Heimische Chemieindustrie fürchtet um Standorte

Hubert Culik wil auch das Image seiner Branche verbessern
Hohe Produktionskosten und Umweltauflagen drücken die Investitionen.

"Es fehlt einfach die Power, es geht sehr lau dahin." Hubert Culik, neuer Obmann des Fachverbandes der Chemischen Industrie, sieht mittelfristig österreichische Standorte der Branche gefährdet. Denn während die deutsche Chemie wächst, schrumpfte der Umsatz der heimischen Branche. Als Hauptgrund sieht Culik vor allem schlechte Rahmenbedingungen wie hohe Umweltauflagen, zu viel Bürokratie und Regulierungen sowie die hohen Lohnnebenkosten, die sich negativ auf die Investitionen auswirkten.

So brachen die Investitionen etwa 2013 um 28,4 Prozent ein, auch 2014 gab es Rückgänge. Culik: "Es gibt in den einzelnen Branchen immer wieder Auf- und Abbewegungen. Als Unternehmer sollte man eigentlich in der Krise investieren. Aber die schlechten Rahmenbedingungen führen dazu, dass immer mehr Unternehmen überlegen, ob sie überhaupt noch da bleiben." Wobei die Zahl der Betriebe ohnehin laufend abnimmt: Seit 2000 schrumpfte sie um fast ein Drittel auf 257. Mit etwa 43.000 Mitarbeitern setzt die Branche derzeit rund 16 Milliarden Euro um.

Imageproblem

Neben schwacher Konjunktur und schlechten Rahmenbedingungen kämpft die Branche auch mit einem schlechten Image. Etwa wegen des Einsatzes von Schädlingsbekämpfungsmitteln wie den – mittlerweile verbotenen – Neonicotinoiden, die am massiven Bienensterben schuld gewesen sein sollen. "Immer wenn so etwas passiert", bedauert Culik, "werden die Innovationen, die nachweislich positiv für die Umwelt sind, sofort wieder vergessen." Die Chemie forsche etwa intensiv daran, bei bisher erdölbasierten Produkten die Rohstoffe durch nachwachsende biologische Rohstoffe zu ersetzen." Auch die Lackindustrie, in der Culik tätig ist, entwickle zunehmend umweltverträglichere Produkte. Kleiner Wermutstropfen: "In der Entwicklung von Innovationen sind wir vorne dabei, in bei der Umsetzung fehlt es ein wenig."

Für die Zukunft der Branche fordert er auch Investitionen im Bildungsbereich: "Das Interesse am Chemie-Studium steigt wieder. Aber das nützt wenig, wenn es dann zu wenige Laborplätze gibt."

Für die Branche selbst sieht Culik ein enormes Potenzial: "Durch das weltweite Bevölkerungswachstum steigt der Bedarf an chemischen Produkten, vom steigenden Lebensalter profitiert die Pharmaindustrie."

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