„Handelskrieg wäre gut verkraftbar“

An employee inspects a printed circuit board at the assembly line of a factory that exports to the U.S. in Ciudad Juarez
Regionale Diversifikation der Exporte schützt die heimische Industrie, sagt die Nationalbank

Österreich ist eine Exportnation: Seit Mitte der 1990er-Jahre wuchs der Anteil der Ausfuhren an der gesamten Wirtschaftsleistung von 33 auf mittlerweile 50 Prozent. Macht diese Auslands-Orientierung die heimische Industrie anfällig für internationale Krisen wie etwa den drohenden Handelskrieg zwischen den USA und China bzw. Europa?

„Nein“, sagt Andreas Ittner, Direktor der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB). Die heimische Industrie hätte ihre Exporte gut regional diversifiziert. So gingen zum Beispiel nur fünf Prozent der Stahl- und Metallexporte in die USA. Ein Handelskrieg wäre also gut verkraftbar. Für die Wirtschaft in Europa aber wäre eine Eskalation des Zollstreits mit den USA nicht gut. Denn Protektionismus wirke sich negativ auf die konjunkturelle Entwicklung aus.

Österreich sei trotz der starken Exportentwicklung im Saldo des Außenhandels seit Mitte der 1990er-Jahre relativ ausgeglichen. In den Jahren vor dem EU-Beitritt habe es meist Defizite in der Warenverkehrsbilanz gegeben. „So ein Minus muss mit Kapitalimporten finanziert werden. Diese erhöhen die Verschuldung und die Abhängigkeit vom Finanzmarkt“, betont Ittner. Auch wenn Österreich vielfach als Tourismusland wahrgenommen werde: Die Güterexporte seien im Vorjahr sieben mal so groß gewesen wie jene im Tourismus. „Die entscheidende Dynamik für die heimische Konjunktur kommt also von der produzierenden Industrie“, betont der OeNB-Direktor.

Zunehmend an Bedeutung gewinnen aber auch die „industrienahen Dienstleistungs-Exporte“: Das sind unter anderem Service, Wartung, Planung. Wichtigste Zielländer dabei waren im Vorjahr Deutschland, die Schweiz und Italien.

Starke Tourismus-Basis

Im Reiseverkehr schaffte Österreich im Vorjahr nicht die Wachstumsraten des Jahres 2016. Dennoch blieb die Branche das stärkste Fundament im Saldo der Leistungsbilanz, die Warenverkehr, Tourismus sowie internationale Kapitalflüsse umfasst. Der Überschuss von sieben Milliarden Euro im Vorjahr (nach 7,5 Milliarden Euro im Jahr 2016) wird im wesentlichen vom Reiseverkehr getragen. Denn dieser brachte allein schon einen Überschuss von 8,8 Milliarden Euro zustande. Die Vermögenseinkommen (mehr Exporte als Importe) schmälerten das Plus in der Gesamtbilanz.

Unangefochten blieben die Deutschen die wichtigste Urlaubergruppe für Österreich. 8,4 Milliarden Euro ließen deutsche Urlauber im Vorjahr in Österreich. Schweizer gaben hierzulande 1,2 Milliarden Euro aus und waren damit die zweitwichtigste Gästegruppe. Stark gestiegen ist die Zahl der Urlauber aus Russland (plus 19,4 Prozent) und aus den USA (plus neun Prozent).

Die Österreicher reisten am liebsten nach Deutschland, wo sie 2,2 Milliarden Euro ausgaben. Dies umfasst nicht nur Urlaube, sondern auch Dienstreisen.

Irmgard Kischko

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