Gütertransport: Schiene nur bei Langstrecke sinnvoll

Gütertransport: Schiene nur bei Langstrecke sinnvoll
Im Inland enden die meisten Lkw-Fahrten nach höchstens 50 Kilometern.

Angesichts der schier endlosen Lkw-Kolonnen auf den Autobahnen kann es kaum überraschen, was jetzt in ein Zahlenwerk gegossen wurde: Der Güterverkehr auf den heimischen Straßen hat auch im Vorjahr zugenommen. 2018 wurden 574 Millionen Tonnen transportiert, um 3,1 Prozent mehr als im Jahr davor. Beim tieferen Blick in die Ergebnisse hat Konrad Pesendorfer, Chef der Statistik Austria, aber doch ein paar Überraschungen parat.

EU-Vergleich

Die im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung mit Abstand höchste Transportleistung weist Litauen auf, vor Polen und Lettland. Österreich kommt nicht einmal auf ein Zehntel der Werte Litauens. „Das hat damit zu tun, dass die Dienstleistung in Österreich einen viel höheren Anteil an der Wertschöpfung hat als in anderen Ländern“, sagte Pesendorfer im Klub der Wirtschaftspublizisten. Übersetzt heißt das: Dienstleister schicken in der Regel keine Lkw durch die Lande.

Lkw/Zug

In Österreich passiert der Transport zu 69 Prozent auf Straßen (EU 77 Prozent) und zu 29 Prozent auf Schienen (EU 17 Prozent).

Heimische Fahrzeuge

Mehr als zwei Drittel des gesamten Aufkommens wurden im Vorjahr von Fahrzeugen transportiert, die in Österreich registriert sind. 70 Prozent dieser Fahrten enden nach allerhöchstens 50 Kilometer. Dazu zählen etwa Zustellfahrten zu Supermärkten, die Belieferung von Baustellen, das Einsammeln von Müll oder das Einfahren der Ernte. „Für diese Distanzen ist die Schiene keine probate Alternative“, stellt Pesendorfer fest.

Viel Potenzial für das Verlagern von der Straße auf die Schiene sieht er aber sehr wohl bei weiten Strecken, die von oder nach Österreich oder quer durch gehen. Auf den Transitverkehr entfallen 35 Prozent der Transportleistung, hier wiederum geht es vor allem um die Lieferungen zwischen Deutschland und Italien. Durch eine Kooperation mit der Asfinag hat die Statistik hier viel verlässlichere Daten als früher.

Öfter im Einsatz

Die Menge an Gütern ist in den vergangenen Jahren deutlich stärker gestiegen als die Anzahl an Fahrzeugen. Das zeigt, dass die Lkw öfter im Einsatz sind.

Unsinnige Fahrten

Dass ein Lkw Beton zur Baustelle liefert, wird sich wohl nicht vermeiden lassen. „Aber nicht alle Fahrten sind notwendig“, sagt Pesendorfer. Als Beispiel nennt er den Transport von Obst in ein Land, wo billigere Arbeitskräfte die Früchte waschen. „Das ist eine Frage der Bepreisung.“

Statistik-Spitze

Pesendorfers Vertrag läuft noch bis Jahresende. Eine Ausschreibung gibt es noch keine, die Bewerbungsfrist muss ein Monat laufen. Bis die nächste Regierung aktiv wird, ist es da zu spät. „Was nicht passieren sollte, ist eine Führungslosigkeit wegen einer Nicht-Entscheidung“, sagt Pesendorfer. Er will sich jedenfalls wieder bewerben.

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