Heimischen Betrieben geht es so schlecht wie zuletzt 2009
Die Einschätzung des eigenen Geschäftsklimas hat sich in Österreich infolge der Corona-Pandemie deutlich verschlechtert. Das zeigt das vom Beratungsunternehmen EY erhobene Mittelstandsbarometer. Der Anteil jener Unternehmen, die ihre aktuelle Geschäftslage als uneingeschränkt positiv bewerten, ist gegenüber dem Vorjahr von 59 auf 37 Prozent gesunken. Die Zahl derer, die sie als negativ einstufen, ist hingegen von acht auf 28 Prozent gestiegen. Das ist das im Rahmen der Erhebung schlechteste Ergebnis seit Februar 2009
Dennoch schätzen immer noch sieben von zehn KMU die Geschäftslage derzeit als eher gut oder gut ein, im Vergleich: zu Jahresbeginn 2020 waren es 92 Prozent.
Im Immobilien- und Bausektor sind immerhin noch fast zwei Drittel der KMU (61 Prozent) zufrieden mit der Geschäftslage, gefolgt vom Sektor Energie- und Wasserversorgung (57 Prozent). Diese beiden Branchen sind die einzigen, in denen mehr Befragte das Geschäftsklima positiv als negativ einschätzen. Das Schlusslicht bildet erwartungsgemäß der Tourismus; hier beurteilen nur 14 Prozent ihre Geschäftslage aktuell als gut. Im Vorjahr waren es noch 62 Prozent.
Zum ersten Mal seit der Weltwirtschaftskrise vor fast 13 Jahren rechnen auch mehr Unternehmen mit einer Verschlechterung ihrer Geschäftslage als mit einer Verbesserung. Jeder vierte Manager ist skeptisch, nur jeder fünfte positiv gestimmt. Der Anteil derer, die eine Verschlechterung erwarten, ist dabei gegenüber dem Jahresbeginn 2020 von neun auf 24 Prozent angestiegen.
Dass der Optimismus in Bezug auf die eigene Geschäftslage stark eingetrübt ist, wundert Erich Lehner, Managing Partner Markets und Verantwortlicher für den Mittelstand bei EY Österreich, nicht: „Für die kommenden Monate zeigen sich die heimischen Mittelständler so pessimistisch wie zuletzt 2008 am Höhepunkt der weltweiten Finanzkrise. Ein Viertel der Befragten rechnet sogar mit einer weiteren Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation.“
Die größten Gefahren
Als größte Gefahr für die Entwicklung ihres Unternehmens fürchten drei Viertel der Unternehmer den neuerlichen Ausbruch der Pandemie. Zum ersten Mal seit Jahren wird somit der Fachkräftemangel vom ersten Platz verdrängt. 2020 gaben zwei Drittel an, dass das fehlende Angebot an qualifizierten Bewerbern das größte Risiko für die Entwicklung des eigenen Unternehmens darstellt, heuer waren es nur noch weniger als sechs von zehn (57 Prozent).
Die Sorge über einen wirtschaftlichen Abschwung hat sich hingegen stark erhöht: Während im Vorjahr 43 Prozent der KMU eine mögliche Rezession als potenzielles Risiko betrachteten, so sind es dieses Jahr bereits fast drei Viertel (71 Prozent).
Für die Erhebung wurden 800 mittelständische, nicht kapitalmarktorientierte Unternehmen mit 30 bis 2.000 Mitarbeitern befragt.
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