bezeichnet. Nachgesagt wurde ihm ein "aufbrausender, egozentrischer und unnahbarer Führungsstil", der keinen Widerspruch duldete.
Ex-Bawag-Generalsekretär Helmut Elsner ist verstorben
Diesen gab es offensichtlich auch nicht, als unter seiner Führung die damals im Besitz der Gewerkschaft stehende Bank über Flöttls Sohn Wolfgang mit riskanten Zins- und Währungsspekulationen über Briefkastenfirmen in der Karibik begann. Dabei gingen rund 1,9 Mrd. Euro verloren. Der Verlust wurde in den Bilanzen vertuscht und flog erst im Oktober 2005 auf.
Bawag vor Kollaps
Damals gewährte die Bank dem angeschlagenen US-Investmenthaus Refco einen Blitzkredit von 350 Millionen Euro, besichert mit 35 Prozent der Aktien des Hauses. Doch Refco war bereits so angeschlagen, dass die Aktien nichts mehr wert waren, und auch die Kreditsumme war weg. Hinzu kamen Schadensersatzklagen von Refco-Gläubigern und Aktionären.

Helmut Elsner stand 2008 im Mittelpunkt des Bawag-Prozesses. Er beteuerte stets seine Unschuld.
Die Bank stand vor dem Kollaps und musste vom Staat mit einer Bundeshaftung gerettet werden. Vorstandschef Erich Zwettler trat ebenso zurück wie Gewerkschaftsboss Fritz Verzetnitsch. Später wurde die Bank an den US-Hedgefonds Cerberus verkauft.
Im Zuge des Skandals begann die juristische Aufarbeitung gegen die damaligen Verantwortlichen der Karibikgeschäfte. Vor allem Elsner stand im Fokus der Ermittler. Doch der gewiefte Ex-Manager konnte sich ihnen immer wieder entziehen, vor allem unter Hinweis auf seine angeschlagene Gesundheit. Erst im Oktober 2006 wurde er verhaftet – in seiner Villa in Südfrankreich, nachdem er laut einem Medienbericht in seinem Porsche gesund und munter unterwegs gewesen sein soll. Später stellte sich diese Reportage aber als unwahr heraus.
Der langjährige Bawag-Chef wurde 1935 in Wiener Neustadt als Sohn einer Kastner&Öhler-Angestellten geboren. Sein Vater war im Krieg gefallen. Er wuchs in Graz auf, wo er die Handelsakademie besuchte. Mit 20 Jahren begann er im Filialgeschäft der Arbeiterbank, wie die Bawag damals hieß. Elf Jahre später war er Filialleiter. 1978 bekam er vom damaligen Bawag-Chef, Walter Flöttl senior im Vorstand die Verantwortung für das kommerzielle Großkundengeschäft übertragen. Von 1995 bis 2003 war er Vorstandschef.
Elsner saß 15 Monate in Untersuchungshaft, ehe ihm und sieben weiteren Ex-Managern sowie Flöttl der Prozess gemacht wurde. Richterin Claudia Bandion-Ortner verurteilte ihn 2008 wegen Untreue zu zehn Jahren Haft – die Höchststrafe. Die Verurteilung wegen Betrugs wurde vom OGH aufgehoben. Nach viereinhalb Jahren hinter Gittern kam er Mitte 2011 wegen Haftunfähigkeit frei. Nur drei weitere Verantwortliche wurden rechtskräftig verurteilt.
Elsner bemühte sich um die Wiederaufnahme des Verfahrens. Er sah sich als Bauernopfer des ÖGB. In einem Interview zu seinem 80. Geburtstag sagte er: "Ich habe ein reines Gewissen."
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