Handel: Vom Papierverkauf allein kann heute kaum wer leben

Handel: Vom Papierverkauf allein kann heute kaum wer leben
Viele Fachhändler weichen auf Geschenkartikel aus. Kalender sorgen weiterhin für garantierte Geschäfte

Zumindest einer freut sich auf den Schulstart – der Papierfachhändler.

Durchschnittlich 200 Euro fließen jährlich in die Grundausstattung eines Erstklässlers, wobei der genaue Betrag vor allem von der Preisklasse der Schultasche abhängig ist. Viele Fachhändler spielen in den drei Monaten rund um den Schulstart die Hälfte ihres Jahresumsatzes ein. Und das, obwohl etwa ein Drittel jener 270 Millionen Euro, die jährlich mit Schulsachen bewegt werden, auf die Konten von Branchenfremden fließen. Etwa in die Kassen großer Lebensmittel- oder Drogeriemarktketten.

Vom Papiergeschäft allein können selbst Papierfachhändler immer weniger leben. „Viele setzen daher auf Geschenkartikel“, sagt Andreas Auer, Großhändler und Branchensprecher in der Wirtschaftskammer (WKO). Seine Kollegen spezialisieren sich also auf Themen wie Hochzeiten oder Taufen, passende Servietten, Kerzen und Tischdeko inklusive.

Umsatzbringer Kalender

Ein fixer Bestandteil des Sortiments bleibt jedoch – der Digitalisierung zum Trotz – der Kalender in gedruckter Form. Er wird sogar häufiger gekauft als noch vor ein paar Jahren. Auer: „Hier profitieren wir davon, dass immer weniger Unternehmen Kalender als Werbegeschenke verteilen.“ Und wohl auch davon, dass die meisten Käufer Wiederholungstäter sind. Also jedes Jahr das gleiche Kalendermodell haben wollen, um sich nicht erst auf ein neues Layout einstellen zu müssen. Die Preisunterschiede bei den Modellen sind enorm und nicht nur von den Materialien abhängig.

Es gibt Kalender, die in Riesenauflagen produziert und dann über den halben Kontinent verkauft werden – aufgrund der Massenproduktion zu entsprechend günstigen Preisen, erläutert der Fachmann. Vielen Kunden wird das auf den ersten Blick egal sein, auf dem zweiten jedoch schon weniger: „Da diese Kalender für viele Länder gleichzeitig produziert werden, werden Sie darin unter anderem keine nationalen Feiertage zu finden.“

In Österreich gebe es übrigens so gut wie keinen Kalender-Produzenten mehr, die meisten Exemplare werden heutzutage aus Deutschland oder Italien geliefert, weiß der Großhändler.

Sprüche-Karten

Ähnlich sieht es bei den Glückwunsch- und Sprüchekarten aus, die in immer mehr Trafiken, Lebensmittel- oder auch Papiergeschäfte Einzug halten. Sie werden zu 95 Prozent im Ausland gedruckt, allen voran in Deutschland und der Schweiz. Und freilich gleich für den gesamten deutschsprachigen Raum.

Gekauft werden die Sprüche-Karten übrigens zu 80 Prozent von jungen Frauen, sagen Marktforscher. Statistisch gesehen kauft jeder Österreicher gerade einmal fünf bis sechs Karten im Jahr – die Ansichtskarten, die Touristen in Österreich kaufen, natürlich nicht mit eingerechnet.

870 Millionen
schwer ist der Markt für Papier-, Büro und Schreibwaren, hat Regio Data Research erhoben

30 Prozent
davon werden rund um den Schulstart umgesetzt. Die Ausstattung eines Erstklässlers kostet durchschnittlich 200 Euro

380 Fachhändler
gibt es noch in Österreich, dazu kommen 500 Filialisten (mehr als fünf Standorte).  Zusammengenommen decken sie etwa zwei Drittel des Schreibwarenmarktes ab. Fachgruppenfremde (wie die Post oder Drogeriemärkte) kommen auf 19 Prozent, der Lebensmitteleinzelhandel auf 11 Prozent Marktanteil

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