Dschungel an Öko-Siegeln wird immer dichter

Dschungel an Öko-Siegeln wird immer dichter
Händler bauen ihre Eigenmarken aus. Die EU verschärft die Kennzeichnung bei Fleisch und Wurst.

Beim Einkauf wird es den Konsumenten schwer gemacht, österreichische Herkunft zu erkennen“, ärgert sich Franz Floss, Geschäftsführer des Vereins für Konsumenteninformation (VKI). Schuld daran sei der immer dichtere Gütesiegel-Dschungel. Bio-, öko- und regionale Ware sind längst aus ihrer Nische zu einer Industrie angewachsen. Verpackungen halten nicht immer, was sie auf den ersten Blick versprechen. „Ein rot-weiß-rotes Fähnchen ist ein stilistisches Element und heißt noch lange nicht, dass die Rohstoffe aus Österreich kommen“, moniert Floss.

„Das Fähnchen kann sich auf die verwendeten Rohstoffe, die Herstellung oder auch die Rezeptur beziehen“, konkretisiert Katharina Koßdorff, Geschäftsführerin des Fachverbandes der Lebensmittelindustrie. Es gäbe dazu keine konkreten europäischen Vorgaben, es gelte derzeit das Gebot des Täuschungsschutzes. Ob eine Täuschung vorliege, müsse im Einzelfall bewertet werden. Wobei Konsumenten bei wenig verarbeiteten Produkten – etwa Mehl – wohl davon ausgehen, dass sich das Fähnchen auf die Rohstoffherkunft bezieht.

Neue Vorschriften

Das Thema Herkunftskennzeichnung beschäftigt auch die Beamten in Brüssel. Im April 2015 tritt die verschärfte EU-Lebensmittelinformationsverordnung in Kraft. Ab dann muss auch bei Frischfleisch von Schwein, Schaf, Ziege und Huhn ersichtlich sein, wo das Tier gemästet und geschlachtet wurde. Derzeit gilt dies nur bei Rindfleisch, für das nach dem BSE-Skandal Ende der 1990er-Jahre eine eigene Rinderdatenbank installiert wurde.

Auch für Hauptzutaten – etwa österreichische Butter aus polnischer Milch – muss ab April 2015 die Herkunft auf der Packung angegeben werden. Neuerungen kommen auch bei Herkunftsangaben zu Fleisch in Fertiggerichten und Wurst. Allerdings hat die EU-Kommission für diesen Punkt noch keine konkreten Richtlinien veröffentlicht. Koßdorff: „Die Vorgaben müssen praxistauglich sein. Zu viel Bürokratie würde die Lebensmittel verteuern, was der Konsument mitfinanzieren müsste.“

Dschungel an Öko-Siegeln wird immer dichter
CEO of VKI, Verein fuer Konsumenteninformation (Association for consumer information) Franz Floss speaks during a news conference in Vienna April 28, 2011. The VKI association tested viennese sausages on their composition, contained bacteria and taste. Viennese sausages also known as Wiener are the most popular and most sold in Austria. REUTERS/Lisi Niesner (AUSTRIA - Tags: BUSINESS FOOD)
Der VKI hat 24 Marken nachhaltiger Produkte einem Ethiktest unterzogen und geschaut, ob sie über die Mindeststandards hinausgehen. Fazit: „Es wird kein Greenwashing betrieben“, sagt Floss (Bild). Am besten haben die Eigenmarken von MPreis und Sutterlüty’s abgeschnitten, die bei der Regionalität punkten. Gute Bewertungen hatten aber auch die Branchenriesen Billa, Spar und Hofer.

Bilder: Österreicher vertrauen DM, Bipa und Hofer

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