Balanceakt
Bei den Sanktionen handelt es sich laut Grohmann um einen Balanceakt, sie könnten das Wirtschaftswachstum natürlich verlangsamen. „Die Sanktionen sind dazu da, um Russland zu strafen, aber nicht uns selber.“ Das solle man nicht aus den Augen verlieren. Sie müssten konsequent, aber bedacht sein. Öl und Gas werde auch unabhängig des Kriegs in der Ukraine noch lange benötigt werden, sagt Grohmann.
Bei seinen Kunden sieht er eine anhaltend starke Nachfrage, weil in den vergangenen Jahren viel zu wenig in die Öl- und Gas-Exploration investiert wurde und es einen Nachholbedarf gebe. „Wir haben eine starke Auftragslage, es wird vermehrt außerhalb Russlands gebohrt“, so der SBO-Chef. Die Kunden würden sich auf einen Nachholbedarf für die kommenden Jahre einstellen.
„Geopolitische Ereignisse wie wir sie derzeit erleben, sind für uns alle schrecklich“, sagt Wienerberger-Vorstandsvorsitzender Heimo Scheuch. Wienerberger bekenne sich klar zu den Menschen in der Ukraine, die nun Hilfe benötigen. Gerade in den Nachbarländern der Ukraine sei die Unterstützung und Gewährleistung der Wienerberger Ersthilfe eine menschliche Selbstverständlichkeit.
Wienerberger hilft in Form von Spenden, finanzieller Unterstützung und durch das persönliche Engagement der Mitarbeiter. „Neben der humanitären Katastrophe mit Flucht und Vertreibung von Menschen, hat der Konflikt auch Folgen für die Wirtschaft, deren Auswirkungen in ihrer Dimension zeitlich und wirtschaftlich nicht absehbar sind“, sagt Scheuch.
Fatale Auswirkungen
„Krieg ist immer eine Katastrophe, vor allem eine menschliche. Die Erzählungen jener Mütter und Kinder, die wir bei uns untergebracht haben sind tief erschütternd“, sagt Matthias Winkler, Geschäftsführer der Sacher-Holding. Sie schilderten Erlebnisse, die wir uns nicht vorstellen könnten. Natürlich dämpfe der Krieg auch das Wirtschaftswachstum, das nach dem Corona-Winter so wichtig gewesen wäre und lasse die Preise teilweise irrational in die Höhe schnellen.
Auf europäischer Ebene wäre die aktuelle Situation eine große Chance, Einigkeit zu beweisen und für die Politik Führungsstärke zu zeigen. „Aber derzeit dreht sich die Eskalationsspirale und mit ihr die Gewaltspirale ständig weiter“, sagt Winkler. Lösungen könnten nur diplomatisch entstehen, jede Initiative dazu sei gut. Besonders koordiniert wirke die EU dabei aber nicht.
Krieg verstärkt Probleme
„Es gab schon vor dem Krieg große Herausforderungen, wie die Corona-Pandemie, steigende Energie- und Rohstoffpreise und die steigende Inflation“, sagt Martin Hagleitner, Vorstandschef von Austria Email. Das sei durch den Krieg verstärkt worden. Ganz zu schweigen von ungelösten Problemen, wie die Klimakrise.
Er war überrascht, wie sich der Westen zu raschen Reaktionen entscheiden konnte und einig vorgegangen sei. Ein Gas-Embargo hält er für problematisch. Die Debatte werde zu emotional geführt, und das sei falsch. Ein sofortiger Importstopp hätte fatale Auswirkungen auf die Wirtschaft.
Noch deutlicher wird der Präsident der Tiroler Industriellenvereinigung, Christoph Swarovski: „Ein Gasembargo hätte katastrophale Auswirkungen auf die Industrie und letztlich auf die gesamte Bevölkerung.“ Weite Teile der Produktion würden zum Erliegen kommen und das nicht nur in den Betrieben, die für ihre Prozesse Gas brauchen.
„Wenn die Vorprodukte, wie Stahl und Verpackungen fehlen, dann steht ein großer Teil der Wirtschaft“, sagt Swarovski. Es drohe ein massiver Anstieg der Arbeitslosigkeit mit den damit verbundenen Kosten und dem Ausfall von Steuereinnahmen. In einer Rezession sei es viel schwieriger, den Sozialstaat zu erhalten.
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