Gründer gründen zwar, sie stellen aber kaum ein

Job in Griffweite? Laut Umfrage kann sich derzeit nur ein Viertel vorstellen kann, neue Mitarbeiter einzustellen.
Market-Umfrage: Start-ups scheuen neue Mitarbeiter.

Wer ein Unternehmen gründet, sponsere in Wahrheit den Sozialstaat, behauptet die Junge Wirtschaft (JW): "Geht es gut, fließt fast der halbe Gewinn dem Staat als Steuer zu. Geht’s schief, trägt der Gründer den vollen Ausfall", sagte JW-Bundeschef Herbert Rohrmair-Lewis am Donnerstag vor Journalisten.

Dabei könnte eine florierende Szene ein Jobmotor sein. Ein neues Unternehmen schaffe im ersten Jahr des Bestehens 2,4 Arbeitsplätze (inklusive dem Gründer), errechnete Gottfried Haber von der Donau-Uni Krems. Bezieht man vorgelagerte Leistungen ein, erhöhe sich dieser Wert nach einem Jahr sogar auf sieben Arbeitsplätze. Die knapp 29.000 Gründungen des Jahres 2013 waren demnach im abgelaufenen Jahr für an die 200.000 Jobs verantwortlich.

46 Prozent Pessimisten

Momentan stottert der Jobmotor aber gewaltig. Ein Wiener Physiotherapeut, der mittlerweile acht Kollegen beschäftigt, überlege wieder zum "Einzelkämpfer" zu werden: Unterm Strich bleibe ihm nämlich nur ein Drittel bis die Hälfte mehr übrig. Da sei es fraglich, ob das den bürokratischen Mehraufwand und das Risiko rechtfertige.

Die Stimmung ist schlecht wie nie. Eine Market-Umfrage bei 958 Gründern unter 40 Jahren ergab, dass sich derzeit nur ein Viertel vorstellen kann, neue Mitarbeiter einzustellen. "Es rechnet sich oft nicht", sagt Rohrmair-Lewis. 46 Prozent erwarten, dass sich die Wirtschaftslage heuer verschlechtert. An eine Besserung glauben nur 12 Prozent. Die Jungunternehmer in der Wirtschaftskammer bekräftigen deshalb ihre langjährigen Forderungen:

- Lohnnebenkosten Für den ersten Mitarbeiter sollen diese im ersten Jahr wegfallen.

- GmbH-Gründung Die Notariatsaktspflicht soll gestrichen werden.

- Veröffentlichungen Pflichtinserate in der Wiener Zeitung sollen nur online erscheinen.

- Crowdfunding Für Start-ups seien Bankkredite "komplett zugedreht", sagt Rohrmair-Lewis. Alternative Finanzierungen sollen erst ab 5 Mio. Euro (statt 250.000 Euro) der Prospektpflicht unterliegen.

Die Pflichtmitgliedschaft in der Wirtschaftskammer hält der JW-Chef für keine große Bürde. Die Umlagen belasteten primär Großfirmen, für Ein-Personen-Unternehmen fielen sie wenig ins Gewicht: "Da zahle ich mehr für Parkstrafen."

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