Zahlungsverkehr: Gutes Zeugnis für die Banken

PK OESTERREICHISCHE NATIONALBANK (OENB): HOLZMANN
Laut OeNB wird die Pandemie aber den Trend zu digitalen Geschäften beschleunigen

Schon im Dezember hat der Chef der OeNB Robert Holzmann die „ineffiziente Kostenstruktur“ der österreichischen Banken kritisiert – und ihnen als Gegenmaßnahme Filialschließungen empfohlen. Die coronabedingte Wirtschaftskrise wird die entsprechende Entwicklung weg vom Präsenzgeschäft der Banken beschleunigen, betonte heute Holzmanns Vize Gottfried Haber bei der Präsentation des Finanzmarktstabilitätsberichts (Financial Stability Report) der Notenbank. Nicht zuletzt, weil das Bedürfnis der Kunden nach digitalen und ortsunabhängigen Dienstleistungen weiter ansteige.

Insgesamt stellt der Financial Stability Report den heimischen Banken ein gutes Zeugnis aus. Im Vergleich zur Finanzkrise 2008 bzw. 2009 seien die Banken gestärkt in die aktuelle Krise gegangen, so die OeNB.

Erholung wird dauern

In den vergangenen Jahren sei Eigenkapital aufgebaut worden, nicht zuletzt durch die regulatorischen und aufsichtlichen Maßnahmen, die nach der Finanzkrise eingeleitet wurden. An Kapitalpuffern stünden den österreichischen Banken aktuell 19 Milliarden Euro an hartem Kernkapital zur Verfügung. Wiewohl die Krise laut Analysen der OeNB die Kreditrisiken steigen und die Gewinne sowie Eigenkapitalquote der Banken sinken lassen werde. Dennoch werden die Banken allerdings die Krise gut überstehen.

Die Erholung der Wirtschaft von der coronabedingten Wirtschaftskrise, die „eine der schwersten, wenn nicht die schwerste Krise seit dem Zweiten Weltkrieg“ sei, so Holzmann, werde dauern – nämlich Jahre. Ende 2022 könne man laut Einschätzung der OeNB wieder auf Vorkrisen-Niveau sein – vorausgesetzt, es kommt zu keiner zweiten Corona-Welle, und Mitte 2021 sei ein Impfstoff oder ein Medikament gefunden. Für heuer rechnet die Notenbank in ihrer Prognose mit einem Rückgang des BIP um 7,2 Prozent. Für 2021 ist ein Wachstum von 4,9 Prozent prognostiziert.

Keine Kreditklemme

Bei den Krediten habe es einen Anstieg im ersten und zweiten Quartal bei der Nachfrage gegeben – Kreditklemme sei also keine auszumachen, so Doris Ritzberger-Grünwald, Direktorin der OeNB-Hauptabteilung Volkswirtschaft. Wenig überraschend sind die nachgefragten Kredite aktuell Überbrückungs- bzw. Refinanzierungskredite. Die Kreditrichtlinien hätten sich übrigens kaum verschärft – Gründe für die leichte Verschärfung seien eine ungünstigere Risiko- und Konjunktureinschätzung der Banken sowie verschlechterte Refinanzierungsbedingungen auf dem Geld- und Kapitalmarkt.

Zehn Prozent gestundet

Das Volumen der aktuell gestundeten Kredite in Österreich macht zehn Prozent des Gesamt-Kreditvolumens aus. Mit Stand Ende Juni wurde in Österreich bei insgesamt 206.000 Kreditmoratorien mit einem Gesamtvolumen von knapp 31 Milliarden Euro auf die Rückzahlung temporär verzichtet.

Auf freiwillige Kreditmoratorien entfielen davon 90.000 Moratorien mit einem Volumen von rund 22 Milliarden Euro, bei den gesetzlichen waren es 116.000 mit einem Volumen von 8,6 Milliarden Euro. Das Auslaufen der Moratorien sei an kein fixes Datum geknüpft, so OeNB-Vizegouverneur Haber – Klippeneffekte seien daher keine zu erwarten.

Neben der eingangs erwähnten Effizienzsteigerung gab es übrigens noch weitere Empfehlungen der OeNB an die Banken in Österreich: Die Vorbereitung auf das Auslaufen von Zahlungsmoratorien und staatlichen Garantien für Kredite, die Einhaltung nachhaltiger Kreditvergabestandards, das Abstandnehmen von Aktienrückkäufen sowie die Erarbeitung von Strategien zum Umgang mit Herausforderungen aufgrund neuer Informationstechnologien.

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