Hanlo Fertighaus baut riesige Millionen-Pleite

Grazer Fertighausfirma hat ein Sanierungsverfahren beantragt.
Grazer Pleite-Firma hat 23,34 Mio. Euro Schulden, ein Investor wird Masseverwalter ein Angebot vorlegen.

Die Hanlo Fertighaus GmbH hat heute, Dienstag, einen Antrag auf Eröffnung eines Sanierungsverfahrens ohne Eigenverwaltung beim Landesgericht Graz eingereicht. Das bestätigen die Gläubigerschutzverbände AKV, Creditreform und KSV1870 dem KURIER. Von der Insolvenz sind 75 Dienstnehmer betroffen. Die Löhne und Gehälter für April wurden nicht mehr bezahlt. Die Mitarbeiter wurden vorsichtshalber beim Frühwarnsystem des AMS zur Kündigung angemeldet. Den 192 Gläubigern soll 20 Prozent Quote geboten werden.

"Das Unternehmen gehört seit Sommer 2011 der Green Building Group und liefert und montiert europaweit Fertigteilhäuser", heißt es im Insolvenzantrag aus der Feder der Sanierungsanwältin Ulla Reisch. Vor allem Holz und hochwertige Dämmstoffe kommen dabei zum Einsatz. "Die einzelnen Bauteile werden von der Green Building Production GmbH in Deutschland produziert, an der Hanlo 26 Prozent der Anteile hält", heißt es weiter. "Die Montage der Häuser beim Kunden kann daher durch Hanlo innerhalb weniger Tage erfolgen." Der Innenausbau wird von österreichischen Subunternehmen durchgeführt. Am Ende werden die Holz-Häuser den Kunden schlüsselfertig übergeben.

Die Insolvenzursachen

Laut Hanlo findet auf dem österreichischen Fertighaus-Markt seit rund zwei Jahren ein starker Verdrängungswettbewerb statt. Der Markt selbst wächst aber nicht mehr. Sämtliche Anbieter müssten Auftragsrückgänge hinnehmen. "Einer der Hauptgründe der Stagnation des Marktes ist, dass seit der Finanzkrise weniger Kredite für Häuser vergeben und daher generell weniger Eigenheime gebaut werden", behauptet das Unternehmen im Antrag. Ende 2014 bzw. Anfang 2015 verschlechterte sich die Lage am Markt nochmals. Zugleich hatte Hanlo einen hohen Vorfinanzierungsbedarf bei zwei Bauprojekten im Herbst 2014: bei einem mehrgeschossigen Wohnbauprojekt im Ausland und bei einer Wohnsiedlung in Graz.

Baustopp durch Unwetter

Die aktuelle Misere wurde durch Unwetter in der letzten Märzwoche 2015 ausgelöst. Der Wind in Orkanstärke legte das komplette Bauprogramm für eine Woche in Österreich und Deutschland lahm. Das hat die angespannte Lage weiter verschärft. Die Gesellschafter der Mutterfirma Green Building Group haben zunächst vier Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Weitere finanzielle Mittel konnten nicht aufgebracht werden. Auch die finanzierenden Banken spielten nicht mehr mit.

Die Schulden

Die Passiva haben einen Verkehrswert in Höhe von rund 23,34 Millionen Euro, davon entfallen 7,53 Millionen Euro auf Anzahlungen von Kunden, rund 4,79 Millionen Euro auf Banken, 3,82 Millionen Euro auf Lieferanten und 2,82 Millionen Euro auf verbundene Unternehmen. Im Liquidationsfall werden die Schulden aber auf 23,34 Millionen Euro steigen.

Das Vermögen

Die Aktiva haben einen Buchwert in Höhe von 21,46 Millionen Euro, aber nur einen Verkehrswert von knapp 816.000 Euro. Hanlo ist Eigentümerin von zwei Liegenschaften in Graz und in Großlobming im Bezirk Judenburg. Die offenen Forderungen wurden an die Hausbank abgetreten. Die Bank wurde laut Insolvenzantrag von Hanlo aber ersucht, "sämtliche Forderungen aus noch nicht abgeschlossenenen Bauprojekten freizugeben". Außerdem hält Hanlo die Markenrechte Jokerhaus, Jumbowand und Hanlo, und auch die Wort-Bild-Marken Bau mein Haus, Famos, Bravo, Bravissimo, Prima und Studio gehören dem Unternehmen.

Investor will einsteigen

Hanlo selbst kann aus dem laufenden Geschäft den Fortbetrieb nicht finanzieren. "Aus der bisherigen Eigentümersphäre und durch die Banken ist kein Beitrag zu erwarten", heißt es im Insolvenzantrag weiter. Bisher gehörte Green Building mit Sitz in Graz mehrheitlich, zu 93,36 Prozent, dem Luxemburger Fonds H.I.G. Europa Hanlo Sarl. Die restlichen Anteile halten die Green Building-Geschäftsführer Alan Greenshields ( 5,39 Prozent) und Helmut Riske (H-riske Management GmbH) mit 1,25 Prozent.

"Derzeit werden Gespräche mit potenziellen Investoren über einen Einstieg bei der Mutter Green Building Group geführt", heißt es im Antrag weiter. "Es ist damit zu rechnen, dass seitens eines Investors zumindest eine Finanzierung für einen kurzfristigen Fortbetrieb erfolgen wird, damit dieser weitere Optionen für die Finanzierung im Rahmen eines Sanierungsverfahrens prüfen kann." Doch die Gespräche sind schon sehr weit gediehen.

"Es gibt mehrere Interessenten, aber einen ernstzunehmenden Investor werden wir heute dem Masseverwalter vorstellen", sagt Hanlo-Anwältin Ulla Reisch zum KURIER. "Er wird ein konkretes Angebot vorlegen, das Hand und Fuß hat."

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