Aufholen ist schwierig
„Bei solch hohen Verlusten wird es für Anleger schwierig, ihr ursprüngliches Investment wieder aufzuholen“, sagt Bernhard Führer, unabhängiger Vermögensverwalter von Strategy & plan. „Beim Erste WWF Stock Environment Fonds beispielsweise wäre ein Gewinn von 100 Prozent nötig, um den Verlust auszugleichen. Bei der bisherigen Durchschnittsrendite von drei Prozent pro Jahr seit Auflage würde dies rund 25 Jahre dauern – ohne Berücksichtigung von Inflation, Steuern, Gebühren und Opportunitätskosten.“
Aus seiner Sicht seien die zunehmenden Greenwashing-Vorwürfe gegenüber der Branche ein Grund für das schlechte Abschneiden. „Viele Anleger sind verunsichert, ob die als nachhaltig beworbenen Produkte tatsächlich ihren Ansprüchen gerecht werden.“ Zudem zeige sich, dass die strikte Fokussierung auf ESG-Kriterien manchmal zulasten der Rendite gehen könne. „Das ist besonders problematisch für Privatanleger, die sowohl eine nachhaltige als auch eine rentable Geldanlage suchen.“
Und wie reagieren die Anbieter auf die schlechte Performance?
„Man muss hier schon zwischen breit diversifizierten ESG-Aktienfonds und nachhaltige Themenfonds differenzieren“, sagt Fondsmanager Alexander Weiß von der Erste Asset Management zum KURIER. „Denn eher kleinkapitalisierte Unternehmen aus dem Bereich erneuerbare Energien, wie sie vor allem im Erste WWF Stock Environment enthalten sind, litten in den vergangenen Jahren unter den gestiegenen Zinsen und den damit verbundenen hohen Finanzierungskosten.“
Bei einem solchen speziellen Themenfonds habe es auch schon andere Zeiten gegeben. Von Ende März 2020 bis Mitte November 2021 etwa lag die Performance bei 150 Prozent. „Unser thematisch breiter aufgestellter global anlegende Erste Responsible Stock Global weist seit Anfang 2021 eine positive Performance von mehr als 10 Prozent pro Jahr aus“, sagt Weiß.
Längere Behaltedauer
Karin Kunrath, Chief Investment Officer bei Raiffeisen Capital Management, verweist darauf, dass insbesondere Regionen- und Themenfonds generell gewissen Zyklen unterliegen würden. „Daher empfehlen wir für Themenfonds im Bereich Aktien eine Behaltedauer von mindestens 10 Jahren.“ Betrachte man die Kursentwicklung des Raiffeisen-SmartEnergy-ESG-Aktienfonds seit Fondsauflage im April 2020, zeige dieser eine positive Nettoperformance von mehr als 38 Prozent. Der Fonds habe im Vergleich mit entsprechenden Indizes besser abgeschnitten, da er breiter diversifiziert sei. Hinzu komme, dass der Fonds von vielen Anlegern zum regelmäßigen Fondssparen genutzt werde und so der Cost-Average-Effekt zum Tragen komme: „Bei niedrigen Kursen werden mehr Fondsanteile gekauft, woraus sich langfristig ein günstigerer durchschnittlicher Kaufkurs ergeben kann.“
Einen schlechten Startzeitpunkt hat der Ethius Global Impact erwischt. „Der Fonds war in den letzten drei Jahren aufgrund diverser Effekte, wie zum Beispiel die schlechte Performance europäischer Small- und Mid Caps, von der finanziellen Performance schlechter als der Gesamtmarkt“, erklärt Fondsinitiator und Ethius-Chef Julius van Sambeck. Auch er verweist darauf, dass der Betrachtungszeitraum für ein endgültiges Urteil zu kurz ausfalle.
Bleibt Wachstumsthema
„Langfristig bleibt das Thema Umweltaktien weltweit betrachtet, und nicht nur mit Blick auf die USA, ein Wachstumsthema“, bestätigt Erste-Fondsmanager Weiß. „Der KI-Boom in der Technologieindustrie könnte die Nachfrage nach Strom rasant nach oben schnellen lassen – Nachfrage, die vor allem aus erneuerbaren Energiequellen gedeckt werden soll.“ Und die Branche würde von den nun sinkenden Zinsen profitieren.
Auch Kunrath glaubt, dass historisch attraktive Bewertungsniveaus vieler im Fonds enthaltener Unternehmen sowie ein verstärkter Fokus auf Small- und Midcaps in den nächsten ein bis zwei Jahren wieder attraktive Chancen biete.
Ganz so optimistisch ist Vermögensverwalter Führer nicht. „Anleger sollten bei der Auswahl nachhaltiger Fonds besonders sorgfältig vorgehen und nicht nur auf das ESG-Label achten. Eine genaue Analyse der Anlagestrategie, der enthaltenen Unternehmen und der bisherigen Performance ist unerlässlich.“ Zudem sei es wichtig, das Portfolio breit zu diversifizieren und nicht ausschließlich auf einen Nachhaltigkeitstrend zu setzen.
Kommentare