Haarige Großpleite einer Friseur-Kette

Sujetbild
Laut Arbeiterkammer sind 145 Beschäftigte betroffen, das Unternehmen betreibt 20 Filialen in verschiedenen Bundesländern.

In diesem Fall hat ein Haircut offensichtlich nicht mehr gereicht, um die haarige Situation zu bereinigen. Die Firma Leichtfried Frisuren GmbH mit Sitz in Gallneukirchen, besser bekannt unter der Marke figaro uno, schlitterte in die Insolvenz. Am Landesgericht Linz ist gestern ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung eröffnet worden. Von der Pleite betroffen sind rund 145 Beschäftigte. Das Unternehmen soll fortgeführt werden. Es unterhält 20 Filialen in Österreich (siehe Liste unten) und zwei in Deutschland (Bad Tölz).

In den Gläubigerausschuss wurden die Gläubigerschutzverbände AKV, Creditreform, ISA (AK) und KSV1870 berufen. Den Gläubigern soll 20 Prozent Quote geboten werden. Dem Vernehmen nach soll die Quote aus den laufenden Einnahmen erfüllt werden.

Das Unternehmen gehört zu 76,5 Prozent Geschäftsführer Hartmann Leichtfried, den Rest hält die Weideland Privatstiftung um die Stifter Bernhard Huber und Eva Huber-Stockinger.

Keine Unterlagen

"Es ist sagenhaft, dass dieses Verfahren gestern überhaupt eröffnet wurde, obwohl der Geschäftsführer des schuldnerischen Unternehmens dem Gericht keine Unterlagen vorgelegt, sondern am Montag nur ein dürftiges, zweiseitiges Standardformular handschriftlich ausgefüllt hat", sagt Gerhard Weinhofer vom Gläubigerschutzverband Creditreform auf Anfrage des KURIER. "Ohne jegliche Information können wir Gläubigervertreter das beantragte Sanierungsverfahren nur sehr kritisch sehen." Nachsatz: "Angeblich sitzt der Geschäftsführer heute bei seinem Steuerberater, um die nötigen Unterlagen zu erstellen."

Wenige Zahlen

Laut Firmencompass hat die Kette in den vergangenen Jahren Verluste geschrieben. Im Jahr 2015 betrug der Verlustvortrag 306.000 Euro, im Jahr 2016 rund 301.400 Euro. Das negative Eigenkapital (2016) wird mit 244.400 Euro beziffert. Die Verbindlichkeiten werden mit 1,194 Millionen Euro ausgewiesen.

"Eine Überschuldung im Sinne des Insolvenzrechtes besteht nicht, da von der Geschäftsführung in den Folgejahren wieder bessere und positive Ergebnisse erwartet werden", heißt es in einer Anmerkung zur Bilanz 2016. "Es besteht keine negative Fortbestehensprognose." Der Wind dürfte sich jetzt aber massiv gedreht haben.

Ratschlag der Arbeiterkammer

Die Mitarbeiter haben laut Arbeiterkammer OÖ ihre November-Löhne und das Weihnachtsgeld noch nicht erhalten. „Die Beschäftigten machen sich Sorgen um ihre Arbeitsplätze. Denn sie sind gerade jetzt vor Weihnachten auf ihre Löhne und Gehälter angewiesen“, sagt oberösterreichische AK-Präsident Johann Kalliauer. Dennoch sei es wichtig, Ruhe zu bewahren und nicht überstürzt das Arbeitsverhältnis zu lösen, so Kalliauer. „Denn dadurch könnten Ansprüche verloren gehen“, warnt der AK-Präsident. Schon nächste Woche halten die Insolvenzexperten der AK Infoversammlungen für die betroffenen Arbeitnehmer ab.

Die Firma Leichtfried Frisuren Gesellschaft m.b.H. beschäftigt derzeit rund 145 Mitarbeiter in Oberösterreich, Niederösterreich und Salzburg. Laut Schuldnervertretung wird an einer Fortführung des Unternehmens gearbeitet. „Sollte dennoch jemand sein Arbeitsverhältnis früher beenden wollen, raten wir dringend, sich vorher beraten zu lassen, damit keine Ansprüche verloren gehen“, empfiehlt AK-Präsident Kalliauer. Wird die Arbeiterkammer Oberösterreich im Rahmen der Beratungen und Versammlungen zur Vertretung bevollmächtigt, kümmert sie sich um die Anmeldung und Beantragung der offenen Ansprüche bei Gericht und beim Insolvenz-Entgelt-Fonds. Die Vertretung ist für die Betroffenen kostenlos. Die Gerichtsgebühren werden vorgestreckt.

Das Filialnetz

4240 Freistadt, Industriestraße 2h;
4210 Gallneukirchen, Alte Straße 3;
4060 Leonding, Limesstraße 1;
4020 Linz, Kremplstraße 1;
4225 Luftenberg, Oberfeldstraße 2;
4174 Niederwaldkirchen, Markt 31;
4230 Pregarten, Stadtplatz 6;
4150 Rohrbach, Stadtplatz 8;
4400 Steyr, Leopold-Werndl-Straße 25;
4209 Treffling, Kirchenplatz 20;
3390 Melk, Hauptstraße 7;
3270 Scheibbs, Rathausstiege 1;
3352 St. Peter in der Au, Hofgasse 3;
3100 St. Pölten, Daniel-Gran-Straße 32;
3100 St. Pölten, Kremser Landstraße 36;
3100 St. Pölten, Schulring 21;
5500 Bischofshofen, Salzburger Straße 14-16;
5542 Flachau, Dorfstraße 12;

5550 Radstadt, Stadtplatz 14
und einem Zentrallager in 4230 Pregarten, Gutauer Straße 6

Kommentare